Berlin. . Pedelecs liegen im Trend. Immer mehr schnelle Fahrräder mit Elektromotor sind auf der Straße unterwegs. Unfallforscher weisen allerdings auf die Gefahren hin: Viele Verkehrsteilnehmer seien auf die neue Elektroflitzer bisher nicht vorbereitet.
Schnelle Pedelecs sind nach Ansicht von Unfallforschern eine neue Unfallgefahr im Straßenverkehr. Sie fordern rechtliche und konstruktive Maßnahmen und plädieren für mehr Information über mögliche Gefahren dieser Fahrräder. "Viele Verkehrsteilnehmer sind auf diese neue Fahrradgattung bisher nicht vorbereitet", das hat Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV) in Berlin, beobachtet. Und die Elektroflitzer werden immer mehr. Auf "knapp unter fünf Prozent" schätzt Branchenkenner Gunnar Fehlau vom pressedienst-fahrrad den Anteil der schnellen Pedelecs unter den E-Bikes: "Tendenz steigend."
Pedelecs unterstützen den Radler, solange dieser in die Pedale tritt. Beträgt die abgegebene Leistung dieser Trethilfe nicht mehr als 250 Watt und endet die Unterstützung bei maximal 25 km/h oder wenn der Fahrer mit dem Treten einhält, so bleibt dem Gefährt rechtlich der Status des Fahrrades erhalten. Schnelle Pedelecs (S-Pedelecs), die diese Grenzwerte überschreiten und nicht schneller als 45 km/h sind, müssen entsprechend der europäischen Richtlinien eine Typenprüfung aufweisen. Doch offenbar ist die Zuordnung nicht unproblematisch und deshalb sollte nach Ansicht von UDV-Unfallforscher Brockmann "die Rechtslage durch die Schaffung einer neuen Kraftfahrzeugklasse, 30 km/h-Pedelecs, zumindest für Deutschland schnell geklärt werden". Am besten seien eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h, maximal ein 500 Watt-Motor, Versicherungskennzeichen, Mofa-Prüfbescheinigung und Fahrradhelm. Konstruktiv müssten Pedelecs stabiler werden und deren Bremsen auch bei Nässe dem Gewicht und der Geschwindigkeit angemessen sein.
Vom Fahrrad zum Pedelec
Die UDV-Unfallforscher sehen verschiedene Gefahrenmomente bei den schnellen Pedelecs. Da wäre zum einen eine größere Höchstgeschwindigkeit, vor allem am Berg. Häufigere Überholmanöver seien damit programmiert und durch die vergleichsweise hohe Geschwindigkeit könnten Zusammenstöße sowohl für Radfahrer als auch für Pedelec-Fahrer mit schweren Unfallfolgen enden. Für Autofahrer sei wiederum schwieriger zu erkennen, wie schnell ein Radler unterwegs sei. "Auch ein Senior auf einem Citybike kann jetzt dank Elektrounterstützung viel schneller auftauchen, als aus der Erfahrung gelernt", meint Brockmann. Riskante Situationen könnten daher an Ausfahrten und Kreuzungen entstehen. Schwere Verletzungen bei einem seitlichen Anprall an ein Auto seien nicht nur bei unbehelmten Radlern zu erwarten, wie ein Crashtest gezeigt habe. Ein weiterer Versuch habe offenbart, dass Unfälle zwischen elektrisch unterstützten Fahrrädern und Fußgängern für alle Beteiligten mit schweren Verletzungen enden könnten. (dapd)