Essen. Galeria will bundesweit 16 der 92 Filialen von Karstadt und Kaufhof schließen. Allein in Essener Zentrale fallen 450 Stellen weg.

Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will 16 seiner 92 Warenhäuser schließen. Das erfuhr unsere Redaktion aus dem Umfeld des Essener Unternehmens. Welche Filialen wann geschlossen werden, will Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Samstag, 27. April, bekanntgeben. Fest scheint aber schon zu stehen, dass rund 1400 der 12.800 Beschäftigten ihre Arbeitsplätze verlieren werden

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Galeria haben Erfahrung im Zittern. Seit der ersten Insolvenz im Jahr 2020 wurden Tausende Stellen abgebaut und Dutzende Filialen geschlossen. Allein im vergangenen Jahr ging an 45 Standorten für immer das Licht aus. Der Mannheimer Unternehmer Bernd Beetz, der Galeria gemeinsam mit dem US-Investor Richard Baker übernehmen will, hatte unlängst erklärt, dass er rund 70 der verbliebenen 92 Warenhäuser für überlebensfähig halte. Seither wird gerätselt, welchen Filialen das Ende droht.

Galeria will die Mieten drücken

Die Tageszeitung „Die Welt“ hat eine Liste mit früheren Kaufhof-Immobilien veröffentlicht, die der insolventen Gesellschaft Signa Development gehören. Die ebenfalls insolvente Signa-Gruppe des österreichischen Milliardärs René Benko war bislang Eigentümerin von Galeria. In 16 dieser deutschen Signa-Immobilien gebe es noch Warenhäuser, die laut „Welt“ nun wegen hoher Mietzahlungen zur Disposition stünden: In Aachen, Aschaffenburg, Bonn (Münsterplatz), Freiburg, Hannover, Heilbronn, Köln (Hohe Straße), Mannheim, München (Rotkreuzplatz), Münster, Saarbrücken, Stuttgart (Königstraße), Trier, Ulm und Würzburg.

Eine Bestätigung, ob diese Filialen zur Schließung anstehen und alle anderen weiterbestehen sollen, gibt es freilich nicht. Vielmehr ist zu vernehmen, dass nicht alle Filialen in Signa-Gebäuden schließen müssen, stattdessen aber auch einige mit anderen Vermietern. Die für Samstag erwartete Liste dürfte demnach anders aussehen als die der „Welt“.

Denn verhandelt wurde bis zuletzt mit allen Vermietern, insbesondere der unrentablen Filialen. Dass derzeit 16 Warenhäuser wegen zu hoher Mieten Verluste machen, hatte bereits Anfang Februar Galeria-Chef Olivier Van den Bossche im Interview mit unserer Redaktion gesagt. Dass darunter viele in Signa-Gebäuden sind, aber längst nicht alle, war in den vergangenen Wochen zu vernehmen.

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Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus (rechts) und Galeria-Chef Olivier Van den Bossche im Doppel-Interview mit unserer Redaktion in der Essener Galeria-Zentrale.

Foto: Andreas Buck / FUNKE Foto Services
Von Hanna-Lotte Mikuteit, Ulf Meinke und Stefan Schulte

In den beiden Insolvenzverfahren zuvor hatte sich gezeigt, dass Verhandlungen über niedrigere Mieten bis zur letzten Minute dauern können. Endgültige Klarheit dürfte es ohnehin erst am 28. Mai geben, wenn in Essen die Gläubigerversammlung zusammentritt und über das Sanierungskonzept von Insolvenzverwalter Denkhaus abstimmt.

Abschied aus Essener Zentrale geplant

Auf der von der „Welt“ veröffentlichten Schließungsliste findet sich auch die repräsentative Kaufhof-Filiale an der Königsallee in Düsseldorf, die früheren Medienberichten zufolge wirtschaftlich nicht gut dastehen soll. Dem Vernehmen nach verhandelt Galeria mit dem Eigentümer über die Verkleinerung des Warenhauses, um Platz für Büros zu schaffen. Dort soll dann das auf 450 Beschäftigte halbierte Team der Hauptverwaltung arbeiten. Der Mietvertrag in der Essener Zentrale sei bereits zum Jahresende gekündigt worden, berichtet die „Welt“. Mit dem Umzug nach Düsseldorf würde Essen damit den traditonsreichen Unternehmenssitz von Karstadt verlieren.

Ob und wie viele der verbliebenen Ruhrgebietsfilialen von Galeria in Dortmund, Bochum, Essen, Duisburg, Mülheim, Oberhausen, Kleve und Wesel diesmal schließen müssen, ist zur Stunde noch offen. Im Zuge des zweiten Insolvenzverfahrens, das im vergangenen Sommer zu Ende gegangen war, hatte die Kette ihre Kaufhof-Filialen in Duisburg und Gelsenkirchen geschlossen.

Dortmund und Essen lange auf der Kippe

Nachdem Karstadt in Dortmund und Essen lange auf der Kippe gestanden hatten, verständigte sich das Unternehmen sozusagen in letzter Minute mit den jeweiligen Vermietern auf Konditionen, die eine Fortführung möglich machten. Besonders die Essener Filiale im Einkaufszentrum Limbecker Platz galt zuletzt als Dauerkandidat für eine Schließung. Im ersten Insolvenzverfahren 2020 war das Filialnetz im Ruhrgebiet allerdings schon einmal ausgedünnt worden: Galeria schloss Kaufhof-Filialen in Dortmund, Essen und Witten.

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