Hemer/Düsseldorf. Der Armaturenhersteller Grohe mit Werk in Hemer will Arbeitsplätze abbauen – auch in Deutschland. Diese Unternehmensbereiche sind betroffen.
Die Kurzarbeit, die im Sommer eingeführt wurde, war schon ein deutliches Zeichen, jetzt wird klar, dass sich die Lage seitdem nicht verbessert hat: Grohe, Weltmarktführer bei Sanitärarmaturen, will Arbeitsplätze abbauen, und das auch in Deutschland. Das teilte das Unternehmen, das zum japanischen Baustoffkonzern Lixil gehört, am Dienstag in einer Pressemitteilung mit.
Über den Umfang des Stellenabbaus machte das Unternehmen keine Angaben, intern ist die Rede von 120 bis 150 Mitarbeitern allein in Deutschland. Grohe betreibt in Europa Werke in Hemer, Porta Westfalica, Lahr (Schwarzwald) und in Portugal. In Hemer gilt noch ein Beschäftigungssicherungstarifvertrag, so dass betriebsbedingte Kündigungen dort noch für einige Jahre ausgeschlossen sind. Von den Maßnahmen stärker betroffen sein dürften dagegen Vertrieb und Marketing in der Hauptverwaltung, die sich in einem repräsentativen Gebäude in Düsseldorf befindet. Unternehmenseigene Werke und Logistikzentren stünden nicht im Fokus der Maßnahmen, hieß es von Grohe auf Nachfrage. Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit mehr als 6000 Mitarbeiter, davon 2400 in Deutschland.
Umsätze zuletzt eingebrochen
Seit geraumer Zeit sucht die Unternehmensberatung McKinsey bei Grohe nach Möglichkeiten, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Denn das ist das erklärte Ziel der Maßnahmen: Nach dem Corona-Boom sind die Umsätze zuletzt bei Grohe und bei Lixil deutlich eingebrochen. Die Lixil-Aktie, die Ende 2021 noch bei rund 25 Euro notierte, dümpelt nun fast im einstelligen Bereich. Die Japaner, so heißt es intern bei Grohe, haben längst das Kommando bei der deutschen Tochter übernommen – was sich auch in Personalmaßnahmen an der Spitze des Unternehmens niederschlug. Mehrere Mitarbeiter unterer Management-Ebenen haben das Unternehmen freiwillig verlassen.
„Wir können Pläne bestätigen, dass es im Rahmen von Restrukturierungsmaßnahmen ebenfalls zu einem Stellenabbau in der Emena-Region kommen soll“, teilte Grohe mit. Emena steht für den Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika. „Das Unternehmen befindet sich hierzu in Gesprächen mit den entsprechenden Mitbestimmungsgremien. Wir hoffen, dass die Gespräche zügig zu einer Einigung kommen, um möglichst schnell Klarheit und Verlässlichkeit für die Belegschaft zu schaffen“, heißt es weiter. Ziel der geplanten Maßnahmen sei es, „die Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz des Unternehmens“ zu stärken. Das gelte insbesondere vor dem Hintergrund externer Faktoren wie dem anhaltenden Abschwung der Bauindustrie und der Kaufzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher.
Grohe-Chef: Sind zu langsam geworden
In einer Mitarbeiter-Information (liegt dieser Zeitung vor) schwört Grohe-Chef Bijoy Mohan die Kolleginnen und Kollegen auf die schwierige Lage ein. „Ziel ist es, unsere Struktur zu vereinfachen und unverhältnismäßig hohe Kosten zu senken, um unsere Gesamtproduktivität und Effizienz zu verbessern“, schreibt er. „Auch wenn unser Anspruch, Spitzenleistung in den Bereichen Qualität, Technologie, Design und Nachhaltigkeit zu bringen, unverändert geblieben ist, sind unsere Abteilungs- und Teamstrukturen im Laufe der Jahre zu komplex und langsam geworden. Dies hat zu Silos, übermäßig komplizierten Prozessen und Dopplung von Aufgaben geführt. Somit sind wir weniger wettbewerbsfähig als andere Marktteilnehmer.“
Daher, so Mohan weiter, sollen im Rahmen der Umstrukturierung„einige Stellen in unserer Region gestrichen“ werden. Jeder Stellenabbau werde sozialverträglich erfolgen. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat für Deutschland sollen am 6. November 2023 beginnen.