Kreis Wesel. Der neue Grundstücksmarktbericht für den Kreis Wesel zeigt, wie sich der Immobilienmarkt 2023 entwickelt hat. Es gibt eine klare Tendenz.
Die Zahl der Immobilien und Grundstücke ist im Kreis Wesel im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. So wurden 2023 insgesamt 1911 Kaufverträge über unbebaute oder bebaute Grundstücke sowie über Eigentumswohnungen geschlossen – im Vorjahr waren es noch 2353, was einem Rückgang von 18,8 Prozent entspricht. Nicht viel anders sah es beim mit Häusern, Wohnungen, Gewerbeimmobilien oder Grundstücken erzielten Umsatz aus: Dieser sank um 9,6 Prozent auf 557,56 Millionen Euro.
Das hat der Gutachterausschuss für seinen aktuellen Grundstücksmarktbericht ausgewertet, der nun veröffentlicht wurde. Die Auswertungen beziehen sich auf 10 der 13 Kommunen im Kreis – ausgenommen sind die Städte Moers, Dinslaken und Wesel, für die es jeweils einen eigenen Gutachterausschuss gibt. Die Tendenz ist aber dieselbe: In Moers ging die Zahl der sogenannten Kauffälle um 24,2 Prozent, in Dinslaken um 18,9 Prozent und in Wesel um 18 Prozent zurück.
Die Zahlen belegen damit eine Entwicklung auf dem Immobilien- und Grundstücksmarkt, die Expertinnen und Experten schon länger beschreiben und die auch im Kreis Wesel deutlich ist: Viele Menschen, die gerne ein Haus oder eine eigene Wohnung kaufen wollen, haben sich im vergangenen Jahr stark zurückgehalten. Die Gründe sind vielfältig: Die Zinsen sind zwischenzeitlich deutlich gestiegen und liegen noch immer weit über dem Niveau aus dem Jahr 2021, wo Wohneigentum zum Teil für Zinssätze unter einem Prozent finanziert werden konnte. Dazu kam eine große Verunsicherung, ausgelöst durch die Inflation, die allgemeine wirtschaftliche Lage und die hohen Energiekosten.
Das zeigt sich bei einem tieferen Blick in die Zahlen ganz deutlich: So wurden 2023 nur 161 Reihenhäuser verkauft (minus 13 Prozent), die Zahl der veräußerten Doppelhaushälften fiel um 8,4 Prozent auf 175, die der frei stehenden Einfamilienhäuser um 10,5 Prozent auf 187 in den zehn untersuchten Kommunen. Bei Zweifamilienhäusern war der Rückgang noch drastischer, verkauft wurden gerade mal 43 davon und damit ein Viertel weniger als noch im Vorjahr. Auch bei den Wohnungen lesen sich die Daten mitunter drastisch: Überhaupt wurden nur 43 Eigentumswohnungen neu gebaut und verkauft (minus 33,8 Prozent), bei den gebrauchten Wohnungen fiel der Rückgang auf 236 Kauffälle und damit um 21,9 Prozent ebenfalls deutlich aus.
Kreis Wesel: So viele Immobilien wurden in den Kommunen verkauft
- Alpen: 149 (Gesamtumsatz 40,30 Millionen Euro)
- Hamminkeln: 230 (53,65 Millionen Euro)
- Hünxe: 106 (22,64 Millionen Euro)
- Kamp-Lintfort: 261 (76,66 Millionen Euro)
- Neukirchen-Vluyn: 238 (65,08 Millionen Euro)
- Rheinberg: 223 (55,39 Millionen Euro)
- Schermbeck: 116 (28,66 Millionen Euro)
- Sonsbeck: 111 (29,94 Millionen Euro)
- Voerde: 228 (135,89 Millionen Euro)
- Xanten: 249 (49,25 Millionen Euro)
- Kreis Wesel: 1911 (557,56 Millionen Euro)
Zu den Kernaufgaben des Gutachterausschusses gehört auch die Ermittlung von Bodenrichtwerten, die unter anderem für die Wertermittlung von Immobilien herangezogen werden. Die Bodenrichtwerte in den einzelnen Städten und Gemeinden haben sich unterschiedlich entwickelt. Während die Bodenrichtwerte in Alpen (plus 1,4 Prozent), Sonsbeck (plus 1,2 Prozent) und Xanten (plus 0,5 Prozent) stiegen, stagnierten sie in Hamminkeln, Hünxe, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg, Schermbeck und Voerde. Die durchschnittliche Preissteigerung für das Kreisgebiet lag demnach bei 0,3 Prozent.
Ermittelt hat der Gutachterausschuss zudem Durchschnittspreise für Eigentumswohnungen – entgegen dem Trend auf dem Gebrauchtmarkt sind die bei den wenigen umgesetzten Neubauten weiter angestiegen. So kostete der Quadratmeter in einer durchschnittlichen Neubauwohnung 3921 Euro – das waren drei Prozent mehr als noch im Vorjahr, 2016 lag der Preis gerade mal bei 2418 Euro. Bei gebrauchten Wohnungen hängt der Quadratmeterpreis stark vom Alter der Immobilien ab, bei älteren Wohnungen (vor 1980) gab es einen leichten Anstieg, bei neuen Wohnungen einen Rückgang.
Hintergrund: Das ist der Gutachterausschuss für den Kreis Wesel
Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte ist eine Einrichtung des Landes und ein von der Kreisverwaltung Wesel unabhängiges Gremium. Die Mitglieder werden von der Bezirksregierung Düsseldorf nach Anhörung des Kreises für eine Amtszeit von fünf Jahren bestellt. Sie sind überwiegend Sachverständige aus den Bereichen Architektur-, Bauingenieur-, Bank- und Vermessungswesen und Sachverständige für den Immobilienmarkt sowie für spezielle Bewertungsfragen.
Der Gutachterausschuss ist unter anderem für die Auswertung der Kaufpreise und der Veröffentlichung des Grundstückmarktberichtes zuständig. Das Gremium ist für zehn der 13 Kommunen im Kreis Wesel zuständig und hat derzeit 20 Mitglieder. Moers, Dinslaken und Wesel haben jeweils einen eigenen Ausschuss.
Der Bericht beinhaltet Analyseergebnisse zum Immobilienmarkt des Jahres 2023 im Kreisgebiet. Im Gegensatz zu den allermeisten Marktuntersuchungen beruhen die Auswertungen des Gutachterausschusses auf der Erfassung tatsächlicher Verkäufe. Er soll Laien und Fachleuten einen Überblick über die Entwicklungen auf dem Markt geben – und beinhaltet eine Vielzahl von Daten. Der komplette Bericht ist im Internet über die amtliche Seite www.boris.nrw.de einsehbar.