Bayreuth. Die deutschen Stromnetz-Betreiber haben 2011 deutlich häufiger in die Stromproduktion eingreifen müssen, um die Stabilität der Stromversorgung zu gewähren. So habe unter anderem ein altes Öl-Kraftwerk bei Graz wieder ans Netz gebracht werden müssen.
Nach der Energiewende kann die Stabilität der deutschen Stromversorgung in diesem Winter offenbar nur schwer aufrechterhalten werden. Der Netzbetreiber Tennet musste bereits am 8. und 9. Dezember erstmals auf Reserve-Kraftwerke in Österreich zurückgreifen, wie ein Sprecher der Bundesnetzagentur am Donnerstag auf dapd-Anfrage sagte. Das Unternehmen sprach von einer Vorsichtsmaßnahme.
Um die Stabilität der Stromversorgung noch garantieren zu können, habe unter anderem ein altes Öl-Kraftwerk bei Graz wieder ans Netz gebracht werden müssen, sagte der Sprecher der Netzagentur. Er bestätigte damit einen Bericht der Tageszeitung "Die Welt".
Tennet betreibt eigenen Angaben zufolge in Deutschland Höchstspannungsnetze und ist für den Transport von Energie über große Entfernungen zuständig. Das Netz des Betreibers reicht von Norddeutschland bis nach Bayern. Es deckt den Angaben nach rund 40 Prozent der Fläche der Bundesrepublik ab.
Netzbetreiber spricht von Vorsichtsmaßnahme
Eine Tennet-Sprecherin sagte, es sei aufgrund von Prognosen eine "kritische Netzsituation" befürchtet worden. Daher habe das Unternehmen vorsorglich auf die Kraftwerke in Österreich zurückgegriffen.
Den Angaben zufolge kam es am 8. und 9. Dezember zu einer besonderen Situation, einer Kombination aus hoher Windkraft-Leistung im Norden und hoher Verbrauchslast im Süden Deutschlands. An den beiden Tagen habe das Sturmtief Ekkehard für ein fast volles Windkraftangebot von rund 20.000 Megawatt in Norddeutschland gesorgt. Wegen fehlender Leitungen habe diese Energie aber nicht nach Süden transportiert werden können.
Erschwerend sei hinzugekommen, dass der Block C des RWE-Atomkraftwerks Gundremmingen unplanmäßig abgeschaltet war, weil 2 der 784 Brennelemente wegen leichter Defekte ausgetauscht werden mussten.
Volle Kapazitäten der Kraftwerke genutzt
Die Sprecherin sagte weiter, zunächst seien nur geringe Mengen Strom, später dann die vollen Kapazitäten der österreichischen Reserve-Kraftwerke genutzt worden. "Es hat sich bestätigt, dass wir mit der Vorsorge richtig lagen", sagte die Sprecherin weiter.
Im Zuge der deutschen Energiewende wurden im vergangenen Jahr 8 von 17 Atomkraftwerken abgeschaltet. Bei drohenden Engpässen können die Netzbetreiber aber auf die von der Bundesnetzagentur bestimmten Reserve-Kraftwerke in Deutschland und Österreich zurückgreifen. Nach Einschätzung der Netzagentur kann es insbesondere im wirtschaftlich starken Süden des Landes im Winter zu Stromengpässen kommen. (dapd/afp)