Dorsten. Hannah Mauritz Kind ist ein Hund. Und das soll auch so bleiben. Von der Gesellschaft erntet die kinderlose Frau deshalb Kritik. Ein Protokoll.
Vier Frauen aus dem Ruhrgebiet haben ganz unterschiedliche Lebensmodelle gewählt: Drei von ihnen haben Kinder und arbeiten in Vollzeit, in Teilzeit oder gehen keinen Beruf nach. Eine Frau hat sich gegen Kinder entschieden. Redakteurin Laura Lindemann hat protokolliert, welche Herausforderungen sie in ihrem Alltag bewältigen müssen, welche Vorurteile ihnen entgegen schlagen und was sie sich von der Politik wünschen. Lesen Sie hier das Protokoll einer jungen Frau aus Dorsten, die ihr Leben ohne Kinder plant:
Hannah Mauritz (29), kinderlos: „Jetzt, wo ich auf die 30 zugehe, habe ich das Gefühl, dass die Leute bei mir genau hinschauen. Ständig bekomme ich Fragen wie: „So langsam müsste es ja mal so weit sein mit dem Kinderkriegen“ oder „nicht, dass du deine Entscheidung später bereuen wirst, wenn dich niemand im Altenheim besuchen kommt.“ Das finde ich grenzübertretend und zeigt mir, dass meine Entscheidung von vielen Bekannten und Verwandten noch immer nicht akzeptiert wird.
Dabei wusste ich schon als Teenie, dass ich keine Kinder haben möchte. Zum Glück empfindet mein Freund, mit dem ich seit 13 Jahren zusammen bin, auch so. Dadurch haben wir Freiheiten, die unsere Freunde mit Kindern nicht haben. Ich arbeite im Qualitätsmanagement, kümmere mich um meinen Hund und habe viele Hobbys.
Mehr Freiheiten ohne Kind
Freiheiten wie spontan für ein paar Tage zu meiner besten Freundin nach Hessen zu fahren, um von dort aus im Homeoffice zu arbeiten, möchte ich nicht aufgeben. Oder nach einem stressigen Arbeitstag nach Hause kommen, mich an den PC setzen, zu malen oder noch mal aufs Rad zu steigen. Außerdem ist mir die Verantwortung für ein eigenes Kind zu groß.
Schon als Jugendliche hat mein Umfeld mich nicht ernst genommen, da hieß es immer: „Das wird sich noch ändern, wenn du erstmal erwachsen bist. Wenn deine biologische Uhr einmal tickt, kommt der Kinderwunsch ganz von alleine.“ Weil ich eine Frau bin, gehen viele Menschen automatisch davon aus, dass ich ein Kind bekommen will. (Weiterlesen: Geschäftsleiterin: Ich will keinen Job, weil ich eine Frau bin)
„Ich kann nur eine gute Mutter sein, wenn ich mich dafür entscheide“
Ich werde darauf häufiger angesprochen als mein Partner. Denn obwohl er auch kein Vater werden will, wird er von seinem Umfeld gefragt, warum ich ihm kein Kind schenke. Darauf reagiere ich mit Trotz. Schließlich kann ich nur eine gute Mutter sein, wenn ich mich bewusst dafür entscheide.
Ich wünsche mir, dass die Menschen sehen, dass ich eine verantwortungsvolle Entscheidung getroffen habe, nur eben in die andere Richtung. Durch mein Ehrenamt in der Tierrettung gebe ich der Gesellschaft auch so etwas zurück. Mit einem Foto von einem Golden-Retriever-Welpen erobert man mein Herz nun mal mehr als mit einem Babyfoto.“
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