Kreuztal. Angekündigte Arbeitsplatzverluste bei Thyssenkrupp alarmieren Beschäftigte und Gewerkschaft. Das Werk in Kreuztal-Eichen soll geschlossen werden.

Die Gewerkschaft IG Metall warnt vor einem Domino-Effekt infolge des geplanten Arbeitsplatzabbaus bei Deutschlands größtem Stahlunternehmen Thyssenkrupp. „Der Stahl ist sozusagen der Grundstoff, wovon das ganze Ruhrgebiet, das ganze Siegerland und Sauerland lebt“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler im Deutschlandfunk. Das müsse jedem klar sein. 

„Gerade die mittelständische Industrie hängt von dem Stahl ab“, betonte Giesler, der auch Vize-Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssenkrupp Steel ist. Deshalb müssten der Stahl-Standort, die Arbeitsplätze und die Wertschöpfungskette gesichert werden. 

Wie das Unternehmen mitgeteilt hatte, soll die Zahl der Arbeitsplätze innerhalb von sechs Jahren um 11.000 schrumpfen. Von jetzt 27.000 Stellen sollen dann noch 16.000 übrig sein. 

Thyssenkrupp-Betriebsversammlung in Kreuztal-Eichen

Der Standort im siegerländischen Kreuztal-Eichen mit derzeit noch 500 Beschäftigten soll geschlossen werden. Dort findet am heutigen Dienstag eine Betriebsversammlung statt, um die Arbeitnehmer zu informieren. Gegen 11.30 Uhr trifft NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann in Eichen ein; er ist direkt von einer Sondersitzung in Düsseldorf aufgebrochen, bei der es um die Krise bei Ford in Köln ging. Die Kreuztaler Belegschaft empfängt ihn auf dem Parkplatz des einstigen „Werksgasthauses“, das sie inzwischen „Eichener Hamer“ nennen. Drinnen ist die Betriebsversammlung unterbrochen, Betriebsratsvorsitzender Helmut Renk hat die drei Vorstände Dennis Grimm, Philipp Conze und Marie Jaroni wieder nach Duisburg entlassen.

Laumann in Eichen
Beschäftigte stehen am Dienstag vor Thyssenkrupp Steel in Kreuztal-Eichen.  © WP | Steffen Schwab

„Kaum zu fassen“ sei die aktuelle Entwicklung, sagt Minister Laumann. Der Standort Eichen sei „noch nie in der Diskussion gewesen, er ist auch nicht in den roten Zahlen. Eine Schließung würde teurer als die Weiterführung.“ Bevor Laumann in den sich wieder füllenden Versammlungssaal geht, macht er klar: „Es ist jetzt Aufgabe des Managements, ein Zukunftskonzept für die Produktion von Stahl in NRW vorzulegen.“ Die Produktion von Stahl sei Grundlage für den starken Maschinenbau im Land, berührt werde der „industrielle Kern Nordrhein-Westfalens“.

IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler, der auch stellvertretender Vorsitzender des Steel-Aufsichtsrates ist, zieht erneut die „roten Linien“: Bevor Standortschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen seien, werde es keine Verhandlungen geben. Im montanmitbestimmten Steel-Aufsichtsrat ist die Arbeitnehmerseite in einer starken Position. „Es wird nur das passieren, was wirklich sinnvoll ist.“ (mit dpa)

Ein Holzkreuz als Protest gegen eine geplante Schließung des Werkes steht am Standort Kreuztal-Eichen des Stahlherstellers Thyssenkrupp. Der Standort mit derzeit noch 500 Beschäftigten soll geschlossen werden, an den anderen Standorten soll die Zahl der Arbeitsplätze gesenkt werden.
Ein Holzkreuz als Protest gegen eine geplante Schließung des Werkes steht am Standort Kreuztal-Eichen des Stahlherstellers Thyssenkrupp. Der Standort mit derzeit noch 500 Beschäftigten soll geschlossen werden, an den anderen Standorten soll die Zahl der Arbeitsplätze gesenkt werden. © dpa | Rene Traut