Istanbul. Heftige Kämpfe zwischen Kurden und Dschihadisten vertrieben Tausende Syrer aus der Stadt Tell Abjad. Die ersten passieren jetzt die türkische Grenze.
Nach tagelangem Ausharren an der Grenze sind mehrere Tausend Menschen vor den heftigen Gefechten in der nordsyrischen Stadt Tell Abjad in die Türkei geflohen. Die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, nach Öffnung der Grenze am Sonntagabend hätten 2800 Flüchtlinge den Übergang zur türkischen Stadt Akcakale passiert.
Die Nachrichtenagentur DHA meldete sogar 4630 Flüchtlinge. Aus der Region sind in den vergangenen zwei Wochen nach Angaben von Anadolu rund 20.000 Syrer in die Türkei geflohen.
IS-Kämpfer zwingen angeblich Flüchtlinge ins Kampfgebiet zurück
Kurdische Volksschutzeinheiten (YPG) rückten am Montag weiter auf die von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beherrschte Stadt vor. Die Kurden hätten einen Vorort südöstlich von Tell Abjad erobert, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Ein Korrespondent des lokalen Radiosenders Arta FM berichtete, die Volksschutzeinheiten seien bis auf fünf Kilometer an die Stadt herangekommen.
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Sollten die Kurden Tell Abjad einnehmen, würde der IS die Kontrolle über einen wichtigen Teil der Grenze verlieren. Damit wäre die schnellste Verbindung zwischen der syrischen IS-Hochburg Al-Rakka und der Türkei abgeschnitten. Die Kurden könnten zugleich die von ihnen kontrollierten Gebiete um die Stadt Kobane im Norden und die Stadt Kamischli im Nordosten des Landes vereinen.
Die türkischen Behörden hatten die Grenze am Sonntagabend und dann wieder am Montag geöffnet. Zuvor hätten IS-Kämpfer Zivilisten, die in brütender Hitze an der Grenze warteten, zurück nach Tell Abjad gezwungen. Anadolu berichtete, bei den Flüchtlingen handele es sich vor allem um Turkmenen und Araber.
Rebellengruppen werfen Kurden "ethnische Säuberung" vor
Die YPG ist mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden. Die Türkei verdächtigt die YPG, bei ihrem Vormarsch Turkmenen und Araber aus deren Siedlungsgebieten zu vertreiben. Ein Bündnis von islamistischen Rebellengruppen warf den Kurden am Montag in einer Erklärung eine "ethnische Säuberung" vor.
Die Regierung in Ankara befürchtet außerdem, die Kurden in Syrien könnten einen eigenen Staat ausrufen und damit Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden in der Türkei befördern. In der Türkei haben nach UN-Angaben mehr als 1,7 Millionen Syrer Zuflucht gesucht. (dpa)