Hamminkeln. Der leitende Pfarrer von Maria Frieden in Hamminkeln, Ralf Lamers, wünscht sich Veränderungen in der katholischen Kirche.

Als „absolut bedauerlich“ beschreibt der leitende Pfarrer der Gemeinde Maria Frieden in Hamminkeln, Ralf Lamers, den Zustand der Katholischen Kirche in diesen Zeiten: „Zeitweise hatte ich Tränen in den Augen.“ Gerade was die Missbrauchsfälle angehe, sei hier „unsägliches Leid“ verursacht worden. Der Geistliche weiß, wovon er redet. Er kennt Opfer des Missbrauchs persönlich, begleitete ein Opfer ein Jahr lang.

Auch mit Blick auf die Opfer seien zehn Jahre der Untersuchung von Missbrauchsfällen eine Zumutung. Der Konflikt mache deutlich, dass die Amtsträger weiter eng von der Basis entfernt seien, als sie vielleicht selbst gedacht haben. Das sehe man auch an dem Protest von Gemeindemitgliedern im Bistum Köln, die nicht wollen, dass Kardinal Woelki nach einer fünfmonatigen Auszeit in sein Amt zurückkehrt. Jetzt habe er dem Papst seinen Rücktritt angeboten und der wolle „zu gegebener Zeit“ entscheiden. Doch das dauert Lamers zu lange: „Das hätte schon längst entschieden werden können.“

Basis erlebt Streben nach Macht

„Ich biete meinen Rücktritt an. Dann ist es doch die Pflicht des Papstes, diesen anzunehmen. Warum kann ein Papst da sagen ‘Du bleibst’“, meint Lamers auch mit Blick auf Kardinal Marx im Bistum München und schüttelt mit dem Kopf. „Streben nach Macht erlebt die Basis seit Jahren“, hat Lamers beobachtet und kritisiert die Fixierung der katholischen Kirche auf Rom.

Beispielhaft nennt er die Modernisierung der Liturgie. Wird etwas auf deutsch geschrieben, muss es auf Latein übersetzt und in Rom genehmigt werden. Dann erfolgt die buchstabengetreue Rückübersetzung ins deutsche. Und das funktioniert halt nicht reibungslos, weil deutsch nun mal keine romanische Sprache ist. Zur Verdeutlichung zeigt Pfarrer Lamers auf ein Liturgiebuch in seinem Büro. Der Text ist von 1970. „So spricht doch heute kein Mensch mehr“, sagt Lamers und fragt sich, ob man dieses Prozedere nicht abkürzen kann. Rom müsse nicht alles entscheiden. Das können auch in den Bistümern geschehen. Lamers: „Wir brauchen mehr Dezentralisierung.“

Synodaler Weg als Lösung

Große Hoffnung setzt Lamers in den synodalen Weg, der in Deutschland für eine Modernisierung der katholischen Kirche steht. „Da sitzen Bischof und einfache Gläubige zusammen und reden auf Augenhöhe“, erzählt Lamers. Das findet er klasse, denn so kämen die Amtsträger wieder näher an die Gemeindemitglieder heran, lernen deren Lebensrealität besser kennen. Denn die Kluft ist oft groß. Vor dem gleichen Problem stehe auch die Weltkirche. Denn je nach Land gibt es andere Realitäten bei den Gläubigen. Das könne man nicht zentral von Rom aus steuern. Das zeige auch die Amazonassynode, bei der kurz und knapp ein „Nein“ zur Abschaffung des Zölibats aus Rom kam.

Dringend Änderungen mahnt Lamers auch bei der katholischen Sexualmoral an, die nach seiner Ansicht dringend reformiert werden müsste. Homosexuelle beispielsweise einfach nur dazu aufzurufen, enthaltsam zu leben, sei keine Lösung. Ebenso wenig wie Wiederverheiratete als Katholiken zweiter Klasse zu behandeln und ihnen die Kommunion zu verweigern.

Andere verbreiten die Botschaft Jesu auch

Und zum Schluss des Gespräches geht es um die Ökumene, die Ralf Lamers am Herzen liegt. Und hier fordert Lamers etwas, was eigentlich zur DNA der römisch-katholischen Kirche gehört. Sie bezeichnet sich als die „einzig wahre“ Kirche. Das würde Lamers gerne ändern, denn auch andere Kirchen verbreiten die Botschaft Jesus Christus.