Wesel. Nach der Räumung des Hochhauses am Bahnhof geht die Stadt davon aus, dass die verwahrloste Immobilie renoviert wird. Was bisher bekannt ist.
Die Stadt Wesel ist „vorsichtig optimistisch“, dass ein Schandfleck in der Stadt bald verschwindet: Das mehrfach in die Schlagzeilen geratene marode und vermüllte Hochhaus an der Dinslakener Landstraße 5 steht offenbar vor einem Besitzerwechsel. Vor vier Wochen ließ die Stadt das verwahrloste Gebäude mit 57 Wohnungen räumen – wegen gravierender Brandschutzmängel. Der Interessent weckt nach ersten Kontakten mit der Verwaltung Hoffnungen.
Wie Swen Coralic für die Stadt Wesel auf NRZ-Anfrage mitteilte, gibt es Anzeichen, dass der Besitzerwechsel unmittelbar bevorsteht. „Es fehlen nur noch Formalitäten.“ Bisher gehört das neunstöckige Gebäude einer Investmentfirma mit Sitz in den Niederlanden. Der potenzielle Käufer soll eine Gesellschaft sein, die in anderen Kommunen in der Region bereits mehrere Immobilien gekauft hat. Eines davon haben Vertreter der Stadt selbst besichtigt. Es sei ordentlich saniert worden, berichtet Coralic. Wer der potenzielle Käufer ist, darüber hüllt sich die Stadt noch in Schweigen.
Marodes Hochhaus: Auflagen müssen erfüllt werden
Dennoch ist man im Rathaus optimistisch, dass die katastrophalen Zustände beseitigt werden. Außerdem hat die Verwaltung rechtliche Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass der Käufer sich um die gravierenden und gesundheitsgefährdenden Mängel kümmert. Der bisherige Besitzer hat die Auflage erhalten, sämtliche Missstände zu beseitigen, bevor wieder Mieter in die oberen Etagen einziehen dürfen – das gilt auch für einen Käufer.
![Zurückgelassener Müll ist nur ein Problem des unbewohnbaren Hochhauses am Bahnhof in Wesel. Zurückgelassener Müll ist nur ein Problem des unbewohnbaren Hochhauses am Bahnhof in Wesel.](https://img.sparknews.funkemedien.de/238189621/238189621_946684801_v16_9_1200.jpeg)
Das Café Vesalia, das Wettbüro und eine Pizzeria im Erdgeschoss dürfen wie berichtet bleiben, weil sie eigene Eingänge und auch ausreichende Fluchtwege haben, während die Mieter der sechs zuletzt noch bewohnten Wohnungen anderweitig unterkommen mussten. Da die Stadt in Besitz der Schlüssel sei, so Coralic, müsse der neue Eigentümer nach dem Verkauf mit der Stadt zusammenarbeiten. „Die Erfüllung der Auflagen wird geprüft. Vorher kann dort keiner wohnen.“
Müllentfernung wurde dem Hochhaus-Eigentümer in Rechnung gestellt
Bei den Missständen handelt es sich vor allem um die Brandschutzmängel: Fehlende Türen auf den Etagen erhöhen zum Beispiel das Risiko für Bewohner im Brandfall. Herumliegender Müll in Fluren und Wohnungen oder heraushängende Kabel bilden zusätzliche Gefahrenherde, ebenso aufgebrochene Aufzugtüren auf einigen Etagen. Der Müll und die Zerstörungen stammen zum Teil von Personen, die in das Haus eingedrungen sind und sich dort illegal einquartiert haben. Die Zugänge sind nun verschlossen, versichert Coralic. In den vergangenen Wochen hat die Stadt bereits Müll aus dem Keller entfernen lassen und dies dem Eigentümer in Rechnung gestellt.
Grundlage für die Räumung der Wohnungen im März war ein TÜV-Gutachten. Beschwerden von Bewohnern über Vandalismus, Müll und die defekte Heizung hat es aber schon seit Jahren gegeben. Wer konnte, hatte längst das Weite gesucht. Ein Großteil der Wohnungen stand schon länger leer. Die Stadt hatte den letzten Mietern bei der Räumung Ersatzwohnungen angeboten, berichtet Coralic: „Keiner ist obdachlos.“
Der Kaufinteressent hat nun zugesagt, die Schrott-Immobilie nach dem Erwerb in einen guten Zustand zu bringen. Ob und wann das passiert, wird in der Stadt aufmerksam beobachtet. Der bisherige Eigentümer hatte auch schon einmal Besserung versprochen, aber nichts getan.