Wesel. Wesel gehörte am Montag zu den Zentren der Bauern-Demos. Bei mehreren Aktionen ist der Verkehr von den Landwirten lahmgelegt worden. Die Bilanz.
- Viele Landwirte haben sich in Wesel und Umgebung an den Bauern-Protesten beteiligt.
- Sowohl am Montagmorgen als auch am Nachmittag kam es im Berufsverkehr zu Staus, vor allem auf B58 und der Rheinbrücke.
- Wie der Protesttag der Bauern verlief, haben wir in diesem Text zusammengefasst.
Der Protest der Landwirte hat am Montag zu erheblichen Auswirkungen auf den Straßen in Wesel und Umgebung geführt – sowohl im morgendlichen als auch im nachmittäglichen Berufsverkehr brauchten Autofahrerinnen und Autofahrer zum Teil starke Nerven. Vor allem im Bereich der Rheinbrücke war viel los: Weil sich auch Speditionen dem Demonstrationszug angeschlossen hatten, sodass nicht nur Trecker, sondern noch mehr Lastkraftwagen die Straßen verstopften. Von der Grünthal-Kreuzung bis in die Weseler Innenstadt – eine Strecke, die bei normaler Verkehrslage rund 15 Autominuten dauert – brauchten Autofahrer am Montagmorgen länger als eine Stunde. Denn der mehrere Kilometer lange Tross aus Treckern und Lastern pendelte seit 6 Uhr und bis 11 Uhr immer wieder im Schneckentempo zwischen dem früheren Haus Grünthal und dem Weseler Bahnhof hin und her.
Trecker und noch mehr Laster verstopfen linksrheinisch die B58
Das führte zu dem Kuriosum, dass zwischenzeitlich – beispielsweise gegen viertel vor acht – im linksrheinischen Ortsteil Büderich kaum Verkehr aus Richtung Alpen ankam und sich auch die Rheinbrücke zu dieser Zeit völlig problemfrei überqueren ließ. Etwa eine Viertelstunde später sah das schon ganz anders aus. Dann nämlich erreichte der Zug aus hupenden und blinkenden Lastern und Landmaschinen langsam die Rheinbrücke und zog sich zu dem Zeitpunkt auch noch fast bis zur Grünthal-Kreuzung.
Die schiere Länge des Trecker-und-Laster-Zugs brachte es deshalb auch die Autofahrer, die pfiffigerweise über Büderich fahren und so den Stau umfahren wollten, überhaupt nicht weiter. Denn als sie an der Kreuzung vor der Rheinbrücke ankamen, waren auch die Demonstrierenden längst da. Die Folge: Gegen 8.45 Uhr staute es sich auch auf der Weseler Straße bis nach Büderich zurück. Entnervte Autofahrer machten kehrt.
Wie berichtet, sind im Kreisgebiet zahlreiche Aktionen angemeldet. Die zweite Runde auf der Strecke Grünthal-Wesel Bahnhof war von 15 bis 19 Uhr angemeldet. Ebenfalls am Nachmittag (ab 16 Uhr) sammelte sich ein weiterer Traktor-Zug vor dem Haus Erika. Von hier fuhren mehr als 50 Landwirte aus Voerde, Hünxe, Dinslaken und Wesel mit ihren Treckern sowie einige Lastkraftwagen zunächst über die B8 nach Wesel, vorbei am Bahnhof und weiter über die B58 in Richtung Drevenack und von hier weiter nach Hünxe. Erneut staute sich hinter den Treckern der Verkehr über mehrere Kilometer.
Auch auf auf den anderen Zufahrtstrecken nach Wesel gab es am Montagmorgen zahlreiche Staus – zum Beispiel auf der B473, der B70 und auch der B58. Gegen 8.15 Uhr waren an der A3-Abfahrt Wesel allerdings keine Lastwagen oder Traktoren zu sehen, der Stau in Richtung Innenstadt hielt sich auch in Grenzen. Von der Anschlussstelle bis ins Zentrum dauerte die Fahrt rund 30 Minuten, ob das nun an der Kolonne vorausfahrenden Traktoren, dem mäßigen Schneefall oder dem allgemeinen Berufsverkehr lag, war schwer auszumachen. Ein kleiner Treckerkonvoi war zu dieser Zeit nur auf dem Weg raus aus der Stadt zu sehen. Auch in Hamminkeln hatten sich Landwirtinnen und Landwirte an der Autobahnausfahrt versammelt, später fuhren sie zum Rewe-Markt an der Raiffeisenstraße.
