Wesel. Experten haben für Wesel den neuen Grundstücksmarktbericht vorgelegt. Die Preise für Immobilien sind in 2022 erneut gestiegen. Die Details.

  • Der Gutachterschuss hat den neuen Grundstücksmarktbericht für Wesel veröffentlicht.
  • Der Bericht enthält viele Daten und Zahlen, klar ist: Die Preise für Häuser und Wohnungen haben sich erneut nach oben entwickelt.
  • Für die teuerste Immobilie in Wesel wurden 2022 sogar 19 Millionen Euro fällig. Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:

Die Umsätze auf dem Immobilienmarkt in Wesel sind im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Insgesamt wurden in der Hansestadt 187,55 Millionen Euro mit Immobilien oder Grundstücken umgesetzt – das waren gut 15 Millionen Euro oder 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Daten hat jetzt der Gutachterausschuss in seinem Grundstücksmarktbericht veröffentlicht.

Deutlich zurückgegangen ist allerdings die Zahl der Abschlüsse – während es 2021 noch 742 sogenannte Kauffälle gab, waren es im vergangenen Jahr 670. Damit entspricht die Entwicklung wieder dem langjährigen Mittel der vergangenen 15 Jahre, das zwischen 600 und 700 liegt. Der Markt scheint sich also zu normalisieren, nachdem insbesondere 2019 und 2020 mit 890 beziehungsweise 859 Kaufabschlüssen extrem nach oben ausschlugen. Ein Blick in das für 2022 ausgewertete Material ergibt, dass in Wesel im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der verkauften Ein- und Zweifamilienhäuser um 18 Prozent und die der Eigentumswohnungen um 16 Prozent zurückging.

Außerdem flossen auffällig viele Fälle von Übertragungen oder Schenkungen ein, die für die Auswertung ungeeignet waren, erklären die Gutachter. „Die Häufung mag an der Änderung der Erbschaftssteuer gelegen haben. Trotz erheblicher Freigrenzen im unmittelbaren Verwandtschaftsverhältnis wollten viele wohl auf Nummer sichergehen“, heißt es weiter. Besonders im Dezember, also kurz vor Toresschluss, sorgten die Akteure für Hochbetrieb in den Notariaten.

Wesel: Preise für Wohneigentum sind 2022 noch mal gestiegen

Im vergangenen Jahr waren 20 Verträge mit einem Kaufpreis von mehr als einer Million Euro darunter – der Spitzenwert lag bei satten 19 Millionen Euro. Um welche Immobilie es sich dabei handelte, gibt der Gutachterausschuss nicht an – es liegt jedoch relativ nahe, dass es um den Verkauf des Globus-Marktes an einen Investor geht, also um ein Gewerbe. Denn der Standort dürfte durch die großen Investitionen erheblich an Wert gewonnen haben. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart.

Mit Abstand am häufigsten ging es in Wesel jedoch um Objekte oder Grundstücke zwischen 250.000 und 500.000 Euro. Deutlich gesunken ist dabei die Fläche, die sprichwörtlich über die Tische der Notare gegangen ist: Sie entsprach mit 50 Hektar etwa genauso vielen Fußballfeldern, im Jahr davor waren es noch gut 121 Hektar.

Die Preise für Wohneigentum sind 2022 in Wesel folglich in den meisten Bereichen noch mal gestiegen: Freistehende Einfamilienhäuser kosteten im Schnitt 377.149 Euro – im Vorjahr wurden noch 358.914 Euro fällig. Doppelhaushälften gingen durchschnittlich für 324.257 Euro weg (2021 waren es 271.566 Euro). Reihenmittelhäuser lagen bei 272.815 Euro (2021 waren es 225.758 Euro) – nur bei Reihenendhäusern ging der durchschnittliche Verkaufspreis zurück von 295.450 Euro auf 264.290 Euro. „Die Käufer sind bereit, eine Immobilie weit über dem Sachwert zu erwerben“, konstatiert der Ausschuss in seinem Bericht.

