Essen. Ein Jahr striktes Rauchverbot in NRW – und die Diskussion reißt nicht ab. Doch nicht nur Politik und Verbände sprechen nach wie vor über die Vor- und Nachteile des seit 1. Mai 2013 gültigen Nichtraucherschutzgesetzes. Auch unseren Usern bietet das Thema weiterhin viel Diskussionsstoff.
Ist das strikte Rauchverbot nun sinnvoll oder sollte es wieder Ausnahmeregeln geben? Wirkt das Gesetz „wie ein Brandbeschleuniger für das Kneipensterben“, wie der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) meint? Oder war die Lieblingskneipe an der Ecke auch schon vor dem Rauchverbot von der Schließung bedroht? Welche Erfahrungen haben Raucher wie Nichtraucher in den vergangenen zwölf Monaten mit dem Gesetz gemacht? – In unseren Kommentaren und auf Facebook wird über diese und andere Fragen heiß diskutiert.
Zurück zur vorherigen Regelung?
Die mit Abstand meisten Likes auf Facebook erhielt bisher Nutzer Marco Juliano mit seinem Kommentar: „Totaler Quatsch! Zurück zur vorherigen Regelung (mit abgetrennten Räumen etc). Das hat KEINEN Nichtraucher diffamiert.“ Auch andere User plädieren für eine solche Rückkehr zu den alten Regelungen. Etwa Martin Wechler, der auf Facebook schreibt: „Gerade in Kneipen, wo z.B. Fußball geschaut, gewürfelt wird oder so sollte es weiterhin gestattet sein, wenn es einen eigenen Bereich gibt.“ Userin Simone Bock Stellmacher sieht im strikten Rauchverbot gar einen „Einschnitt in die Privatsphäre“. Sie kommentiert auf Facebook: „Ich finde es gut, dass es in den öffentlichen Einrichtungen und an den Arbeitsplätzen ein Rauchverbot gibt... aber sonst sollte jeder seinem Hobby Rauchen nachgehen dürfen, wo und wann er will... zum Beispiel in Kneipen.“
Doch auch die Gegenseite bietet Argumente – darunter Arne Bleckmann: „Endlich kann ich wieder in unsere Stammkneipe gehen, ohne nachts noch duschen zu müssen, weil man wie ein Iltis von Kopf bis Fuß, von Jacke bis Socken stinkt.“ Ähnlich sieht es User Blecheule: „Wir waren letztens auch wieder in einem Laden, in dem trotz Verbots geraucht wurde. Da wurde mir erstmal wieder klar, wie ekelhaft das ist, den kalten Rauch einzuatmen und den ekligen Gestank auch am nächsten Morgen noch in den Kleidern zu haben.“ Neben der Hygieneproblematik wird auch der Gesundheitsaspekt in den Kommentaren betont: „Rauchverbot, Rauchverbot. Es ist das NICHTRAUCHERSCHUTZGESETZ!“, schreibt Gaby Selinger auf Facebook. Es gehe nicht darum, den einen das Rauchen zu verbieten, sondern die Gesundheit der anderen zu schützen.
„Auch als Nichtraucher habe ich zu büßen“
Oliver Benz beklagt sich über das strikte Rauchverbot als einen Grund für das sogenannte „Kneipensterben“: „Kneipen und alteingesessene Bars sind der Schließung nah. Das kann doch nicht sein. Es ist doch für jeden klar, wenn man in die Eckpfeiler geht, dass dort geraucht wird.“ Christoph Kühnemund bestätigt das: „Meine jahrelange Stammkneipe in Bochum hat zugemacht. Als Nichtraucher hab ich also auch büßen müssen.“
Andere User sehen keinen Zusammenhang zwischen Nichtraucherschutzgesetz und dem Ende vieler Kneipen: Denn diese seien bereits vor dem strikten Rauchverbot „tot gewesen“, wie Nutzer Claus Homm meint. Mehrere User machen stattdessen angezogene Getränkepreise verantwortlich für die sinkende Zahl von Kneipenbesuchern: „Denn bei 2% Reallohnzuwachs seit 10 Jahren, aber 50% angestiegenen Bierpreisen in Kneipen, ist es vor allem die Arbeiterschicht, die fernbleibt, weil sie es sich schlichtweg nicht mehr leisten kann“, schreibt Nutzer FreieMeinungBo.
Nebeneffekte mal erfreulich, mal weniger
„Ein Jahr Rauchverbot in NRW – was hat's für euch gebracht?“, haben wir auf Facebook gefragt. Positive wie negative Erfahrungen kamen dabei zutage. Für Nutzer Marc Bendig hatte das Nichtraucherschutzgesetz sicherlich einen erfreulichen Nebeneffekt: „Habe es zum Anlass genommen, damit aufzuhören, und bin jetzt seit einem Jahr rauchfrei.“ Auch User Guido Bartilla hat das Rauchen im Zuge des Verbots aufgegeben. Nichtraucher Michael Kuethe lehnt das Rauchverbot hingegen ab, da es zu „weniger Gemütlichkeit in Gaststätten“ führe. Ähnlich sieht es Stefan Simmnacher: Ihm bringe das Gesetz „nix, außer dass ich als Nichtraucher jetzt auch vor der Kneipentür rumlungere, weil ich sonst drinnen fast alleine bin und meine Kumpels alle draußen stehen“. Und das wiederum bringt neue Probleme: „Höherer Lärmpegel abends auf der Straße, wenn die schon angetrunkenen Raucher vor der Kneipe/dem Lokal stehen und sich unterhalten“, beklagt sich Nutzerin Sonja Riege auf Facebook.
Ein Jahr striktes Rauchverbot in NRW – unsere Nutzer haben Bilanz gezogen: Für die einen war es längst überfällig, die anderen lehnen es rigoros ab. Die Diskussion darüber wird wohl auch in Zukunft nicht abreißen.