Wesel. Vor Monaten war die Rede vom Verkauf der heruntergekommenen Immobilie am Bahnhof. Die Stadt bleibt angesichts kleinerer Aktivitäten optimistisch.
Seit Monaten stehen die 57 Wohnungen in den oberen Etagen des maroden Hochhauses am Bahnhof nun leer und der angekündigte Verkauf an eine Gesellschaft, die das Gebäude sanieren möchte, zieht sich in die Länge. Warum, bleibt ein Rätsel, auch für die Stadtverwaltung, die aber dennoch davon ausgeht, dass der Interessent das Gebäude erwerben und die Wohnungen renovieren wird. Immerhin: In der Vergangenheit waren einige Aktivitäten vor dem Haus zu sehen.
Dennoch bietet die Immobilie an der Dinslakener Landstraße einen verwahrlosten Anblick für Passanten und sorgt auch für Ärger bei den direkten Nachbarn. In den Pflanzbeeten sprießt das Unkraut und mehrere Scheiben in leeren Ladenlokalen im Erdgeschoss wurden eingeschlagen und notdürftig mit Holz geflickt. Wer einen Blick durch die Glastür in den Eingangsbereich wirft sieht, dass der Müll immer noch im Hausflur liegt. Aus der in Teilen heruntergerissenen Deckenverkleidung tropft Wasser auf den Boden.
Hochhaus am Bahnhof: Stadt Wesel kann nur bei Gefahr handeln
Dass die Immobilie direkt am Bahnhof kein Aushängeschild für die Stadt ist, weiß man auch im Rathaus. Unternehmen könne man aber nichts: „Die Stadt hat nur bei Gefahr in Verzug Eingriffsrecht“, sagt Stadtsprecher Swen Coralic auf NRZ-Anfrage. Es handele sich um ein Privatgrundstück. In den Etagen über den Gewerbeeinheiten, die nach wie vor genutzt werden dürfen, herrschten zuletzt wie berichtet schlimme Zustände, der Abfall stapelte sich in Fluren und Wohnungen.
Im März ließ die Stadt die Wohnungen wegen gravierender Brandschutzmängel räumen und die Schlösser austauschen. Sechs Mietparteien lebten zum Schluss noch im Haus. Damals war Gefahr in Verzug, daher konnte die Stadt handeln und auch den Müll im Keller auf Kosten des Eigentümers beseitigen lassen. Schon vor vier Jahren beklagten Mieter die Zustände: Aufzug und Heizung waren immer wieder defekt, Müll stapelte sich im Keller. Die Gewerbeeinheiten dürfen übrigens weiter genutzt werden, weil sie komplett vom Wohnbereich getrennt sind.
Doch nun scheint der Verkauf des Hauses zur Hängepartie zu werden. Woran das liegt, darüber kann auch die Stadt nur spekulieren. Sind es die Preisverhandlungen? Der Kontakt zu den Eigentümern, eine Investmentgesellschaft mit Sitz in den Niederlanden, und dem potenziellen Käufer sei schwierig, heißt es bei der Stadt. Es gebe keinen direkten Gespräche, sondern nur gelegentlich Kontakte über Rechtsanwälte.
Marodes Hochhaus am Bahnhof: Neue Leitungen wurden verlegt
Nach diesen Informationen soll der Verkauf weiter im Gange sein. Wie berichtet, hat ein Unternehmen Kaufinteresse gezeigt, das in der Umgebung – zum Beispiel in Duisburg – schon Immobilien besitzt und das Hochhaus angeblich wieder auf Vordermann bringen will. Das würde auch die verbliebenen gewerblichen Mieter im Erdgeschoss freuen. Keiner von ihnen kann auf Nachfrage sagen, wie es mit dem Gebäude weitergeht. Arbeiter, die kurzzeitig mit Entrümpelungsarbeiten beschäftigt waren, haben dem Inhaber der Pizzeria erzählt, dass sie im Auftrag eines neuen Besitzers arbeiten. Doch das sei schon Monate her, sagt er.
Derzeit sind immerhin Aktivitäten am Haus zu sehen. Die Versorgungsleitungen für die Gewerbeeinheiten im Boden vor dem Haus wurden erneuert. Das bestätigen Arbeiter, die dort tätig sind, auf Nachfrage. Nach NRZ-Informationen soll das schon der potenzielle Käufer übernommen haben. Solche Signale stimmen die Stadt optimistisch, dass der Interessent am Ende zum Zuge kommt – die Frage ist nur, wann das sein wird...