Hamminkeln. Nach acht Jahren in der Pfarrgemeinde Maria Frieden wechselt der leitende Pfarrer auf die andere Rheinseite. Das sind seine Beweggründe

Ralf Lamers, seit dem ersten Advent 2015 leitender Pfarrer der Katholischen Kirchengemeinde Maria Frieden in Hamminkeln, wechselt in die Pfarrgemeinde St. Peter Rheinberg. Er wird dort als mitarbeitender Priester im pastoralen Raum, zu dem noch Xanten, Sonsbeck und Alpen gehören, arbeiten. Die Verabschiedung aus Maria Frieden ist für den 13./14. April terminiert.

Schon im vergangenen Sommer hatte Lamers seine Beweggründe der Gemeinde mitgeteilt, wollte nicht mehr in vorderster Linie tätig sein. Lamers stammt aus Kleve-Rindern, wurde 1993 in Münster zum Priester geweiht, war Kaplan in Kevelaer und Wesel sowie leitender Pfarrer in Wachtendonk und Hamminkeln. Zudem ist Lamers schon seit vielen Jahren als Notfallseelsorger aktiv.

In Rheinberg tritt der 60-Jährige die Nachfolge von Pastor Dino Kakumanu an, der Anfang Mai seine neue Stelle in der Stiftspfarrei St. Mariä Himmelfahrt in Kleve beginnt. Kakumanu gehörte zur ersten großen Gruppe Priester aus Indien, die nach Deutschland kamen. Mehr als zwölf Jahre war er in Rheinberg.

Seit 22 Jahren in leitender Funktion tätig

„Die Ankündigung des Bistums für die Seelsorge ab 2024 pastorale Räume einzurichten, haben bei mir zum intensiven Nachdenken und Nachspüren geführt“, sagt Pfarrer Lamers. „Ich habe feststellen müssen, dass ich die nötige Energie nicht mehr habe, um diesen weiteren Schritt der Arbeitsverdichtung an leitender Stelle mitzugehen.“ Denn Leitung bedeute, „Dinge und Prozesse anzustoßen und auch Widerstände auszuhalten. Das habe ich jetzt schon mehr als 22 Jahre in leitender Position getan.“ Für Lamers standen Notwendigkeiten angesichts des Personalschwundes den Interessen der Gemeinden gegenüber. „Ich spüre, das kann ich nicht mehr leisten. Auch vor dem Hintergrund, dass meine Gesundheit angegriffen ist.“

Sehr deutlich nimmt Pfarrer Lamers auch zur derzeitigen Situation Stellung. „Meine Kirche als Institution, von der ich ein ganz kleiner Teil bin, bereitet mir Herzschmerzen, nicht nur durch den vielfachen Missbrauch, den Geistliche begangen und Verantwortliche vertuscht bzw. verharmlost haben. Es geht mit den Reformen einfach nicht voran.“ Vieles, was zeitnah umzusetzen wäre, unter anderem das Diakonat der Frau, die Weihe verheirateter Männer zu Priestern, die Wahl der Bischöfe auch durch Laien mitzubestimmen, ließen schon seit Jahrzehnten auf sich warten. „Die Reformbewegung, der synodale Weg in Deutschland wird vom Vatikan ausgebremst“, so Lamers. „Es wird nur in die eine Richtung gearbeitet: Arbeitsverdichtung für die verbleibenden Mitarbeitenden.“ Seelsorge mit Gesicht, wie es sich das Generalvikariat als Leitwort gegeben hat, rücke für Lamers „in immer weitere Ferne. Und ich spüre, dass das doch auch mein Leitwort ist: bei den Menschen sein zu können und mit ihnen das Leben zu teilen.“

Abschied aus Hamminkeln fällt schwer

Ein weiterer Gesichtspunkt komme für ihn hinzu: „Ich kann mir nicht vorstellen, in der Pfarrgemeinde, in der ich eine leitende Position inne hatte, in die zweite Reihe zu treten. Das würde ein Konfliktfeld mit einer wie auch immer gearteten Leitung auftun.“ Deshalb wolle er an einem neuen Ort mit der neuen Funktion „mitarbeitender Priester“ beginnen und damit eine klare Rollentrennung vornehmen. „Den Wechsel jetzt zu vollziehen und in eine neue Rolle zu gehen, birgt für mich die Hoffnung, dass ich mich am neuen Ort noch einleben und Kontakte knüpfen kann für die Zeit, in der ich zunehmend auf Hilfe angewiesen sein werde.“

Eine wichtige Stütze in den vergangenen acht Jahren in Hamminkeln sei seine Haushälterin Gerda Derstappen gewesen. „Die letzten acht Jahre waren für sie und damit auch für mich anstrengende und herausfordernde Jahre, die auch durch den mehrfachen Verlust lieber und wichtiger Menschen geprägt waren. Das war ihrer Gesundheit nicht zuträglich und weitere Einschränkungen haben sich eingestellt.“ Auch damit die Wege zu ihrer Familie nicht mehr so weit sind , sei ein Ortswechsel nötig.

„Gemeinsam haben wir uns schweren Herzens entschieden, diesen Schritt zu gehen, wohl wissend, dass es sehr traurige und schmerzliche Stunden des Abschiedes geben wird. Menschen sind uns in diesen mehr als acht Jahren ans Herz gewachsen.“ Pfarrer Lamers ist es wichtig, einen vernünftigen Schlusspunkt zu setzen, einen Schlusspunkt mit Stil.