Essen. . Strohballen in Flammen, Steinhaufen oder leere Einkaufswagen auf den Schienen, gekappte Kabel und demolierte Signale – es gibt viele Leute, die absichtlich oder gedankenlos Züge in voller Fahrt stoppen.
In NRW kommt es immer öfter zu gefährlichen Störungen im Bahnverkehr. Unbekannte kippen Steine auf Schienen, beschießen Züge mit Steinschleudern oder beschädigen Signale. Es werden Fahrdrähte durchschnitten, Strohballen auf Bahndämmen angezündet und Einkaufswagen in Gleise gestellt.
2010 musste die Bundespolizei deshalb 779-mal in den Einsatz – rund 100-mal mehr als noch zwei Jahre zuvor. Schwerpunkt mit 300 Vorfällen ist die Inspektion Dortmund, die auch Essen, Gelsenkirchen und den Kreis Recklinghausen umfasst, sagte Jens Flören von der Bundespolizei. Starke Zunahmen verzeichnet auch das westliche Revier.
Diebe an der Oberleitung
Schwerwiegend war der Nothalt des Regionalzugs von Köln nach Hamm Ende Mai bei Leverkusen, bestätigt Flören. Hier hatten Diebe Halteseile für die Oberleitung demontiert, die dann herabhing. Sie stand noch unter Spannung, als Fahrgäste den Zug verließen. Tags zuvor hatten Kabeldiebe den Bahnverkehr im Westteil von NRW bei Düren fast lahmgelegt. Flören: „Wir sehen mit Sorge, dass fast täglich Buntmetalle gestohlen werden.“
Marl und Gelsenkirchen sind Schwerpunkte. In Marl trennt die Strecke einen Supermarkt von einer Wohnsiedlung. Hier stehen oft Einkaufswagen im Gleisfeld. Die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal in Gelsenkirchen zieht leichtsinnige Kinder an.
Jede fünfte Störung durch Selbstmord
Kinder und Jugendliche sind oft dieVerursacher – anders als in Berlin, wo es zu Bahnanschlägen mit politischem Hintergrund kommt. „Züge nähern sich fast lautlos“, warnt die Bundespolizei Leichtsinnige. Für Schäden könne zudem 30 Jahre lang Ersatz gefordert werden.
Jede fünfte Verspätung geht auf das Konto von Selbstmorden. Der Suizid des Nationaltorhüters Robert Enke 2009 hat eine dramatische Selbstmordwelle an Bahngleisen ausgelöst. Die Zahl der Suizide stieg damals um 20 Prozent auf 875 für das ganze Jahr 2009 an.