Hamminkeln. Der Hamminkelner Pfarrer Stefan Schulz hat die Leitung der evangelischen Gemeinde an Issel und Rhein abgegeben. Das ist der Neue an der Spitze.
Geräuschlos ist der Wechsel an der Spitze der evangelischen Kirchengemeinde an Issel und Rhein vonstatten gegangen. Jochen Krause hat die Leitung von Pfarrer Stefan Schulz übernommen. Doch wer ist der Neue, der jetzt den Hut in den fünf Gemeinden in Hamminkeln, Wertherbruch, Brünen, Ringenberg-Dingden und Blumenkamp-Flüren auf hat? Wir haben mit ihm gesprochen.
Jochen Krause kommt entspannt zum Treffen am Gemeindehaus an der Marsstraße in Flüren. Anthrazitfarbener Anzug, weißes Hemd mit offenem Kragen, Harry-Potter-Brille auf der Nase und ein Lächeln im Gesicht. Hier ist seine Heimat, hier lebt er. „Ich hab immer in Flüren gewohnt. Ich bin hier nie weggekommen“, erzählt der 50-Jährige lachend und man hört heraus, dass es ihn auch künftig kaum in die Ferne ziehen wird.
Das Krippenspiel in Flüren war eine Initialzündung
Ähnlich verhält es sich mit Krause und der evangelischen Kirche in Flüren. Zwar wäre er als Kind lieber ins Schwimmbad als in den Sonntagsgottesdienst gegangen, aber da waren damals die Eltern vor. Als er dann auch noch als Hirte beim Krippenspiel einen Stern halten durfte, war es um ihn geschehen. So machte er seinen Weg innerhalb der Gemeinde über die Jugendarbeit ins Presbyterium, dem er mit einer Unterbrechung von vier Jahren, seit 1996 angehört. 2000 fing der diplomierte Bankbetriebswirt seine Ausbildung als Prädikant an, die er 2002 erfolgreich abgeschlossen hat und seitdem als ehrenamtlicher evangelischer Prediger unterwegs ist.
Die Gemeinde an Issel und Rhein
Die Gesamtkirchengemeinde an Issel und Rhein erstreckt sich über 180 Quadratkilometer und zählt mehr als 7.000 Gemeindemitglieder. Sie besteht aus vier Pfarrstellen, die von fünf Pfarrpersonen versorgt werden und hat neun Kirchen respektive Gemeindezentren.
2023 schloss sich die evangelische Kirchengemeinde Bislich-Diersfordt-Flüren der Hamminkelner Gemeinde an der Issel an und seitdem mit Blumenkamp ein Teil der Gesamtkirchengemeinde an Issel und Rhein, die nach dem Zusammenschluss noch den Rhein dazu genommen hat. Hier hat Jochen Krause den Vorsitz des Bereichspresbyteriums innegehabt, bevor er nun die Leitung der gesamten Gemeinde von Pfarrer Stefan Schulz übernommen hat. „Halb zog man ihn, halb sank er nieder“, kommentiert er seine Wahl mit einem großen Schuss Humor.
Ein Ehrenamtlicher als Chef der Gemeinde und dann noch sozusagen ein Neuling in der Gesamtgemeinde? Kann das gut gehen? Ja, glaubt Jochen Krause und führt gleich mehrere Gründe an. Ist es richtig, dass ein Pfarrer Verwaltungsarbeit macht? Der hat doch mit den wesentlichen Tätigkeiten innerhalb der Gemeinde genug zu tun, findet der Flürener. Er glaubt, dass er gut für sich einschätzen kann, was an Arbeit auf ihn zukommt.
Krause ist gelernter Bankkaufmann
Mit Verwaltung und Finanzen kennt der Mann sich aus. Ist er doch in seinem normalen Leben kaufmännischer Leiter des Weseler Kinderheim Vereins, der neben seinem Stammhaus, die Außenwohngruppen, die Familiengruppen, die Intensivgruppen sowie die Wohnheime für Menschen mit Behinderungen in Hamminkeln, Wesel-Obrighoven und Xanten betreibt. Ganz unbeleckt ist der Flürener also nicht. Und er glaubt, dass die Leitung ehrenamtlich funktionieren kann: „Ich bin da positiv gestimmt.“
Für den 50-Jährigen ist klar, dass es nicht nur darum geht, dass er einmal im Monat eine Sitzung leitet, sondern es wird natürlich für ihn nach Feierabend viel Arbeit bedeutet. „Es macht mir Spaß, in Verantwortung zu sein.“ Zumal das Zusammenwachsen der Gemeinde bisher recht gut laufe: „Vorbehalte, weil ich ein Neuer aus Flüren bin, hab ich nie gehört. Ich weiß, dass mich da keiner hängen lassen wird.“ Natürlich werde kontrovers diskutiert, aber dann stehe man zusammen.
Es kommen noch viele Herausforderungen
Das sei auch nötig, denn die Gemeinde stehe vor großen Herausforderungen. Der Mitgliederschwund bereitet ihm Sorgen. Viele wüssten gar nicht, was Gemeinde alles ausmache. „Wir müssen mehr menschenbezogen arbeiten“, ist er fest überzeugt. Mehr an die Zielgruppen herantreten, bekannt machen, was alles so läuft in der Gemeinde.
Und dann kommt da natürlich angesichts des großen Gebäudebestands auch noch der Kaufmann in Krause zum Tragen: „Brauchen wir überall alles? Die Kosten-Nutzen-Rechnung rein betriebswirtschaftlich aufmachen, geht nicht. Aber wir müssen betriebswirtschaftlich werden.“ Deshalb steht jetzt auch ein neues Gebäudekonzept auf der Tagesordnung, auf das sich die Großgemeinde verständigen muss. „Wenn ein Problem auf dem Tisch liegt, muss man es lösen, idealerweise gemeinsam.“