Essen. Bei Galeria Karstadt Kaufhof lautet ein Ziel: Auszug aus der Essener Konzernzentrale. Firmenchef spricht sich für neuen Standort aus.

Galeria-Chef Olivier Van den Bossche bereitet die Beschäftigten in der Verwaltung der Warenhauskette auf einen Abschied aus der traditionsreichen Essener Firmenzentrale vor. Das Ziel sei, „nicht hier in diesem Gebäude zu bleiben“, sagt der Galeria-Chef unumwunden bei einer digitalen Pressekonferenz. Das Management schaue sich nun um und führe Gespräche dazu, wo sich das „Service Center“ der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof künftig befinden könnte. Ihm persönlich wäre es am liebsten, wenn die Firmenführung in das Gebäude einer Galeria-Filiale umziehe, sagt Van den Bossche, um „so nah wie möglich bei den Kunden“ zu sein.

Vor einigen Wochen hatte sich bereits Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus wenig schmeichelhaft über den im Jahr 1969 eröffneten Gebäudekomplex im Essener Süden geäußert. „Schauen Sie sich mal um, was hier alles leer steht. Als wir hier ankamen, haben uns viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezeigt, wie marode das Gebäude ist“, sagte er Ende Januar bei einem Interview für unsere Redaktion im Foyer der Firmenzentrale und fügte hinzu: „In einigen Büros saßen viele mit Mantel und Schal am Bildschirm, in anderen war es viel zu heiß. Aber bei der Suche nach einer möglichen neuen Zentrale müssen wir auch den künftigen Investor ins Boot holen.“

Das Konzerngebäude in Essen gehört derzeit der insolventen österreichischen Galeria-Mutterfirma Signa. Dem Vernehmen nach soll Galeria rund vier Millionen Euro Miete im Jahr an Signa zahlen. „Auch hier müssen wir über die Miete reden“, sagte Denkhaus vor wenigen Wochen.

Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus (links) und Galeria-Chef Olivier Van den Bossche zu Jahresbeginn in der Essener Konzernzentrale: Beide äußern sich nicht gut über das bestehende Verwaltungsgebäude.
Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus (links) und Galeria-Chef Olivier Van den Bossche zu Jahresbeginn in der Essener Konzernzentrale: Beide äußern sich nicht gut über das bestehende Verwaltungsgebäude. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Zugeständnisse von Vermietern dürften auch mit Blick auf die nun drohenden Filialschließungen bei Galeria Karstadt Kaufhof ein entscheidender Faktor sein. Das Ziel sei, dass „60 plus X“ Filialen der Warenhauskette übrigbleiben, berichtet Denkhaus während der digitalen Pressekonferenz am Dienstag. Derzeit betreibt das Unternehmen 92 Filialen mit rund 12.800 Beschäftigten. Wofür das X stehe, „das wissen wir heute noch nicht“, so Denkhaus. Das sei insbesondere abhängig von Verhandlungen mit Vermietern zu den künftigen Konditionen.

Auch in der Essener Firmenzentrale, wo einige Hundert Beschäftigte arbeiten, werde es Stellenabbau geben, kündigt Denkhaus an. Die Warenhauskette müsse „mittelständisch aufgestellt“ werden, so der Insolvenzverwalter, doch momentan gebe es im Unternehmen teilweise noch „Konzernstrukturen“. Vor dem angestrebten Verkauf der Warenhauskette solle es eine Vereinbarung mit den Mitarbeitervertretern zu einem Sozialplan und einem Interessenausgleich geben. Vor einigen Tagen hatten Van den Bossche, Denkhaus und Galeria-Manager Guido Mager bereits in einem Schreiben an die Beschäftigten „weitreichende Restrukturierungs- und Personalabbaumaßnahmen“ für das „Service Center“ in Essen vorhergesagt.

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