Wesel. In Wesel sind 2023 deutlich weniger Immobilien und Grundstücke verkauft worden. Bei Ein- oder Zweifamilienhäusern sanken die Zahlen drastisch.

Die Zahl der verkauften Immobilien und Grundstücke in Wesel ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Insgesamt 549 sogenannte Kauffälle sind 2023 abgeschlossen worden, das waren rund 18 Prozent weniger als noch 2022. Noch deutlicher ist der Einbruch beim Geldumsatz auf dem Immobilienmarkt, so flossen 107 Millionen Euro weniger als im Vorjahr, was einem Rückgang von 43 Prozent entspricht. Das geht aus dem aktuellen Grundstücksmarktbericht hervor, den der dafür zuständige Gutachterausschuss vor wenigen Tagen veröffentlicht hat. Die Anzahl der Kauffälle ist damit im dritten Jahr in Folge gesunken.

Damit zeigt sich für das Weseler Stadtgebiet die gleiche Tendenz wie im übrigen Kreis Wesel (die NRZ berichtete): Viele Menschen zögerten angesichts von steigenden Zinsen, einer angespannten wirtschaftlichen Lage und der durch die Inflation ausgelösten Verunsicherung damit, sich ein Haus oder eine eigene Wohnung zu kaufen. „Es konnte eine gewisse Zurückhaltung auf dem Immobilienmarkt in Wesel festgestellt werden“, fassen die Experten des Gutachterausschusses auf NRZ-Anfrage zusammen. Verglichen mit den vergangenen zehn Jahren wurde 2023 ein Tiefpunkt bei der Zahl der verkauften Immobilien und Grundstücke erreicht. Besonders deutlich fiel dieser Rückgang bei Eigentumswohnungen aus (minus 24 Prozent), während bei den gebrauchten Ein- und Zweifamilienhäusern nur fünf Prozent weniger Kauffälle registriert wurden.

Drastische Entwicklung bei Neubauten in Wesel

Besonders drastisch ist die Entwicklung bei Neubauten. Im vergangenen Jahr wurden in Wesel überhaupt nur drei neue Ein- oder Zweifamilienhäuser und eine neu gebaute Eigentumswohnung verkauft. Diese Zahlen verdeutlichen eine Entwicklung, die zuletzt schon Friedrich-Wilhelm Häfemeier, Vorstandsvorsitzender der Niederrheinischen Sparkasse Rhein-Lippe, im Gespräch mit der Redaktion klar benannt hatte. „Der Neubau ist tot. Ein neues Haus kann sich mittlerweile kaum noch jemand leisten“, formulierte es der Nispa-Chef drastisch.

Laut dem Bericht des Gutachterausschusses verläuft die Entwicklung in Wesel ähnlich wie in anderen Städten. „Die Zurückhaltung auf dem Immobilienmarkt ist vielerorts feststellbar“, heißt es auf NRZ-Anfrage. Die unabhängigen Gutachter loben das Bodenmanagement der Stadt: „Die Stadt organisiert größtenteils die Entwicklung der Flächen zum Bauland. Wesel hat sich nicht von Investoren abhängig gemacht, sondern steuert die Preisgestaltung, damit die Wohnbaupolitik sozial gerecht bleibt“. Auch sei man während des Immobilienhypes nicht in Hysterie verfallen. Die Bodenpreise in der Hansestadt seien weiterhin moderat.

Immobilien in Wesel: Keine Angaben zu Durchschnittspreisen

In Wesel werden immer weniger Neubauten fertig.
In Wesel werden immer weniger Neubauten fertig. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Angaben zu den Durchschnittspreisen der verkauften Häuser macht der Ausschuss in seinem neuen Bericht nicht. Die Daten seien im Gegensatz zu den Immobilienrichtwerten nicht zielführend. Die meisten Immobilien oder Grundstücke wurden für weniger als 125.000 Euro verkauft (152), gefolgt von der Preiskategorie zwischen 250.000 und 499.999 Euro (141), für Summen zwischen 125.000 und 249.999 Euro (120). Zudem wurden 24 Objekte im Preisbereich zwischen 500.000 Euro und 999.999 Euro verkauft, acht waren teurer als eine Million Euro.

Insgesamt sind die Immobilienrichtwerte für Eigentumswohnungen im Mittel um drei Prozent gestiegen, während die Immobilienrichtwerte für Ein- und Zweifamilienhäuser im Mittel um zwölf Prozent gesunken sind. Die Immobilienrichtwerte liegen zwischen 1190 und 1320 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche bei Eigentumswohnungen sowie zwischen 2270 und 2600 Euro pro Quadratmeter bei Ein- und Zweifamilienhäusern.