Wesel/Hamminkeln. Die Zugstrecke nach Wesel ist nun gesperrt. Welche Veränderung es an der Ersatzhaltestelle gibt und warum der „Bocholter“ weiterhin nicht fährt.
Von lilafarbenen Leitstreifen fehlt am Dienstagmittag jede Spur. Eigentlich wollte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) den Reisenden im und rund um den Weseler Bahnhof die Orientierung erleichtern – während der einmonatigen Sperrung der Bahnstrecke zwischen Oberhausen und Emmerich sollen die Leitstreifen auf dem Boden den Weg zur Ersatzbushaltestelle weisen. Zwar hängen an den Wänden der Bahnhofsunterführung mehrere gedruckte Zettel, die auf diese „Wegeleitung“ auf dem Boden hinweisen. Doch wer dort am Dienstag danach sucht, findet – nichts.
Seit Dienstag werden Zugpendlerinnen und Pendler in Wesel und Hamminkeln mal wieder auf eine harte Probe gestellt, denn bis zum 14. Juni bleibt die Bahnstrecke am rechten Niederrhein wegen des voranschreitenden Ausbaus der Betuwe-Linie gesperrt. Vor allem rund um den Weseler Bahnhof hatte es in der Vergangenheit immer wieder Beschwerden über den Schienenersatzverkehr, die Ausstattung der Bushaltestellen und die Informationspolitik gegeben. Angesichts dieser Kritik hatte der VRR im Vorfeld der aktuellen Sperrung bei einem digitalen Bürgerinformationstermin ein neues Ersatzbuskonzept vorgestellt – dadurch soll die Qualität des SEV deutlich verbessert werden.
Neues Ersatzbuskonzept während der Zugsperrung
Zu diesem Konzept gehören nicht nur mehr Verbindungen, sondern auch die Ausstattung der Wartebereiche. Wie schon bei der Sperrung im Januar, halten die Busse nun nicht mehr im Busbahnhof, sondern an der Friedenstraße. Wer von einem Linienbus umsteigt oder aus Richtung der Innenstadt zu Fuß kommt, muss also einmal durch den Bahnhof durchlaufen. Einige Beschilderungen weisen Fahrgäste daraufhin, die schon erwähnten und im Vorfeld angekündigten Leitstreifen fehlen allerdings am Dienstagmittag (noch).
Was sich hingegen verbessert hat: die Ausstattung der Haltestelle an der Friedenstraße. Bei der Sperrung im Januar hatte viele Nutzerinnen und Nutzer daran Kritik geäußert, so fehlte zum Beispiel ein Unterstand, um sich vor Regen oder Sonne zu schützen. Auf beiden Seiten der Straße steht nun je ein Unterstand als Wetterschutz, außerdem sind mehrere Mülleimer angebracht. Positiv fällt ebenfalls die einheitliche Beschilderung auf: Während bei früheren Sperrpausen die drei Zugbetreiber auf der Strecke (Vias, National Express, DB Regio) mit einem eigenen Design aufwarteten und so für reichlich Wirrwarr vor allem bei Gelegenheitsfahrern sorgten, sind jetzt Fahrpläne, Haltestellenschilder und Informationstafeln in einem einheitlichen Look gehalten.
SEV-Halt in Wesel dauerhaft an der Friedensstraße
Die Haltestelle an der Friedensstraße soll nun dauerhaft bei den Totalsperrungen genutzt werden. Viel Platz ist dort allerdings nicht: Der Fahrradweg ist deswegen auf beiden Seiten abgesperrt worden, Radfahrerinnen und Radfahrer müssen deshalb auf die Straße ausweichen – was bei haltenden Bussen und dahinter wartenden Autos schon mal eng werden könnte. Genauso wie auf dem Gehsteig, wenn viele Menschen auf ihre Verbindung warten.
Nicole Ruthert, die Leiterin der Weseler Ordnungsbehörde, erklärt auf Nachfrage der Redaktion die Hintergründe der Maßnahme. „Wir haben bei der Sperrung im Januar festgestellt, dass sich viele Fahrgäste, die auf die Busse warten, auf dem Geh- und Radweg aufhalten“, so Ruthert. „Da gab es die ein oder andere brenzlige Situation“. Radfahrer sollen nun die Straße nutzen, auf der im Bereich der Haltestelle ein Tempolimit von 20 Kilometern pro Stunde gilt.
Einer der Ersatzbusse, die in Wesel halten, ist der von und nach Bocholt. Ein SEV ist auch auf dieser Strecke weiterhin notwendig, obwohl der Nebenast nicht direkt von den Betuwe-Bauarbeiten betroffen ist. Doch weil der Strom während der Totalsperrung abgeschaltet ist, kann der „Bocholter“ RE19 nicht fahren. Die Folgen für Pendlerinnen und Pendler: eine doppelte Fahrzeit, kaum Möglichkeiten zur Mitnahme eines Fahrrades und erschwerte Bedingungen mit Kinderwagen oder Rollator. Die Grünen aus Wesel, Hamminkeln und Bocholt hatten in einer Petition gefordert, dass in dieser Zeit zumindest Dieselzüge auf der Strecke fahren. Vom VRR hieß es dazu beim Infotermin lediglich, diese Option werde geprüft.