Hamminkeln. Das evangelische Pfarrhaus an der Brüner Straße musste saniert werden, weil das Fundament stark abgesackt war. Arbeiten sind nun abgeschlossen.
„Der Wohnsitz ist so verfallen, so vergänglich und baufällig, dass bei Wind und Stürmen der Einsturz desselben zu befürchten steht.“ Fast ein wenig dramatisch klangen die Worte, mit der Pfarrer Wissenbach Ende des 18. Jahrhunderts den Zustand des Evangelischen Pfarrhauses umschrieb. Nein, einen Einsturz mussten Pfarrer Stefan Schulz und seine Familie anno 2021 nicht befürchten - und doch war das Gebäude an der Brüner Straße zuletzt sichtbar abgesackt. „Gerade die Fläche hin zur Straße war stark betroffen“, sagt Pfarrer Schulz. „Es gab einige Risse - und unter den Fenstern war ein Spalt breit Luft.“
Das 1793 gebaute und von Pfarrer Wissenbach erstmals bezogene Pfarrhaus steht nicht auf einem Betonfundament, sondern auf Mauern. „Und mit den Jahren ist der Mörtel einfach zerbröselt - auch durch die Arbeiten und Vibrationen im Umfeld“, erklärt Stefan Schulz. Seit 2006 lebt der Pfarrer mit seiner Frau Melanie Schulz-Guth und den sechs Kindern im dem alten Pfarrhaus - und fühlt sich hier im Herzen Hamminkelns und im Dunstkreis „seiner“ Kirche wohl.
Presbyterium entschied sich gegen Verkauf des Grundstückes
Als zuletzt im Zuge der Umgestaltung des Rathausumfeldes auch ein Verkauf des Grundstücks der Evangelischen Kirchengemeinde an der Issel zur Disposition stand, hatte sich das Presbyterium schnell entschieden. „Was der Investor hier plante, entsprach nicht unseren Vorstellungen“, so Pfarrer Schulz. Zudem habe es keine adäquate Lösung für ein Ersatzgrundstück gegeben. Ursprünglich gab es neben dem von Maurermeister Johannes Horn gebauten Pfarrhaus noch ein zweites Pfarrhaus für den lutherischen Pfarrer unweit der Kirche. Als 1818 die Union mit der reformierten Kirche vollzogen wurde, brauchte man das Pfarrhaus nicht mehr und es blieb bis zum Abriss im Jahre 1940 Wohnhaus für Lehrer der evangelischen Schule.
Allerdings musste das Pfarrhaus saniert werden - das passierte zuvor nur jeweils beim Pfarrerwechsel und damit zuletzt vor 15 Jahren, als Stefan Schulz die Nachfolge von Hans-Jochen Messerschmidt angetreten hatte, der seit 1979 in Amt und Würden war. „Wir haben immer mal wieder was am Haus gemacht“, so Pfarrer Schulz, „aber eben nichts Größeres investiert.“
Sanierungsarbeiten in Höhe von 70.000 Euro
Die im Außenbereich nun fast abgeschlossenen Sanierungsarbeiten - im Inneren sind noch einige Risse zu verfüllen - kosten die Kirchengemeinde rund 70.000 Euro - 25 Prozent davon können durch Zuschüsse abgedeckt werden. Mit dem Geld, das aus den Rücklagen der Gemeinde stammt, wurden das Fundament gestärkt, Risse entfernt, neue Fenster eingebaut und auch einige Arbeiten am Dach erledigt sowie neue Regenrinnen angebracht.
Nun kann sich die Pfarrfamilie Schulz nun also auf das nächste Jahrzehnt in ihrem schmucken, alten Pfarrhaus freuen. „Und wir sind die Sorge los, dass uns das Fundament noch weiter wegrutscht“, sagt Stefan Schulz. Spannend wäre vielleicht aber noch mal eine Entdeckungstour in den Kriechkeller, der bei den aktuellen Sanierungsarbeiten entdeckt wurde. Wer weiß, vielleicht verbergen sich dort noch alte Kirchenschätze...