Frankfurt/M. Emissionsfrei soll die automobile Zukunft sein. Der Weg dahin ist noch weit. Die ersten Teilabschnitte hat die Branche allerdings schon hinter sich gebrahct. Bei der IAA kann man sich ein Bild davon machen, wer das Rennen um den Antrieb der Zukunft gewinnen könnte. Beispiel: Mercedes.
Die Fahrt in eine emissionsfreie automobile Zukunft hat längst begonnen. Zwar machen japanische Hybrid-Pkw als aktuell umweltfreundlichste Autos mit Spitzenplätzen in Umweltrankings Furore. Trotz Abwrackprämie ist ihr Absatz in Deutschland aber eher bescheiden (Toyota Prius: 2140 Neuzulassungen von Januar bis August 2009, Honda Insight Hybrid: 989). Deutsche Hersteller bringen insbesondere verbesserte Verbrennungsmotoren aus ihren Sparkonzepten BlueMotion (VW), ecoFlex (Opel), Econetic (Ford), Efficient Dynamics (BMW) oder BlueEfficiency und BlueTec (Mercedes) auf den Markt.
Der Verbrennungsmotor ist noch längst nicht verzichtbar
Viel Wirbel gibt es derzeit um erste elektrisch betriebene Testfahrzeuge. Doch bis zum Zeitalter des Elektroautos mit leistungsfähigeren und leichteren Lithium-Ionen-Batterien und der nötigen Strom-Infrastruktur wird noch einige Zeit ins Land gehen. Darin sind sich die Fachleute einig. E-Mobile werden wohl bei aller Förderung auch in zehn bis zwanzig Jahren noch nicht das Bild auf hiesigen Straßen dominieren. Rückgrat individueller Mobilität bleibt vorerst der Verbrennungsmotor, ob weiterentwickelter Diesel oder Benziner.
Dennoch gibt es große Fortschritte auf dem Weg zu emissionsfreier Mobilität. Mercedes-Benz beispielsweise steuert dieses Langfrist-Ziel «mehrspurig» an. Das Roadbook sieht drei technologische Stoßrichtungen vor, erläuterte Thomas Weber, Vorstand für Forschung und Entwicklung Mercedes Car Group: optimierte Verbrennungsmotoren, maßgeschneiderte Hybrid-Module sowie E-Autos mit Brennstoffzelle oder Batterie.
Drei Antriebe im Rennen
Wenn es gelinge, alle drei technologischen Antriebsrichtungen modular aufzubauen und geschickt zu kombinieren, sehe er Daimler für die vielfältigen Bedürfnisse von Kunden, ob aus den USA, China, Saudi-Arabien oder Europa, gut vorbereitet und aufgestellt, zeigte sich Weber optimistisch. Er begegnete damit auch dem vielfachen Vorwurf besonders von Umweltschützern, deutsche Autohersteller hätten die Entwicklung alternativer Antriebstechnologien verschlafen. Räumte doch selbst der Verkehrsclub Deutschland (VCD) gerade ein, die Hersteller seien «aufgewacht». Das Stuttgarter Team, sagte Weber, habe in nur zwei Jahren viele «grüne» Lösungen auf die Straße gebracht, die der Kunde heute bereits kaufen könne.
Schon jetzt gibt es laut Weber 37 Fahrzeuge der Marken smart und Mercedes-Benz, die - laut Norm - weniger als sechs Liter verbrauchen, und mehr als 100 Autos, die schon die Euro-Norm 5 oder sogar 6 erfüllen. Zum Jahresende hätten die Kunden die Wahl zwischen 58 spritsparenden und abgasarmen BlueEfficiency-Modellen. Weitere 18 sollen nächstes Jahr hinzukommen. Ziel sei hier: Diesel sauber wie Benziner und Benziner sparsam wie Diesel.
Aus Mercedes-Sicht bieten Diesel-Hybride derzeit das größte Einsparungspotenzial. Mit einem neuen Vier-Zylinder-Diesel plus Hybridmodul komme das Modellfahrzeug «Vision E 300 BlueTec Hybrid» auf einen Verbrauchsmix von rund 4,5 Litern pro 100 Kilometer und damit nur 119 Gramm CO2 je 1000 Meter. Weber kann sich sogar eine S-Klasse vorstellen, die beim Verbrauch auf 100 Kilometer eine Drei vor dem Komma erreicht.
Mischkonzepte in der Erprobungsphase
Ähnliche Effekte soll der «Concept BlueZero» erbringen. Eine seriennahe Studie ermöglicht auf der Basis einer einzigen Fahrzeugarchitektur ein HightTec-Trio aus drei verschiedenen E-Antriebskonzepten: einen reinen Batterie-Antrieb für bis zu 200 Kilometer Fahrt (E-Cell), einen Brennstoffzellenantrieb mit bis zu 400 Kilometer E-Reichweite (F-Cell) und eine Version mit Verbrennungsmotor als Stromgenerator (Range Extender), die bis 600 Kilometer schafft, 100 davon rein elektrisch. Bei letzteren dienen eine Kombinationen aus Batterie, Brennstoffzelle, Wasserstofftank und E-Motor (F-Cell) oder aus Hochvolt-Lithium-Ionenbatterie, Charger und E- und Verbrennungsmotor (E-Cell Plus) als Antrieb. Alle haben fünf vollwertige Sitze und über 500 Liter Gepäckraum und sind damit alltagstauglich. (ddp)