Wesel. Die Nachverhandlung ist gescheitert. Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus informierte die Weseler Vermieter über die Absage der Investoren.
Auch der letzte Hoffnungsschimmer für die Rettung des Kaufhofes in Wesel hat sich nun zerschlagen: Wie Vermieterin Ines Testrut am Freitagmorgen mitteilt, hat Galeria das Angebot auf eine Mietminderung abgelehnt. Es bleibt beim Aus für Wesel. Als offizieller Grund sei ihr genannt worden, dass nur eine bestimmte Anzahl an Arbeitnehmern wieder aus der Transfergesellschaft herausgenommen werden dürfte, daher sei eine Streichung von der Schließungsliste nicht möglich.
„Es stand zwar zu befürchten, aber das ist sehr enttäuschend“, kommentierte Ines Testrut die Entscheidung. Der Abverkauf an der Hohen Straße ist bereits in vollem Gang, schon bald werden sich die Türen des Kaufhofes nach 52 Jahren für immer schließen. Die Vermieterfamilie hatte wie berichtet den neuen Eigentümern, die den insolventen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof übernehmen, eine Mietminderung in Höhe von rund 40 Prozent angeboten. Bei den Investoren handelt es sich um den Unternehmer Bernd Beetz und die US-Investmentgesellschaft NRDC. Sie wollen nun 82 Filialen weiterführen, für sechs Filialen konnte in letzter Sekunde eine Lösung gefunden werden. Wesel ist nicht dabei. „Die Gründe für die Entscheidung können wir nicht nachvollziehen“, so die Vermieterin zum Aus für Wesel.
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Wie geht es nun weiter? „Wir sind mit Hochdruck dabei, ein neues Konzept auf die Beine zu erstellen“, sagt Ines Testrut. Sie sei dabei in enger Abstimmung mit der Stadt. Eine Möglichkeit sei, die Kaufhof-Immobilie in mehrere Ladenlokale aufzuteilen. Erste Ideen gebe es bereits, auch Interessenten hätten bereits angefragt. Aber auch ein Mieter, der sich für die gesamte Fläche interessiere, sei gerne gesehen, versichert Ines Testrut.
So reagiert die Stadt Wesel auf das endgültige Kaufhof-Aus
Die Stadtverwaltung versucht, nun nach vorne zu blicken. In den kommenden Wochen werden intensive Gespräche zwischen der Wirtschaftsförderung und Vermieterin geführt, heißt es in einer Pressemitteilung. „Immer wieder haben Interessenten nach größeren Ladenlokalen in der Weseler Fußgängerzone angefragt.“ Bürgermeisterin Ulrike Westkamp gibt sich optimistisch: „In der Vergangenheit ist es uns gelungen, wichtige Punkte in unserer Fußgängerzone nach Hiobsbotschaften deutlich aufzuwerten. Blickt man auf den ehemaligen Saturn-Standort oder auf das ehemalige Mensing-Geschäft, wird man feststellen, dass es gelungen ist, neue starke Ankermieter nach Wesel zu holen.“ Sie äußert ihr Unverständnis darüber, „dass ein dem Vernehmen nach funktionierender großer Laden hier kaputt gemacht wird.“
Verdi-Gewerkschaftssekretär Martin Petig, der in Kontakt mit dem Weseler Betriebsrat steht, sieht eine Mitschuld an der Situation bei den Vermietern: Sie seien Galeria zu spät entgegengekommen und hätten so „mit dem Schicksal von 50 Mitarbeitern gespielt.“ Diese seien von den ständigen Gefühlswechseln nach drei Insolvenzen völlig erschöpft und hätten resigniert.