Berlin. Krankenhäuser sollen zukünftig finanziell dafür belohnt werden, wenn sie mehr Personal einstellen. Momentan bekommen die Krankenhäuser für einzelne medizinische Leistungen sogenannte Fallpauschalen. Dabei wird jedoch nicht der Pflegeaufwand berücksichtigt. Das soll sich demnächst auf Kosten der Krankenkassen ändern.
Zur Bekämpfung des Pflegemangels in den Krankenhäusern will die Bundesregierung mehr finanzielle Anreize setzen. Nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" sollen Kliniken künftig dafür belohnt werden, wenn sie ausreichend Krankenpfleger und -schwestern beschäftigen. Zahlen sollen die Krankenkassen.
"Gute und fachkundige Behandlung ist nur möglich, wenn Pflegekräfte und Ärzte nicht dauerhaft überlastet sind", sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) der Zeitung. Falschbehandlungen und Probleme, die auf Zeitmangel und Überlastung zurückzuführen sind, könnten vermieden werden. Gröhes Haus verhandelt demnach bereits mit dem Bundesfinanzministerium. Denkbar sei, dass ein Krankenhaus, das mehr Pfleger pro Station beschäftigt, mehr Geld erhalten soll als eines mit knapper Personalausstattung.
Derzeit gibt es Fallpauschalen
Derzeit bekommen die Krankenhäuser von den Kassen für einzelne medizinische Leistungen wie Operationen sogenannte Fallpauschalen, unabhängig von der Dauer oder der Zahl. In ihrem Koalitionsvertrag hatten Union und SPD einige Änderungen in Aussicht gestellt. So sollen Personalkosten im Pflegebereich bei den Fallpauschalen künftig anders gewichtet werden. Auf dem Deutschen Pflegetag hatte Gröhe vor kurzem betont, es dürfe nicht sein, dass Krankenhäuser an Personal sparen, weil sie Mittel etwa für die Finanzierung der Betriebskosten verwenden müssen.
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Laut Statistischem Bundesamt haben die Kliniken seit Einführung der Fallpauschalen 1996 rund 50.000 Arbeitsplätze für Pfleger und Schwestern abgebaut. Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Alfred Dänzer, sagte der "WamS", den Kliniken sei durchaus bewusst, dass es an Pflegern fehle. Verantwortlich sei die restriktive Ausgabenpolitik der Krankenkassen. "Unsere Personalkosten steigen Jahr für Jahr um jeweils drei Prozent, aber die Kassen geben uns nur zwei Prozent dazu", kritisierte er. Auch die Bundesländer kämen ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Kliniken häufig nicht nach.
Pflegereform ist ein großer Schwerpunkt der Koalition
Die Pflegereform ist einer der großen Schwerpunkte der schwarz-roten Koalition. Zu den Zielen gehören die Gewinnung zusätzlicher Fachkräfte sowie verbesserte Leistungen für die Pflegebedürftigen, deren Angehörige und die Beschäftigten. Durch die schrittweise Anhebung des Pflegebeitrags ab 2015 sollen zudem insgesamt fünf Milliarden Euro mehr pro Jahr für den Pflegebereich zur Verfügung stehen.
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt. Derzeit sind mehr als 2,5 Millionen Menschen pflegebedürftig. Bis 2030 wird diese Zahl auf etwa 3,5 Millionen anwachsen. Auf der anderen Seite fehlen bereits heute tausende Pflegekräfte. (AFP)