Wesel. An der Dinslakener Landstraße in Wesel ist ein Hochhaus zwangsgeräumt worden. Bilder dokumentieren die katastrophalen Zustände in dem Gebäude.

Müll in den Wohnungen und auf den Fluren, eingetretene Türen, zerstörte Möbel: Es sind wahrlich katastrophale Zustände, die in dem Hochhaus an der Dinslakener Straße 5 in Wesel geherrscht haben. Schon seit Jahren gerät das Wohngebäude direkt am Bahnhof immer wieder in die Schlagzeilen – nun hat die Stadtverwaltung am Mittwochmorgen eine Reißleine gezogen und das Haus räumen lassen.

Hochhaus in Wesel: Räumung wird mit Brandschutz begründet

Entscheidend für diese drastische Maßnahme war ein Gutachten, das der TÜV in Auftrag der Stadtverwaltung erstellt hat. „Auf der Grundlage der Erkenntnisse des vor kurzem vorgelegten Gutachtens der Fachleute wurde gemeinsam mit der Feuerwehr Wesel sowie der Bauordnungsbehörde das Gebäude am Mittwochmorgen in Augenschein genommen“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Was die Experten vor Ort sahen, bestätigte schließlich das Gutachten: Noch vor Ort wurde angeordnet, dass das Gebäude nicht mehr zum Wohnen genutzt werden darf, weil die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner nicht mehr gewährleistet sei. So bestätigte die Feuerwehr unter anderem Probleme mit dem Brandschutz. Die Menschen, die noch in dem Haus wohnten, mussten es sofort verlassen. Ihnen wurden nach Angaben der Stadt umgehend Ersatzunterkünfte angeboten. Es handelte sich um insgesamt fünf Personen, die in der Hausnummer fünf noch offiziell gemeldet waren.

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„Das war für die Leute emotional sehr belastend und sicher nicht einfach“, beschreibt Swen Coralic von der Stadtverwaltung die Situation, Widerstände gegen die Räumung habe es aber nicht gegeben. Ohnehin scheinen die meisten Menschen zuletzt froh gewesen zu sein, dass sie das gerne mal als Horror-Hochhaus bezeichnete Gebäude verlassen konnten. Immer wieder hatten sich Bewohner an die Verwaltung gewandt, um Hilfe bei der Wohnungssuche zu bekommen – in den meisten Fällen hatte das geklappt, denn noch vor einem Jahr wohnten an der Adresse rund 50 Menschen.

Bewohner in Weseler Hochhaus beklagten die Zustände

Schon damals beklagten Mieter die katastrophalen Zustände – ein Mieter wandte sich dabei direkt an die NRZ. „Das Haus ist schier verwahrlost“, beklagte er im Gespräch mit der Redaktion und berichtete unter anderem von einem defekten Aufzug, einer nicht funktionierenden Heizung und Feuchtigkeit in der Wohnung. Ähnliches berichteten andere Bewohner bereits im April 2019, kurz darauf befreite der ASG die Keller von Müll und Unrat. Auch die Stadt wusste um diese Missstände, sie wandte sich mehrfach an den Eigentümer. Der ist allerdings nur schwer zu erreichen, das Haus gehört einer niederländischen Gesellschaft.

Die Stadt hofft aber nun darauf, dass sich eine Lösung abzeichnet. Es gibt einen Interessenten, der das Gebäude gerne übernehmen würde – und der im engen Austausch mit der Verwaltung steht. Fest steht: Solange die Mängel beim Brandschutz nicht beseitigt sind, darf das Haus nicht wieder zum Wohnen genutzt werden. Damit niemand dort illegal eindringt, wurden die Schlösser ausgetauscht, auch ein Zaun zur Absperrung könnte noch aufgestellt werden. Polizei und Ordnungsamt haben es ohnehin im Blick. Die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner konnten am Mittwoch erstmal nur ihre wichtigsten Habseligkeiten mitnehmen, sie dürfen in den nächsten Tagen aber noch mal ins Gebäude, um Möbel und ihren restlichen Besitz abzuholen.

Nicht betroffen von der Räumung sind die Gewerberäume im Untergeschoss – dort befindet sich das Café Vesalia, eine Pizzeria und ein Wettbüro. Sie können weiterhin genutzt werden, da hier aus Sicht der Fachleute unter anderem wesentliche Voraussetzungen im Rahmen des Brandschutzes gegeben sind, es gibt zum Beispiel geeignete Fluchtwege. Weitere Firmen oder Praxen, die zuletzt noch in dem Haus tätig waren, sind schon seit einigen Monaten ausgezogen, so die Stadt.

Es handelt sich um das linke Gebäude, das nun in Wesel geräumt wurde.
Es handelt sich um das linke Gebäude, das nun in Wesel geräumt wurde. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels
Die Wohnungen in dem Haus in Wesel waren zum Teil komplett vermüllt.
Die Wohnungen in dem Haus in Wesel waren zum Teil komplett vermüllt. © NRZ | Stadt Wesel
Viele Türen sind eingetreten oder anderweitig zerstört worden.
Viele Türen sind eingetreten oder anderweitig zerstört worden. © NRZ | Stadt Wesel
Auch Möbel, wie dieses Sofa, wurden beschädigt.
Auch Möbel, wie dieses Sofa, wurden beschädigt. © NRZ | Stadt Wesel