Wesel. . Ein Arzt berichtet von unhaltbaren Zuständen für die Praxis. Nun stapelt sich auch der Müll im Keller. Mieter haben die Stadt um Hilfe gebeten.

Seit über sechs Wochen warten die Bewohner an der Dinslakener Landstraße 5 nun darauf, dass Aufzug und Heizung in dem neunstöckigen Haus instand gesetzt werden – getan hat sich nichts. Im Gegenteil: Seit etwa zwei Wochen ist auch der Hausmeisterservice nicht mehr tätig, offenbar wurden die Zahlungen eingestellt. Im Keller stapelt sich nun der Müll, weil niemand mehr die gefüllten Container nach draußen stellt, das Treppenhaus wird nicht mehr gereinigt.

Auch dort sammelt sich immer mehr Abfall an – kein schöner Anblick. Zu den Mietern im Haus gehören auch Arztpraxen. Eine davon betreibt der Lungenfacharzt Dr. Jörk Stemmann. „Ein unhaltbarer Zustand“, sagt er. Seine Praxis befindet sich in der ersten Etage. Für geschwächte Menschen sind die Treppenstufen ohne Aufzug nicht zu schaffen. So mussten einige seiner Patienten unverrichteter Dinge den Heimweg antreten, berichtet der Mediziner.

Toilette in der Arztpraxis gesperrt

Und: Aufgrund der defekten Heizung liege die Temperatur in den Praxisräumen bei gerade einmal 13 bis 16 Grad. Nach dem letzten Wasserschaden – die alten Leitungen sind schon häufiger geborsten – musste zudem die Patiententoilette gesperrt werden, da der Wasserdruck für die Spülung nicht reicht. Eine Zumutung für eine Arztpraxis, findet er.

Einige verzweifelte Mieter haben sich mittlerweile an Bürgermeisterin Ulrike Westkamp gewandt und um Hilfe gebeten. Wie berichtet, leben in dem Haus Familien mit Kindern sowie ältere und pflegebedürftige Personen. Für einige ist es nur schwer möglich, das Haus zu verlassen oder Einkäufe in die oberen Etagen zu tragen.

Stadt schreibt an die Hausverwaltung

Ein Mieter hat sich wegen des Mülls auch beim Ordnungsamt beschwert. „Wir fürchten, dass bald die Ratten kommen“, sagt der Mann, dessen Name der NRZ bekannt ist. Ein Bewohner aus dem sechsten Stock berichtet entnervt: „Man kann ja nicht mal ausziehen ohne Aufzug.“

Die Stadt wird laut Bürgermeisterin Ulrike Westkamp die Hausverwaltung anschreiben mit der Aufforderung, sich um die Missstände, insbesondere was die Heizung und den Aufzug betrifft, zu kümmern. Denn laut Wohnungsaufsichtsgesetz müsse der Vermieter sicherstellen, dass diese funktionieren.

Bewohner haben eine Richt auf Mietminderung

Auch beim Mieterverein sind zwei Bewohner des Hauses vorstellig geworden, bestätigt Christiane Gottschalk vom Mieterverein. Auf die Schreiben an die Hausverwaltung gab es bisher keine Resonanz. Christiane Gottschalk appelliert an die Mieter, sich möglichst Beistand zu suchen. „Je mehr Mieter sich zusammenschließen, umso eher kann man etwas erreichen.“ Die Bewohner hätten zudem ein Recht auf Mietminderung.

Der Besitzer des Gebäudes ist seit einigen Jahren die Investmentgesellschaft SynCapital Partners aus Amsterdam.

Eigentümer räumt Mängel im Hochhaus ein

Auf NRZ-Anfrage räumt SynCapital Partners einen Teil der Mängel ein: „Es ist richtig, dass in letzter Zeit Probleme mit dem Heizungssystem aufgetreten sind. Diese Probleme sind bekannt und werden kurzfristig gelöst.“ Außerdem kündigt der Eigentümer an, „dass wir eine Renovierung des Gebäudes vorbereiten. Mit dieser Renovierung wird der Wohnkomfort für unsere Mieter erhöht.“ Wann und in welcher Form das passieren soll, war nicht zu erfahren. Und was wird dann aus den Mietern?

Dr. Jörk Stemmer möcht mit seiner Praxis am liebsten im Haus bleiben – aber auf Dauer kann die Praxis so nicht arbeiten. Daher hat er den Eigentümern einen Vorschlag unterbreitet: Er würde die Reparaturen von Heizung und Aufzug in Auftrag geben und die Kosten mit der Miete verrechnen. Eine Antwort steht noch aus.