Hamminkeln. Der Hamminkelner Pfarrer Ralf Lamers findet es wichtig, niemanden zu stigmatisieren. Die Freigabe des Vatikans geht ihm aber nicht weit genug.

Als einen „Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnet Ralf Lamers, leitender Pfarrer von Maria Frieden in Hamminkeln, die Freigabe des Vatikans, künftig auch homosexuelle Paare in der katholischen Kirche segnen zu können. Die Glaubensbehörde veröffentlichte kurz vor Weihnachten eine Grundsatzerklärung, welche die Segnung von „Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren“ nun auch in der katholischen Kirche ermöglicht.

„Es ist wichtig, niemanden zu stigmatisieren. Natürlich sind auch Homosexuelle Gottes Kinder, die seinen Segen verdienen“, findet Lamers. Seiner Meinung nach greife die neue Regelung aber immer noch nicht weit genug, denn: Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare muss sich laut Grundsatzerklärung klar von einer Eheschließung unterscheiden. Auch darf die Segnung nicht im Rahmen eines regulären Gottesdienstes stattfinden, das würde schließlich voraussetzen, dass die gesegnete Verbindung dem Plan Gottes entspreche, heißt es von der Glaubensbehörde.

Für Pfarrer Ralf Lamers geht die neue Regelung der Katholischen Kirche nicht weit genug. (Archivbild)
Für Pfarrer Ralf Lamers geht die neue Regelung der Katholischen Kirche nicht weit genug. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Lena Marie Reichmann

Wie diese klare Unterscheidung dann in der Praxis umgesetzt werden soll, will der Pfarrer aus Hamminkeln noch nicht sagen. Vieles sei auch einfach individuell. „Ich bin mir aber sicher, dass wir mit jedem Paar einen Weg finden, die Segnung nach ihren Wünschen zu gestalten“, erklärt Lamers.

Kirchenaustritte auf hohem Niveau

Sowohl die katholische als die evangelische Kirche haben seit Jahren Kirchenaustritten auf Rekordniveau zu kämpfen. 2022 hatte die Deutsche Bischofskonferenz mit 522.821 Austritten aus der katholischen Kirche einen neuen Höchstwert gemeldet. Die Protestanten verzeichneten bundesweit im selben Jahr etwa 380.000 Kirchenaustritte. Erste Zahlen der Deutschen Presse-Agentur für das Jahr 2023 lassen vermuten, dass die Zahlen vom Vorjahr diesmal nicht übertroffen werden. Insgesamt bleibe die Zahl der Kirchenaustritte aber weiterhin hoch.

Anfragen von gleichgeschlechtlichen Paaren, die sich in einem katholischen Gotteshaus segnen lassen möchten, gab es bisher in Hamminkeln nicht. „Das braucht sicherlich noch etwas Zeit“, zeigt sich Lamers zuversichtlich. Er habe Verständnis dafür, dass sich viele Homosexuelle über die Jahre von der Kirche eher distanziert hätten. Viele seien sicherlich auch enttäuscht, dass eine Segnung erst im Jahr 2023 offiziell möglich geworden ist. „Aber wer sich bei uns segnen lassen möchte, ist natürlich herzlich willkommen.“