Wesel. Die Verbraucherzentrale Wesel weist auf Gefahren beim Abschluss von Verträgen für schnelles Internet hin und gibt zugleich hilfreiche Tipps.

Manche Fälle klingen einfach unfassbar: So schildert Karin Bordin, die Leiterin der Verbraucherberatungsstelle Wesel, was einem älteren Herrn kürzlich in Wesel passiert sei. Ihm habe jemand an der Haustür einen Glasfaser-Vertrag angeboten, den er letztlich nach immer heftigerem Drängen dann auch unterschrieben habe – unter anderem sei ihm angedroht worden, wenn er den Vertrag nicht abschließe, würde sein Telefon nicht mehr funktionieren. Nachdem er dann unterschrieben hatte, wurde ihm klar, dass er mit der Glasfaserleitung gar nichts anfangen könne: Der Weseler Senior hat kein Internet und beabsichtigt auch nicht mehr, irgendwann mal Internet zu nutzen. Als seine Nichte davon erfuhr, ging sie zur Verbraucherzentrale in Wesel und schilderte den Fall. „Die Nichte war für den Herrn ein Glücksfall“, sagt Karin Bordin. So konnte noch rechtzeitig der Vertrag gekündigt werden, dem Senior ist letztlich kein Schaden entstanden.

Doch die Verbraucherschützerin warnt eindringlich vor solchen oder ähnlichen dubiosen Angeboten, während sie andererseits betont, dass grundsätzlich Glasfaseranschlüsse natürlich „wichtig und sinnvoll“ seien. Doch auch hier müsse man unterscheiden: „Braucht ein älteres Ehepaar mehr als 100 MBit? Eher nicht“, so Bordin, die dazu rät, lieber zunächst einen günstigeren Vertrag mit weniger Datenvolumen abzuschließen. „Upgraden ist in der Regel kein Problem, anders herum ist es deutlich schwieriger“, so ihre praktische Empfehlung.

Außerdem sollte man genau darauf achtgeben, was man unterschreibt, sich lieber jedes Angebot schriftlich unterbreiten lassen und nicht vorschnell an der Haustür unterschreiben. So sollte man auf einen „echten Glasfaser-Anschluss“ achten. Dieser trägt den Namen „FTTH“ (Fiber to the home) – auf Deutsch „Glasfaser bis nach Hause“. Andere Angebote wie „FTTC“ („...bis zum Bordstein“) oder „FTTB“ („...bis in den Keller eines Gebäudes“) griffen auf den letzten Metern weiter auf Kupferkabel zurück, was die schnelle Glasfasergeschwindigkeit ausbremse, so die Beraterin.

So ist die Glasfaser-Abdeckung in den einzelnen Kommunen

Spannend ist ein Blick auf die Abdeckung mit schnellem Internet, denn der Glasfaserausbau schreitet in den Kommunen des Landes sehr unterschiedlich voran. Der von der Landesregierung veröffentlichte Glasfaser-Atlas NRW gibt einen sehr guten Überblick über den Stand der Gigabit- und Glasfaserversorgung in Nordrhein-Westfalen. Mit einem Anteil von 25 Prozent der Haushalte, die über einen Glasfaseranschluss verfügen, liegt der Kreis Wesel knapp unter dem Landesschnitt von rund 30 Prozent.

Schnelles Internet im Außenbereich: Symbolisch erfolgte 2021 in Schermbeck durch die drei Bürgermeister (von links) Dirk Buschmann (Hünxe), Bernd Romanski (Hamminkeln) und Mike Rexforth (Schermbeck) der erste Spatenstich für den Glasfaserausbau.
Schnelles Internet im Außenbereich: Symbolisch erfolgte 2021 in Schermbeck durch die drei Bürgermeister (von links) Dirk Buschmann (Hünxe), Bernd Romanski (Hamminkeln) und Mike Rexforth (Schermbeck) der erste Spatenstich für den Glasfaserausbau. © NRZ | Johannes Kruck

Doch in den einzelnen Kommunen ist diese Quote höchst unterschiedlich: Wesel ist mit einer Abdeckung von 16,7 Prozent unterrepräsentiert - die drei Kommunen Hamminkeln, Schermbeck und Hünxe, die 2021 gemeinsam den Glasfaserausbau im Außenbereich mit 28,9 Millionen Euro gefördert bekamen, kommen auf sehr hohe Quoten: 96,3 Prozent sind in Hamminkeln versorgt, 98,9 Prozent in Hünxe und sogar 99 Prozent in Schermbeck. Nur mal zum Vergleich: Im benachbarten Voerde beträgt der Anteil der mit Glasfaser versorgten Haushalte (Stand Juni 2023) gerade mal 0,2 Prozent.

„Ich bin ja mal bespannt, ob das Ziel einer kompletten Abdeckung bis 2030 erreicht wird“, sagt Bordin.