Kreis Wesel. Der Umsatz mit verkauften Immobilien im Kreis Wesel ist im vergangenen Jahr gesunken. Das sind die Zahlen für zehn der 13 Kommunen.

Der Immobilienmarkt im Kreis Wesel scheint sich so langsam zu beruhigen: Denn erstmals seit 2018 ist der Umsatz mit verkauften Immobilien wieder gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wert um zwölf Prozent zurückgegangen und auf 616,54 Millionen Euro gefallen.

Bei den abgeschlossenen Kaufverträgen ist ebenfalls ein Rückgang zu verzeichnen: So wurden im Jahr 2022 insgesamt 2353 Verträge über bebaute und unbebaute Grundstücke sowie über Wohnungs- oder Teileigentum verzeichnet. Diese Zahlen gehen aus dem aktuellen Grundstücksmarktbericht hervor, den der Gutachterausschuss jetzt veröffentlicht hat. Sie beziehen sich auf alle Kommunen – ausgenommen sind die Städte Moers, Dinslaken und Wesel. wo die Tendenz aber die gleiche ist: In der größten Stadt des Kreises gab es einen Rückgang der Kauffälle von 14 Prozent, in Dinslaken um 10,4 Prozent, in Wesel um 8 Prozent. (Sie wollen mehr zum Thema Immobilien lesen?Hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren)

Immobilien im Kreis Wesel: So haben sich die Verkäufe entwickelt

Der Bericht beinhaltet Analyseergebnisse zum Immobilienmarkt des Jahres 2022 im Kreisgebiet. Im Gegensatz zu den allermeisten Marktuntersuchungen beruhen die Auswertungen des Gutachterausschusses auf der Erfassung tatsächlicher Verkäufe. Er soll Laien und Fachleuten einen Überblick über die Entwicklungen auf dem Markt geben – und beinhaltet eine Vielzahl von Daten. Der komplette Bericht ist im Internet über die amtliche Seite www.boris.nrw.de einsehbar.

Besonders interessant für Privatleute ist der Blick auf Grundstücke mit Wohnbebauung – hier verzeichneten die Gutachter in fast allen Bereichen einen Rückgang: Die Anzahl der veräußerten Reihenhäuser fiel um 14,4 Prozent, bei den frei stehenden Ein-Familienhäusern (minus 9,5 Prozent) und den frei stehenden Zwei-Familienhäusern (minus 3,4 Prozent) gingen die Verkäufe ebenfalls zurück.

Besonders drastisch sah es bei Neubauwohnungen aus: In den zehn Städten und Gemeinden wurden lediglich 65 davon im vergangenen Jahr verkauft, das waren 43 Prozent weniger als noch 2021 – bei den bestehenden Eigentumswohnungen fielen die Verkäufe um 15,6 Prozent. Lediglich bei den Doppelhaushälften gab es mit 1,1 Prozent eine leichte Zunahme, heißt es im Bericht des Gutachterausschusses. Bei den unbebauten Grundstücken für den Wohnungsbau fiel der Rückgang mit 64,4 Prozent noch deutlicher aus.

Kreis Wesel: So viele Immobilien wurden in den Kommunen verkauft

  • Alpen: 200 (Gesamtumsatz 41,29 Millionen Euro)
  • Hamminkeln: 243 (78,36 Millionen Euro)
  • Hünxe: 130 (31,08 Millionen Euro)
  • Kamp-Lintfort: 287 (92,77 Millionen Euro)
  • Neukirchen-Vluyn: 287 (83,87 Millionen Euro)
  • Rheinberg: 273 (72,13 Millionen Euro)
  • Schermbeck: 136 (37,48 Millionen Euro)
  • Sonsbeck: 127 (28,02 Millionen Euro)
  • Voerde: 374 (86,71 Millionen Euro)
  • Xanten: 296 (64,83 Millionen Euro)

Zu den Kernaufgaben des Gutachterausschusses gehört auch die Ermittlung von Bodenrichtwerten, die unter anderem für die Wertermittlung von Immobilien herangezogen werden. Die Bodenrichtwerte in den einzelnen Städten und Gemeinden haben sich unterschiedlich entwickelt. Während sie in Rheinberg (plus 9,7 Prozent), Kamp-Lintfort (plus 9,2 Prozent), Neukirchen-Vluyn (plus 9,1 Prozent), Alpen (plus 1,3 Prozent) und Xanten (plus 0,3 Prozent) stiegen, stagnierten sie in Hamminkeln, Hünxe, Schermbeck, Sonsbeck und Voerde. Die durchschnittliche Preissteigerung für den ausgewerteten Teil des Kreisgebietes liegt demnach bei drei Prozent. Je nach Kommune und Lage unterscheiden sich die Quadratmeterpreise für Bauland: In mittleren Lagen schwanken sie zwischen 140 Euro pro Quadratmeter in Sonsbeck und 240 Euro in Neukirchen-Vluyn.

Ermittelt hat der Gutachterausschuss zudem auch Durchschnittspreise für Eigentumswohnungen – die sind allerdings noch mal kräftig angestiegen. So kostete der Quadratmeter in einer durchschnittlichen Neubauwohnung 3806 Euro – das waren 14 Prozent mehr als noch im Vorjahr, 2016 lag der Preis gerade mal bei 2418 Euro. Bei gebrauchten Wohnungen hängt der Quadratmeterpreis stark vom Alter der Immobilien ab, durch die Bank gab es aber auch hier einen Anstieg.

Hintergrund: Das ist der Gutachterausschuss für den Kreis Wesel

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte ist eine Einrichtung des Landes und ein von der Kreisverwaltung Wesel unabhängiges Gremium. Die Mitglieder werden von der Bezirksregierung Düsseldorf nach Anhörung des Kreises für eine Amtszeit von fünf Jahren bestellt. Sie sind überwiegend Sachverständige aus den Bereichen Architektur-, Bauingenieur-, Bank- und Vermessungswesen und Sachverständige für den Immobilienmarkt sowie für spezielle Bewertungsfragen.

Der Gutachterausschuss ist unter anderem für die Auswertung der Kaufpreise und der Veröffentlichung des Grundstückmarktberichtes zuständig. Das Gremium ist für zehn der 13 Kommunen im Kreis Wesel zuständig, Moers, Dinslaken und Wesel haben jeweils einen eigenen Ausschuss. Es hat derzeit 20 Mitglieder, Vorsitzender ist seit 2017 der Kreisvermessungsdirektor Jochen Hansens.