Essen. Zwischen Müttern und Vätern gibt es in NRW große Unterschiede, wie viel sie Zeit im Job verbringen. Das hat nicht nur finanzielle Folgen.
Wer eine Familie gründet, der tritt in eine neue Lebensphase ein. Doch wie intensiv sich Frauen und Männer um Kinder und Haushalt kümmern und wie viel Zeit sie für den Beruf aufwenden, ist zwischen den Geschlechtern sehr ungleich verteilt. Während 90 Prozent der Väter in Nordrhein-Westfalen Vollzeit arbeiten, macht das nur jede vierte Frau mit Kindern. Knapp 43 Prozent der Mütter arbeiten in Teilzeit. Dieses Arbeitsmodell verfolgen derweil nur drei Prozent der Männer mit Kindern.
Das belegen Analysen vom Data Institute der Funke Mediengruppe, zu der auch dieser Zeitungstitel gehört. Zugrunde liegen repräsentative Umfragen der Gesellschaft für Integrierte Kommunikationsforschung aus dem Jahr 2022.
31 Prozent der Mütter sind demnach nicht berufstätig. Bei Männern mit Kindern haben sieben Prozent keinen Job. Fast alle Männer geben an, das Haupteinkommen für ihre Familien zu verdienen. Selbst bei den Müttern, die Vollzeit arbeiten, sagen das nur 28 Prozent. Männer haben zudem in dieser Lebensphase sehr viel häufiger eine leitende Funktion inne.
Mütter blicken weniger optimistisch in die Zukunft
In der Folge ist das persönliche, durchschnittliche Einkommen der Väter doppelt so hoch wie das der Mütter. Die Frauen blicken zudem deutlich weniger optimistisch in die Zukunft, was die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes und ihr Einkommen angeht. Besonders kritisch bewerten sie ihre persönliche Vermögensentwicklung.
Für den Haushalt fühlen sich im Schnitt 87 Prozent der Frauen verantwortlich. Auch wenn die Mütter voll berufstätig sind, geben 80 Prozent von ihnen an, vor allem für die Familien- und Hausarbeit zuständig zu sein. Bei den Vätern sagen heute 17 Prozent, dass sie vor allem für den Haushalt zuständig sind. Dieser Wert lag im Jahr 2015 noch bei elf Prozent.
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Kaum Veränderungen bei Arbeitszeitmodellen von Vätern
Bei der Arbeitszeit hat sich bei den Männern in den vergangenen Jahren kaum etwas verändert. In Teilzeit haben 2015 weniger als ein Prozent der Väter gearbeitet - heute sind es drei Prozent. Größer sind die Veränderungen bei den Frauen: Waren noch vor acht Jahren 40 Prozent der Mütter nicht berufstätig, wählen dieses Modell heute deutlich weniger Frauen (31 Prozent). Der Anteil der Vollberufstätigen ist um neun Prozent gestiegen, Teilzeit ist stabil geblieben.
Vier Prozent der Frauen planen ihr Leben ohne Kinder
Ohne Kinder zu leben können sich in Nordrhein-Westfalen nur vergleichsweise wenige Frauen vorstellen. Vier Prozent geben das an. Dagegen lebt gerade jede vierte Frau in der Familienphase. Sie hat also Kinder unter 18 Jahren. (Mit Unterstützung von Catherin Hiller und Lena Krüper / The Data Institute Funke)
Welchen Erwartungen und Vorurteilen vier Frauen aus dem Ruhrgebiet ausgesetzt sind, die ganz unterschiedliche Lebensmodelle verfolgen:
- „Mutter-Sein ist ein Vollzeit-Job“ - Protokoll mit einer jungen Wittenerin, die Hausfrau war
- „Vollzeit und Kinder - Am Anfang hatte ich ein schlechtes Gewissen“ - Protokoll mit einer Frau aus Gelsenkirchen
- „Für viele Kinderlose war ich die Mutti, die mal wieder ausfällt“ - Protokoll mit einer Alleinerziehenden aus Essen, die in Teilzeit arbeitet
- „Ich wusste schon als Teenie, dass ich keine Kinder will“ - Protokoll mit einer Frau aus Dorsten, die ihr Leben ohne Kinder plant