Neubauprojekte sind in Wesel derzeit nur schwer umzusetzen (Symbolbild).
Neubauprojekte sind in Wesel derzeit nur schwer umzusetzen (Symbolbild). © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Von einem einbrechenden Markt, wie er vielerorts konstatiert wird, spricht der Gutachterausschuss in Wesel nicht. Er kommt vielmehr zu dem Schluss, dass der Markt zur Normalität zurückkehrt. Die Preise werden sich stabil anpassen. „Angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, insbesondere deutlich höheren Zinsen, ist eher von einer Stabilisierung, wenn nicht gar von rückläufigen Preisen auszugehen“, betonen die Gutachter.

Immobilienpreise in Wesel: So sieht es in den Ortsteilen aus

Interessant ist auch der Blick auf die Immobilienrichtwerte – sie geben den Wert des Grundstückes inklusive der Bebauung an und werden über Jahre für jeden Ortsteil ausgewertet. Für ein durchschnittliches, frei stehendes Einfamilienhaus stieg der Richtwert im gesamten Stadtgebiet an im Vergleich zu 2021, im Durchschnitt um 15 Prozent.

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ortsteilen fallen dabei relativ gering aus: Die höchsten Werte wurden in Lackhausen (2880 Euro pro Quadratmeter), Obrighoven (2870 Euro) und Blumenkamp (2820 Euro) ermittelt, der niedrigste Wert lag in Büderich und Ginderich bei 2540 Euro. Der Markt präsentiert sich also relativ homogen, es gibt keine Lage in der Stadt, die extrem heraussticht. Auch bei Eigentumswohnungen sind die Unterschiede nicht groß.

Kompliziert bleibt die Situation bei unbebauten Grundstücken – von denen gibt es derzeit in Wesel kaum welche. „Aufgrund der Knappheit an Baugrundstücken tritt zur Realisierung der eigenen vier Wände die Lage in den Hintergrund“, schreiben die Gutachter. Heißt konkret: Es wurde gekauft, was überhaupt auf den Markt kam.„Es gibt kein Gebiet, das unattraktiv wäre. Alle Wohnplätze sind auf einem guten Stand“, schreiben die Gutachter.

Kompliziert bleibt die Situation bei unbebauten Grundstücken – von denen gibt es derzeit in Wesel kaum welche. „Aufgrund der Knappheit an Baugrundstücken tritt zur Realisierung der eigenen vier Wände die Lage in den Hintergrund“, schreiben die Gutachter. Heißt konkret: Es wurde gekauft, was überhaupt auf den Markt kam.

Positiv kann zudem verbucht werden, dass auch in der Innenstadt die Bodenrichtwerte unverändert blieben. Die Zahl der Leerstände von Geschäften ist überschaubar. Mit gesenkten Mieten wurden Folgemieter generiert. Gewerbeflächen im Umfeld bereiten indes nach wie vor Kopfzerbrechen. Die Nachfrage ist hoch, es stehen aber nicht genug Flächen dafür zur Verfügung. Neuausweisungen sind bis 2050 sehr begrenzt und endlich.

Erklärung: Was ist der Gutachterausschuss für Wesel?

Der örtliche Gutachterausschuss für Grundstückswerte ist eine Einrichtung des Landes und ein unabhängiges Gremium. Die Mitglieder werden von der Bezirksregierung Düsseldorf nach Anhörung der Stadt Wesel für eine Amtszeit von fünf Jahren bestellt. Sie sind überwiegend Sachverständige aus den Bereichen Architektur-, Bauingenieur-, Bank- und Vermessungswesen und Sachverständige für den Immobilienmarkt sowie für spezielle Bewertungsfragen.

Die neun Mitglieder in Wesel arbeiten ehrenamtlich, Vorsitzende ist derzeit die Architektin Kirsten Meyn. Der Gutachterausschuss ist unter anderem für die Auswertung der Kaufpreise und der Veröffentlichung des Grundstückmarktberichtes zuständig. Wesel hat als eine der der größeren Städte im Kreis neben Dinslaken und Moers einen eigenen Ausschuss, für die restlichen Kommunen ist der Gutachterausschuss des Kreises zuständig, die aktualisierte Version wurde noch nicht veröffentlicht.