Mülheim. Badminton-Spielerin Yvonne Li will bei den German Open in Mülheim um den Titel kämpfen. Seit knapp fünf Jahren lebt sie in der Ruhrstadt.
Badminton ist in Asien Volkssport. Egal ob in China, Japan oder Indonesien – die Besten der Besten kommen aus Fernost. Auch die aktuell beste deutsche Badmintonspielerin hat chinesische Wurzeln. Yvonne Li, Nummer 48 der Weltrangliste und deutsche Meisterin. Am Mittwochabend, um 18.25 Uhr, schlägt die 20-Jährige, die in Mülheim lebt, bei den German Open gegen Lyanny Alessandra Mainaky aus Indonesien auf.
Seit knapp fünf Jahren lebt die aktuell beste deutsche Badmintonspielerin in der Ruhrstadt, trainiert dort am Bundesstützpunkt. Für das Abitur zog die gebürtige Hamburgerin einst ins Ruhrgebiet, hat diesen Schritt bis heute nicht bereut. „Ich kann zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Training fahren“, weiß Li die Vorteile der kurzen Wege zu schätzen. So wie jetzt, während des größten deutschen Badmintonturnieres, bei dem auch internationale Topleute wie der amtierende Weltmeister Kento Momoto aus Japan oder der zweifache Olympiasieger Lin Dan aus China am Start sind.
Asiaten im Badminton genetisch im Vorteil?
In seiner Heimat ist Lin Dan ein Volksheld – und auch Yvonne Li weiß um den Stellenwert des schnellsten Rückschlagsports der Welt im Heimatland ihrer Eltern. „Meine Eltern haben Badminton als Hobby gespielt, viele ihrer Freunde auch. Vielleicht sind wir genetisch etwas im Vorteil was die Schnellkraft angeht“, sagt Li. Trotzdem ist sie froh, dass sie in Deutschland aufgewachsen ist, betont: „Ich weiß nicht, ob ich mich in China für den Sport entschieden hätte. Das Training dort ist sehr hart, die Konkurrenz groß. Wenn man es schafft, bekommt man alles. Die Ausbildung wird aber vernachlässigt. Wer es nicht schafft, steht mit leeren Händen da“, begründet die Studentin im Fach Wirtschaftsingeneurwesen.
Die Leidenschaft zum Badminton hat sie früh entdeckt. Die Familie hat sie an den Sport herangeführt. Immer wenn der ältere Bruder beim Training war, haben die jüngere Yvonne und ihr Vater in einer Ecke die Bälle hin und her geschlagen. „Ich glaube er hat schnell gemerkt, dass ich ein Gefühl dafür habe, den Ball gut zu treffen.“
Mit 16 Jahren lebte Li im Mülheimer Internat
Li ging in den Verein, fand mit Jacek Hankiewicz einen ersten Förderer. Das Talent entwickelte sich stetig weiter, im Alter von 16 Jahren folgte der Wechsel nach Mülheim, fortan lebte sie im Internat. „Das war eine Umstellung. Ich musste mich selbst verpflegen. Da habe ich gemerkt, was meine Eltern alles an Arbeit in mich investiert haben.“
An der Luisenschule macht Yvonne Li ihr Abitur, auf dem Platz wird sie immer besser. Vor zwei Jahren kämpft sie sich bei den German Open durch die Qualifikation ins Hauptfeld, scheidet dort in der zweiten Runde aus. 2018 kann sie nicht teilnehmen – das Turnier wurde aufgewertet, die Startplätze sind rar. Für Li reicht es nicht, um in die Qualifikation zu kommen. Kurz zuvor hatte sie auch das Finale um die deutsche Meisterschaft gegen Luise Heim verloren.
Eltern kündigen Besuch an
Daraus zieht sie Motivation, klettert in der Weltrangliste – und holt Anfang Februar in Bielefeld ihren ersten nationalen Titel. „Ich habe im gesamten Jahr gut gearbeitet. Cool, dass ich mich so belohnen konnte.“ Der Sieg gibt ihr Selbstvertrauen, bei der Team-Europameisterschaft darf sie die Einzel für das deutsche Team bestreiten – und gewinnt mit der Mannschaft die Silbermedaille. „Da habe ich schon gespürt, dass die Trainer mehr Vertrauen haben“, so Li.
Die jüngsten Erfolge sollen aber längst nicht das Ende der Entwicklung sein. „Ich will das Grundtempo in meinem Spiel weiter erhöhen und auch technisch weiter dazulernen“, sagt Yvonne Li. Der Weg zu den internationalen Topleuten ist noch ein weiter, das Fernziel heißt Olympische Spiele 2020 in Tokio. „Als Kind konnte ich dafür nur träumen, jetzt wird es greifbar“, weiß Li. Zunächst ist sie aber heute Abend gefordert. Der Lohn für den Sieg? Der Einzug in die zweite Runde und ein Besuch der Eltern. Die haben sich nämlich für Donnerstag angekündigt.