Wesel. In den letzten zwei Jahren sind in Wesel 430 Menschen eingebürgert worden. Warum die deutsche Staatsangehörigkeit für sie so wichtig ist.

Zu Beginn der Interkulturellen Tage trafen sich jetzt mehrere Dutzend Menschen im Ratssaal, um an der Einbürgerungsfeier der Stadt Wesel teilzunehmen. Der Abend war ein Höhepunkt für diejenigen, die ihren langen Weg zur deutschen Staatsbürgerschaft erfolgreich gegangen sind. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp betonte dabei die aktive Teilhabe der neuen Bürgerinnen und Bürger an der Gemeinschaft. „Ich bin der Meinung, wer die deutsche Sprache beherrscht, sich integriert hat, hier berufstätig ist und die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland achtet, kann folgerichtig deutscher Staatsbürger oder deutsche Staatsbürgerin werden“, sagt Ulrike Westkamp.

Syrer aus Wesel fühlt sich als Teil dieser Gesellschaft

Nach Angaben der Stadt Wesel haben sich mehr als 430 Personen aus unterschiedlichen Ländern seit September 2021 einbürgern lassen. Ghiyath Almofashi ist einer von ihnen. Der Syrer freut sich darüber, endlich Deutscher zu werden. 2014 floh er wegen des Bürgerkriegs aus Damaskus nach Deutschland. Nach dem Erlernen der deutschen Sprache und dem offiziellen Verfahren des Asylantrags ließ er sich mit seiner Frau und seiner in Wesel geborenen Tochter in der Hansestadt nieder.

In Rees hat sich der Syrer als Friseur selbstständig gemacht. Als Ghiyath Almofashi die Voraussetzungen für den Antrag zur deutschen Staatsangehörigkeit erfüllt hatte, füllte er im Januar 2023 die nötigen Papieren aus. Und ein paar Monate später ist er nun Deutscher. „Seitdem fühle ich mich als Teil dieser Gesellschaft. Es gibt keine Worte, die mein Gefühl beschreiben“, sagt der 33-Jährige.

Ghiyath Almofashi (33) hat am Donnerstag, den 24. August 2023, die deutsche Staatsbürgerschaft im Ratsaal der Stadt Wesel erhalten.
Ghiyath Almofashi (33) hat am Donnerstag, den 24. August 2023, die deutsche Staatsbürgerschaft im Ratsaal der Stadt Wesel erhalten. © NRZ | Ahmad Shihabi

Ein Teil der Gesellschaft zu sein bedeutet für die Antragsteller, dass ihre Stimme gehört wird - und damit wird ihre Teilhabe an der Politik, am sozialen Leben gesichert. Das wünscht sich auch Bürgermeisterin Westkamp. „Ich finde es wichtig, dass die neu Eingebürgerten sowie die seit langer Zeit hier Lebenden die Gesellschaft mitgestalten. Das heißt, dass sie sich politisch einbringen, sich für ein Amt zur Verfügung stellen. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, in Vereinen tätig zu werden und etwas für die Gemeinschaft zu tun.“

Staatsangehörigkeit: Diese Regeln gelten aktuell für die Einbürgerung

Um eingebürgert zu werden, müssen Antragstellerinnen und Antragsteller die vorgeschriebenen Voraussetzungen erfüllen. Unter anderem acht Jahre, bei besonderen Integrationsleistungen sechs Jahre, dauerhaft und rechtmäßig in Deutschland gelebt haben. Zusätzlich sind nachgewiesene mündliche und schriftliche Sprachkenntnisse erforderlich, ebenso wie das erfolgreiche Bestehen eines Einbürgerungstests. Zudem dürfen die Antragstellerinnen und Antragsteller keine Vorstrafen haben.

Die bisherige Staatsangehörigkeit muss außerdem aufgegeben werden. Es gibt jedoch Ausnahmen: EU-Bürgerinnen und Bürger sowie und Schweizerinnen und Schweizer dürfen ihre Staatsangehörigkeit behalten.

Iraker hat positive Erfahrung bei der Einbürgerung

Faisal Omar kam bereits 2017 mit seiner Frau Jani und seinen Kindern nach Wesel. Um ihrem Ziel der deutschen Staatsbürgerschaft näherzukommen, begann die Familie sofort damit, die Sprache zu lernen. „Danach habe ich mein Zertifikat als Krankenpfleger anerkennen lassen, um sofort zu arbeiten und mein eigenes Geld zu verdienen“, sagt der 45-jährige Iraker. „Wenn ich Steuern zahle und keine Sozialhilfe vom Jobcenter erhalte, kann ich Deutscher werden“.

Trotz der schwierigen Lage bei den Ausländerbehörden landesweit hat Faisal Omar in Wesel eine positive Erfahrung bei der Einbürgerung gemacht. Der Krankenpfleger beim Marien-Hospital hatte seinen Antrag auf Einbürgerung im August 2022 gestellt. Im Februar diesen Jahres erhielt der Iraker dann die Urkunde. „Zum Glück ist alles bei uns im Vergleich zu anderen Städten schnell gelaufen.“ Er habe deswegen das Gefühl, dass er hier im Paradies lebe.

Bundesregierung beschließt einen Gesetzesentwurf für Staatsangehörigkeitsrecht

Erst vor kurzem hat die Bundesregierung einem Gesetzesentwurf für ein neues Staatsangehörigkeitsrecht zugestimmt. Damit soll es leichter werden, die deutsche Staatsangehörigkeit zu erhalten. Konkret geht es dabei um die Verkürzung der Dauer der Einbürgerung. Laut dem Entwurf soll die Einbürgerung nach fünf Jahren, bei besonderer Integration nach drei Jahren, möglich sein. Außerdem ist nun auch die mehrfache Staatsbürgerschaft möglich.

Für Fachkräfte aus dem Ausland wird Deutschland attraktiver, wenn sie schneller als bisher eingebürgert werden können. „Wenn die Einbürgerung in Zukunft anderen gesetzlichen Regelungen unterliegt, und damit die Einbürgerung theoretisch schneller klappt, finde ich diese Reform richtig“, sagt Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. „Voraussetzung ist natürlich, die deutsche Sprache zu beherrschen, sich an die Gesetze zu halten und sich auch in die Gesellschaft zu integrieren“.