Duisburg/Düsseldorf. Angesichts der Abbaupläne von Thyssenkrupp schaltet sich NRW-Ministerpräsident Wüst ein und macht Druck auf das Stahl-Management.
Angesichts von Plänen des Managements zum Abbau Tausender Arbeitsplätze bei Deutschlands größtem Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel appelliert NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) an die soziale Verantwortung der Unternehmensleitung. „Die Ankündigungen von Thyssenkrupp sind ein Schock für Tausende Beschäftigte und ihre Familien. Sie sind leider eine abermals schlechte Nachricht für den Industriestandort Deutschland“, sagte Wüst in einer ersten Reaktion auf die Ankündigungen des Thyssenkrupp-Managements. Zugleich forderte der NRW-Regierungschef: „Der Stellenabbau muss sozialverträglich erfolgen – mit Perspektiven für die betroffenen Beschäftigten. Die Landesregierung hat die klare Erwartung an das Unternehmen, dass es zu keinen betriebsbedingten Kündigungen kommt.“
Bislang hat der Vorstand von Thyssenkrupp Steel betriebsbedingte Kündigungen nicht kategorisch ausgeschlossen. Die Unternehmensleitung um den neuen Stahlchef Dennis Grimm erklärte lediglich, es sei „das erklärte Ziel, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden“.
Thyssenkrupp Steel will sich von rund 11.000 Arbeitsplätzen trennen
Deutschlands größter Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel will sich durch Stellenabbau und Job-Ausgliederungen von rund 11.000 Arbeitsplätzen trennen. Entsprechende Pläne habe der Vorstand der Stahlsparte dem Strategieausschuss des Aufsichtsrats vorgestellt, teilte das Unternehmen am Montag mit. Es gehe um ein „umfassendes industrielles Zukunftskonzept“ für den Stahlhersteller. Die Abbau- und Ausgliederungspläne des Vorstands betreffen mehr als jeden dritten Arbeitsplatz im Unternehmen. Zu Thyssenkrupp Steel gehören derzeit rund 27.000 Beschäftigte.
Durch Veränderungen im Produktionsnetzwerk und „eine deutliche Straffung der Verwaltungen“ will der Stahlkonzern eigenen Angaben zufolge bis zum Jahr 2030 etwa 5000 Arbeitsplätze abbauen. Zudem sollen weitere rund 6000 Arbeitsplätze durch Ausgliederungen auf externe Dienstleister oder den Verkauf von Geschäftstätigkeiten überführt werden.
NRW-Ministerpräsident Wüst erklärte, er sei sowohl mit der Unternehmensführung als auch mit Vertreterinnen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern persönlich im Austausch. „Wir werden die weiteren Schritte eng begleiten“, sagte der NRW-Regierungschef. „Dabei ist klar, dass auch der Mutterkonzern seinen Pflichten gegenüber seiner Stahltochter gerecht werden muss.“
Wüst zu Thyssenkrupp: „Stahl muss auch Zukunft in Deutschland haben“
Auch wenn die Stahlbranche in Europa seit langem unter enormen Druck stehe, sei für ihn klar, dass Stahl auch in Zukunft gebraucht werde, so Wüst. „Und Stahl muss auch Zukunft in Deutschland haben. Daher ist es entscheidend, dass wir wettbewerbsfähige Unternehmen haben.“ Auf Bundesebene sei dafür „schnellstmöglich eine wirtschaftspolitische Schubumkehr“ notwendig: „Energiepreise runter, Bürokratie abbauen, Investitionsbedingungen verbessern: nur so kommt der Industriestandort Deutschland wieder auf die Beine.“
Für den Umbau der Produktion am Stahlstandort Duisburg hat die NRW-Landesregierung Thyssenkrupp Steel massive finanzielle Unterstützung zugesagt. Bis zu zwei Milliarden Euro wollen die Bundesregierung und das Land NRW für den Aufbau einer Grünstahl-Produktion beisteuern. Der Landesanteil – bis zu 700 Millionen Euro – ist dabei die größte Einzelförderung, die es jemals in NRW gegeben hat, wie Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) im Mai vergangenen Jahres im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Duisburg betonte.
Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier:
- Thyssenkrupp: Sorgen um historisches Großprojekt in Duisburg
- Billigmode: KiK-Chef Zahn: „Eine Riesensauerei, was da gerade passiert“
- Standort Ruhrgebiet: Verlässt Evonik Essen? Konzern erwägt Umzug
- HKM: Investor greift nach Thyssenkrupp-Tochter HKM: Was er vorhat
- Vonovia: Toter lag über zwei Jahre unbemerkt in seiner Wohnung in NRW