Kapstadt. . Porsche wird auf der IAA - ab Mitte September in Frankfurt - seinen neuen 911er vorstellen. Optisch wurde er nur geringfügig verändert, doch haben die Zuffenhausener modernste Technik verbaut. Acht Wagen standen jetzt in Südafrika auf dem Prüfstand.
Pünktlich zur Frankfurter IAA im September lüftet Porsche ein Geheimnis: Der neue 911er feiert seine offizielle Weltpremiere. Der Neue unterscheidet sich optisch nur geringfügig vom alten Modell. Doch er ist größer und die Baureihe 991 setzt auf modernste Technik.
Die wichtigste Veränderung gibt es am Heck. Wer Freunden und Bekannten stolz das potente Boxertriebwerk seines 911ers zeigen möchte, schaut in die Röhre. Denn das Herz des Porsche kann ab der neuen Baureihe 991 nicht mehr öffentlich besichtigt werden. Statt einer Motorhaube am Heck ist nur noch eine Serviceklappe zu öffnen, wie man es vor Jahren zum Beispiel vom Öko-Flop Audi A2 kannte.
Ausfahrbarer Spoiler
Das Triebwerk selbst liegt hinter Abdeckungen im Verborgenen. Grund ist die Aerodynamik und ein neues Heckkonstrukt mit einem ausfahrbaren Spoiler, deutlich breiter als man es bisher vom Elfer kannte. Wer den Rücken des 911er sieht, erkennt sogar elegante Designparallelen zu Aston Martin.
"Der Porsche 991 ist ein wirklich neuer 911er", unterstreicht Entwicklungsleiter Bernd Kanau, "der bisherige 997 basierte zu großen Teile auf dem Vorgänger 996. Das ist beim 991 völlig anders." Mehr als drei Jahre lang wurde die neue Baureihe des Porsche-Aushängeschildes in Skandinavien, Deutschland, den USA und Afrika unter die Lupe genommen und auf Herz und Nieren getestet.
Erprobungsteam
Ein Erprobungsteam mit acht Fahrzeugen zog es nach Südafrika. Die düster dreinblickenden Prototypen fallen hier in der Gegend kaum mehr als normale 911er-Modelle auf. Schwarz lackiert und mit Beplankungen an Front und Heck versehen geht es von Kapstadt aus über Paarl und Wellington über die Landstraße R 301 in Richtung Wittebrug Natur Reservat und dann weiter nördlich in die Berge. Fahrwerk und Dämpfer werden im vollen Tagesprogramm ebenso unter die Lupe genommen wie Klimaanlagen, Verkleidungen, Antriebseinheiten und Rad-Reifen-Kombinationen.
Für Bernd Kanau ist es das letzte Projekt. Sein Leben ist der Porsche 911. Seit der G-Serie arbeitet er verantwortlich im Porsche-Entwicklungsteam. Er folgte seinem Vater, der bei den Zuffenhäusern einen ähnlichen Job machte. Im Herbst, wenn der neue Porsche 911 auf den Markt kommt, ist seine Arbeit getan und Kanau geht in den automobilen Ruhestand.
Härteste Materialprüfungen
Er ist gerne in Südafrika, wo Porsche seit über zehn Jahren seine neuen Modelle härtesten Marterprüfungen unterzieht. "Wir testen mittlerweile viel in Weissach an der Simulation", erzählt der zukünftige Pensionär, "aber die Realerprobung ist natürlich durch nichts zu ersetzen. Doch wir gehen heute mit Autos in die Realerprobung, mit denen hätten wir früher den Marktstart gemacht." Man zweifelt kaum an den Worten von Bernd Kanau, denn der Prototyp eines 911 Carrera, den er bewegt, macht abgesehen von den Tarnmatten im Innenraum und den Verkleidungen vor den charakteristischen Leuchteinheiten außen einen weitgehend serienbereiten Eindruck.
Ein paar Verkleidungen der grauen Lederinnenausstattung passen noch nicht so Recht, die Windgeräusche sind unüberhörbar und beim Überfahren von schlechten Straßen und Bodenwellen knarzt es noch mächtig. Zuletzt macht noch das große Schiebedach ein paar Mucken. Doch genau deshalb ist das Entwicklungsteam aus Stuttgart und Weissach an den südlichsten Zipfel von Afrika gekommen. Kleine Fehler gilt es hier auszumerzen.
Geheime Testrouten
Heinz Bernhard kennt diese Region nach unzähligen Aufenthalten in den vergangenen Jahren wie seine Westentasche. Er gehört ebenfalls zum Porsche-Entwicklungsteam, sorgt für die geheimen Testrouten und die Tarnungen der Fahrzeuge. "Es ist hier in Südafrika viel leichter für uns, unbehelligt Prototypen zu testen als in anderen Regionen und insbesondere in Europa", erzählt der Familienvater, "hier gibt es kaum Erlkönigjäger und wir haben gerade in den Bergen freie Fahrt für unsere Tests."
Rund ein halbes Jahr vor Serienanlauf des neuen Porsche 911 der Baureihe 991 ist die gröbste Arbeit gemacht. Jetzt geht es um die finale Erprobung von Serienteilen und die Feinabstimmung. (mid)