Bauernprotest: Auch die Landwirte in Schermbeck machten mit
Auch die Landwirte in Schermbeck beteiligten sich an dem Protesttag: 25 Traktoren hatten sich am Montagvormittag für zwei Stunden an der B58 in Damm aufgereiht. Die anwesenden Landwirte wurden hier von Dammer Bürgerinnen und Bürgern mit heißem Tee und Kaffee versorgt. Rainer Kremer, Sprecher der Interessengemeinschaft Schermbecker Landwirte (ISL), zeigte sich erfreut über die Resonanz bei seinen Berufskollegen, aber natürlich auch aus der Bevölkerung: „Ich setze mich seit über 30 Jahren für unseren Berufsstand ein, es ist toll jetzt so eine Einigkeit zu erleben“.
Ein anderer Teil der Landwirte aus Schermbeck hat sich schon frühmorgens um 5.30 Uhr dem Tross aus Raesfeld angeschlossen. Hier fuhren 150 landwirtschaftliche Fahrzeuge Richtung Hünxe und entschleunigten ganz deutlich den Verkehr. Kremer erklärt, dass die Besteuerung des Agrardiesels vor Jahren eingeführt worden sei, um mit den Einnahmen Straßen auszubessern. „Das haben die Politiker in Berlin wohl vergessen“, so Kremer mit Hinweis auf den schlechten Zustand der Wirtschaftswege. Und: „Die eingenommenen Steuern werden zweckentfremdet ausgegeben, das geht nicht“.
Bauernproteste im Kreis Wesel: Die Bilanz der Polizei fällt positiv aus
Am Nachmittag zog die Polizei eine erste Zwischenbilanz für den gesamten Kreis. Seit dem Morgen waren demnach bis jetzt rund 1300 Landwirte und Spediteure mit mehr als 950 Treckern, Lastwagen und Autos auf den Straßen im Kreis Wesel unterwegs. Dies sorgte gerade in den Morgenstunden für zähfließenden Verkehr und Verkehrsbehinderungen auf vielen Straßen im Kreis Wesel. Besonders betroffen davon waren die Rheinbrücke und verschiedene Autobahnauffahrten entlang der A57. „Blockaden gab es nicht!“, betonte die Polizei in einer Pressemitteilung.
Die Beamten haben aber in drei Fällen Anzeigen wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz geschrieben. Eine Gruppe von Traktor-Fahrern hatte sich am Vormittag am Rathaus in Sonsbeck zu einer unangemeldeten Versammlung getroffen. Auch auf der B473 in Hamminkeln haben sich sieben Treckerfahrer zu einer Versammlung getroffen, die nicht angezeigt war. Auf der A57 in Sonsbeck waren zehn Lastwagen-Fahrer mit „Botschaften“ auf ihren Fahrzeugen unterwegs, was von der Polizei als Versammlung gewertet wurde. Bis 20 Uhr am Abend werden die Einsätze noch von der Polizei begleitet.
Eine weitere Aktion lief zwischen 9 und 10 Uhr auf dem Marktplatz in Flüren – hier trafen sich Landwirte aus Flüren und Bislich, um über weitere Aktionen für die Woche abzustimmen, teilte Landwirt Stefan Heißing mit. „Wir werden dabei ‚Informationsflyer‘ an Verbraucher ausgeben und den Dialog zum aktuellen Beschluss, der Streichung der Dieselrückvergütung, suchen“, so Heißing weiter. Der Hamminkelner Landwirt Rüdiger Neuenhoff, der sich im Verein „Land sichert Versorgung“ engagiert und für die Organisation von einem Teil der Protestaktionen in der Region verantwortlich ist, zog am Nachmittag eine positive Bilanz des Aktionstages. „Insgesamt liefen die Abläufe alle reibungslos“, sagte er auf NRZ-Anfrage. „Die Zusammenarbeit mit der Polizei ist mal wieder ganz hervorragend.“ Er kündigte weitere Aktionen in den nächsten Tagen an.
Vorbei sind die Proteste in Wesel noch nicht: Für Dienstag hat der Rheinische Landwirtschaftsverband die Bauern zu einer Kundgebung aufgerufen: Los geht es laut Johannes Leuchtenberg, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel, mit einer zentralen Demo um 11 Uhr auf dem Aueseeparkplatz. Demnach haben NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen, der SPD-Landtagsabgeordneter René Schneider und Landrat Ingo Brohl ihre Teilnahme bereits zugesagt. Die Bauern wollen weiter auf friedlichen Protest setzen und ihre Forderungen öffentlich machen. Bundesweit soll es im Vorfeld einer Großdemonstration des Deutschen Bauernverbandes am 15. Januar in Berlin Aktionen geben. Die Bauern der Region sind dabei.