Schermbeck. Der erste Verkehrsversuch ist gelaufen, der zweite steht bevor. Was wünschen sich die Schermbecker? Die NRZ hörte sich in der Mittelstraße um.

Monatelang wurde in Schermbeck über den ersten Verkehrsversuch diskutiert und gestritten. Nun soll ein zweiter in Kürze starten. Doch bis es soweit ist, wurde wieder der Ursprungszustand hergestellt. Anlass genug, mal bei Passanten und Händlern in der Mittelstraße nachzufragen, was sie zwischen den beiden Experimenten zu sagen haben und was sie sich für die Zukunft wünschen.

Ramona Kothe-Rudatus schlendert gemütlich die Mittelstraße hinauf, die Schermbeckerin wirkt genervt, als sie auf das Thema Verkehr im Ortskern angesprochen wird: „Man sollte es sein lassen mit den Verkehrsversuchen“, sagt sie und ergänzt, während des ersten Versuchs sei ja in der Mittelstraße „nichts los gewesen“. Doch was hält sie selber für die beste Lösung? „Vielleicht würde es mit einer Einbahnstraßenregelung gut klappen, das könnte ganz gut funktionieren.“

Passantin Ramona Kothe-Rudatus ist froh, dass die Mittelstraße zurzeit wieder befahrbar ist.
Passantin Ramona Kothe-Rudatus ist froh, dass die Mittelstraße zurzeit wieder befahrbar ist. © FFS | Erwin Pottgiesser

Goldschmied Jörg Iser hat nach dem Ende des ersten Verkehrsversuchs, der bis zum 17. September lief, jetzt etwas besserte Laune: „Es ist wieder Leben auf der Mittelstraße, vorher war ja nichts los“, so der 59-Jährige, der von einer Sperrung der Mittelstraße wie in den vier Monaten ab dem 15. Mai weinig hält und ironisch ergänzt: „Das kann man machen, wenn Schermbeck ein Luftkurort werden soll – ohne Geschäfte.“ Für seine Goldschmiede Iser & Dietzel, die unter anderem von Laufkundschaft lebe, sei der erste Versuch jedenfalls ungünstig gewesen. In den zweiten Versuch setzt Iser dagegen große Hoffnung: „Die Einbahnstraßenregelung sollte man mal ausprobieren.“

Goldschmied Jörg Iser lebt auch von der Laufkundschaft der Mittelstraße. Diese habe beim ersten Verkehrsversuch stark abgekommen, berichtet der Geschäftsmann.
Goldschmied Jörg Iser lebt auch von der Laufkundschaft der Mittelstraße. Diese habe beim ersten Verkehrsversuch stark abgekommen, berichtet der Geschäftsmann. © FFS | Erwin Pottgiesser

Auch Gerda Fojcik, die gerne mal im Schaufenster der Goldschmiede nach schönem Schmuck Ausschau hält, findet die Idee, die Mittelstraße in eine Richtung für den Verkehr freizugeben, erfolgversprechend. „So käme man wenigstens wieder ins Zentrum auch mit dem Auto. Dann müssten die Nebenstraßen aber natürlich frei sein, auch wenn das für manche Einwohner nervig sein wird“, ergänzt die 92-Jährige.

Starker Verkehr in der Mittelstraße ist ein Ärgernis

Genau dies soll ja im zweiten Verkehrsversuch getestet werden, bei dem die Mittelstraße in Süd-West-Richtung befahrbar sein wird und die Marellenkämpe wieder in Nord-Ost-Richtung durchgängig sein soll. Im Moment begegnet sich der motorisierte Verkehr in der zentralen Straße Schermbecks und sorgt fast im Minutentakt für eine kleine Staus – vor allem, wenn ein Bus einem entgegenkommenden Fahrzeug begegnet, wird es regelmäßig sehr eng. Radfahrer und Fußgänger halten teilweise an, damit die Autos vorwärts kommen – kein idealer Zustand.

Dies hat man auch im Friseursalon „Hairlich“ an der Mittelstraße 9 erkannt: „So wie es vorher war, ist es keine Lösung“, berichtet Friseurin Yvonne Magnier, die von ihrem Arbeitsplatz einen perfekten Blick auf die Verkehrssituation hat. Die 46-Jährige findet weder die Ursprungsvariante optimal noch die Alternative des ersten Verkehrsversuchs. Die Mittelstraße sei „einfach zu eng“ für Verkehr in beide Richtungen. Und eine Schranke wenige Meter vor ihrem Geschäft sei vor allem für ihre Kunden alles andere als optimal. Was schlägt Yvonne Magnier also vor? „Warum nicht mal eine Einbahnstraße ausprobieren?“ Wie auch andere setzt sie also große Hoffnung auf den zweiten Verkehrsversuch, dessen Start noch unklar ist.

Friseurin Yvonne Magnier und ihre Kundin Elke Overberg favorisieren beide eine Einbahnstraßenregelung in der Mittelstraße.
Friseurin Yvonne Magnier und ihre Kundin Elke Overberg favorisieren beide eine Einbahnstraßenregelung in der Mittelstraße. © FFS | Erwin Pottgiesser

Auch ihre Kundin Elke Overberg stimmt genau der Forderung ihrer Friseurin zu: „Der Verkehr in der Mittelstraße ist doch viel zu groß, das ist so nicht in Ordnung!“ Wenn die Autos so dich vorbeifahren, könne man ja gar nicht gemütlich einen Einkaufsbummel an den Geschäften entlang genießen. Die Situation müsse beruhigt werde, findet die 72-Jährige, die deshalb sagt: „Die Probe mit der Einbahnstraße finde ich ganz gut – davon verspreche ich mit sehr viel.“

Es sieht also so aus, als würde in Kürze die favorisierte Variante vieler Schermbecker erprobt – vielleicht zeigt sie sich dann ja als Dauerlösung eines Dilemmas, mit dem die Gemeinde schon seit Jahrzehnten kämpft.