Teheran. Offenbar aus Wut über neue Sanktionen haben iranische Demonstranten die britische Botschaft in Teheran gestürmt. Dort sollen sie Scheiben eingeworfen und die britische Flagge verbrannt haben. Demonstranten stürmten außerdem ein weiteres Gelände.

Mehr als 20 iranische Demonstranten haben am Dienstag in der Hauptstadt Teheran das Gelände der britischen Botschaft gestürmt. In Bildern des staatlichen Fernsehens war zu sehen, wie einige Teilnehmer einer anti-britischen Kundgebung auf das Gelände der Vertretung vordrangen und Fensterscheiben einwarfen. Die halbamtliche Nachrichtenagentur Mehr meldete, Demonstranten hätten die britische Fahne verbrannt und an ihrer Stelle die iranische Flagge gehisst. Das britische Außenministerium reagierte entrüstet.

Sicherheitskräfte versuchten, die Protestierenden herauszudrängen. Der Nachrichtenagentur Irna zufolge wurde auch ein zweites, an einem anderen Ort in Teheran gelegenes Botschaftsgelände gestürmt. Auf dem Gelände im Norden der iranischen Hauptstadt befinden sich Gästehäuser für britische Diplomaten sowie deutsche, britische und französische Schulen. Dort seien als geheim eingestufte Dokumente entwendet worden. Die Angestellten seien durch eine Hintertür geflüchtet.

Nicht von der Regierung geplant

Die Demonstranten protestierten mit ihrer Aktion gegen die britische Rolle bei den neuen, im Atomstreit gegen den Iran verhängten Sanktionen. Die iranische Führung hatte an den Vortagen bereits beschlossen, die Beziehungen zu Großbritannien einzuschränken und den Botschafter auszuweisen.

Die britische Regierung zeigte sich empört. Ein solcher Vorgang sei völlig inakzeptabel, erklärte das Außenministerium in London. Die iranische Regierung sei nach dem Völkerrecht verpflichtet, Diplomaten und Botschaften zu schützen. Ein iranischer Regierungsvertreter sagte, die Aktion sei nicht von der Regierung geplant worden.

Die Regierung in London hatte vor einigen Tagen ihre Sanktionen gegen die Islamische Republik verschärft. Mit der verschärften Sanktionspolitik reagiert der Westen auf den jüngsten Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), in dem zum ersten Mal "glaubwürdige Hinweise" für eine militärische Dimension des iranischen Atomprogramms aufgelistet wurden. Der Iran weist die Vorwürfe zurück und betont den zivilen Charakter seines Atomprogramms. (rtr)