Wesel. Für die Karnevalisten war es gar nicht so einfach die Schill-Kaserne zu erobern. Mit welchem Trick die Narren sich dann doch Einlass verschafften
Da staunte Oberstleutnant Michael Paul nicht schlecht, als er am Donnerstagabend an das Tor seiner Schill-Kaserne trat: „Ja, was ist denn das für ein Krach? Was ist denn hier los“, fragte der ranghöchste Soldat, als er über 350 fröhliche Karnevalisten vor dem Eingang erblickte. Zunächst versuchte es Ludger Becker, der Präsident des Carnevals-Ausschuss Wesel (CAW), ganz höflich: „Wir Karnevalisten bitten um Eintritt – wir sind auch ganz lieb und wollen doch nur feiern!“
Das überzeugte den Kommandeur und Standortältesten der Schill-Kaserne jedoch keineswegs: „Habt Ihr denn überhaupt auch einen richtigen Prinzen dabei?“, frage er nach. Dann trat natürlich Prinz Heinz II. (Müller) samt Prinzessin Diana I. in Erscheinung: „Bitte gewähren Sie uns Eingang, mit Euch den Kasernensturm feiern dürfen.“
Oberstleutnant Paul sagte, es freue und ehre ihn zwar, dass ein echter Prinz samt Prinzessin vor seinem Tor um ein Einlass bitte, doch: „Mit wem ich noch nicht einen getrunken habe, den lasse ich hier nicht rein!“ Für den karnevalistischen Weseler Gastronom war diese Bedingung natürlich ein Klacks: „Das kriegen wir sofort geregelt“, entgegnete das Narrenoberhaupt und verschwand kurz, um etwas Flüssiges zu organisieren und mit dem Chef der Soldaten anzustoßen. Dieser frage kurz danach nun seine Untergebenen: „Soldaten, sollen wir sie jetzt reinlassen?“ – „Nein“, riefen die Bundeswehr-Angehörigen und stimmten gemeinsam das Lied an: „Ihr seid nur ein Karnevalsverein...!“
Also musste sich Oberstleutnant Paul was anderes einfallen lassen: „Das tut mir sehr leid, ich bin jetzt in einer ganz problematischen Situation. Aber habt Ihr vielleicht auch Musik dabei, die ihr mit in die Kaserne bringen könnt?“ Dies sei überhaupt kein Problem, denn die Narren hätten zufälligerweise „den weltbesten Fanfarencorps“ mitgebracht, konterte der Karnevalsprinz – und prompt legte der Fanfarencorps CCL Wesel mit Pauken und Trompeten so richtig los.
Fanfarencorps CCL und die „Sternschnuppen“ waren die Rettung
Ihm habe das sehr gefallen, lobte der Kommandeur, doch so richtig überzeugt seien die Soldaten leider noch immer nicht. Zum Glück hatte Paul aber noch eine rettende Idee: „Ihr sollt ja angeblich auch tanzen können. Könnt Ihr uns da vielleicht etwas zur Kostprobe geben?“
Heinz Müller erklärte: „Wir wussten, das es heute schwierig wird. Aber auch das ist kein Problem, wir präsentieren Euch die Sternschnuppen.“ Dann wirbelten die Tänzerinnen vom Elferrat der Kolpingsfamilie Wesel so schwungvoll über den Kasernenvorplatz, dass nicht nur der Oberstleutnant, sondern auch die zahlreichen Soldatinnen und Soldaten hinter dem Tor nun endlich voll überzeugt waren und bereitwillig das Kasernentor öffneten.
„Sensationell!“, lobte Michael Paul die Tanzdarbietung und geleitete die große Narrenschar zum Feiern aufs Gelände der Schill-Kaserne. Das freute natürlich auch die vielen Gäste der Weseler Karnevalisten, die unter anderem mit närrischen Abordnungen samt einiger Prinzenpaare aus Dingden, Brünen, Ossenberg, Gladbach, Bocholt, Suderwick, Raesfeld, Rhede, Voerde und Dinslaken zum Weseler Kasernensturm gekommen waren, um gemeinsam mit den Soldaten friedlich und fröhlich zu feiern.