Essen. Abfindungen und eine Transfer-Gesellschaft sollen Beschäftigte auffangen. Ob Filiale im Limbecker Platz kippt, steht spätestens im Mai fest.
- Dieser Artikel erschien am 10. April 2024.
- Am Freitag (26.4.) wurde bekannt: Galeria will bundesweit 16 der 92 Filialen von Karstadt und Kaufhof schließen (zum Artikel).
- Diese Nachricht haben wir zum Anlass genommen, unseren Artikel vom 10. April noch einmal als Archiv-Text zu veröffentlichen.
Der Kaufhaus-Konzern in Gänze – bis auf Weiteres scheint er gerettet. Doch vor allem in Essen wird der Versuch, Galeria Karstadt Kaufhof mit neuen Eigentümern wieder auf Erfolgskurs zu bringen, viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job kosten. Nach einem entsprechenden Vorabbericht dieser Redaktion bestätigte am Mittwoch Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus, dass in der Galerie-Zentrale, dem sogenannten „Service Center“ an der Theodor-Althoff-Straße in Bredeney ein massiver Arbeitsplatz-Abbau ansteht: 450 Arbeitsplätze sollen wegfallen, etwa die Hälfte der Belegschaft.
Der Arbeitsplatz-Abbau in der Zentrale – das „weinende Auge“ bei der Verkündung der Rettungstat
Es sei dies das „weinende Auge“, mit dem man die Nachricht von den neuen Eigentümern – einem Konsortium der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und der BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz – leider verknüpfen müsse, sagte Denkhaus bei der Vorstellung der Rettungspläne für die insolvente Warenhaus-Kette.
Die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Essen sollen durch ein „sehr sozialverträglich“ geschnürtes Paket aufgefangen werden – durch wenn auch „begrenzte“ Abfindungen einerseits, und andererseits durch eine Transfergesellschaft, die acht Monate lang neue berufliche Perspektiven organisieren könne. Letzteres, so hieß es im Rahmen einer Pressekonferenz, sei mutmaßlich der bessere Weg für das Gros der vom Job-Abbau betroffenen Belegschaft.
Die Zentrale in Bredeney ist bald passé: „Dieses Gebäude hat leider fertig“, sagt der Insolvenzverwalter
Es gehe darum, das Service-Center „schlanker und agiler“ aufzustellen, betonte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche, und das gehe, ergänzte Insolvenzverwalter Denkhaus, definitiv nicht in der traditionsreichen Zentrale in Bredeney, von der man sich nach 55 Jahren auf Sicht verabschieden wird: „Dieses Gebäude hat leider fertig“, sagte er in Anspielung auf ein Zitat des einstigen Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni. Der Mietvertrag laufe im kommenden Jahr aus, bis dahin habe man Zeit, ein neues Domizil zu finden.
Informationen dieser Redaktion, nach denen als neuer Standort die oberen Etagen eines Galeria-Kaufhauses an der Schadowstraße in Düsseldorf ausgeguckt sind, mochte Van den Bossche noch nicht bestätigen. Es sei bis dato kein Mietvertrag geschlossen worden. Allerdings scheint die Absicht, mit der Galeria-Verwaltung in ein Warenhaus zu ziehen, durchaus ernstgemeint: „Ein Metzger“, gab der Galeria-Chef am Montag zu bedenken, „steht auch in der Metzgerei und nicht daneben“.
Bernd Beetz, Mit-Investor bei Galeria, macht klar: Alle Häuser müssen künftig profitabel sein
Unklar ist nach wie vor, ob die Essener Galeria-Filiale im Einkaufscenter Limbecker Platz erhalten bleibt: Geplant ist, das Filialnetz von heute noch 92 Häusern so vielmaschig wie möglich zu erhalten, im Gespräch sind 70 bis 74 Filialen. Allerdings, so bemühte Mit-Investor Bernd Beetz einen maritimen Vergleich, müssten sich alle Schiffe über Wasser halten können, sprich: alle Häuser profitabel sein. „Wir können uns nicht ein Boot erlauben, das ein großes Leck hat, untergeht und die ganze Flotte mitreißt.“ Ende April sollen die meisten Mietverträge unter Dach und Fach sein, spätestens im Mai ein letzter Nachklapp das Portfolio ergänzen.
Für das Essener Haus, das bereits zweimal auf der Schließungsliste stand und zweimal wieder herunterrutschte, verhandelt allerdings – wie für eine Handvoll anderer auch – die Fondsgesellschaft Union Investment mögliche weitere Mietsenkungen. Ob der Vermieter dazu noch einmal bereit ist, das ist die große Frage.