Wesel. Seit mehr als zweieinhalb Jahren warten Marlies und Jürgen Köster bereits auf ihren Glasfaser-Anschluss. Viele Probleme machen sie stocksauer.
Die scheinbar unendliche Geschichte beginnt im Februar 2021. Bei Marlies und Jürgen Köster liegt ein Schreiben der Deutschen Glasfaser im Briefkasten. Ihr Haus im Randbereich von Wesel-Obrighoven gehört zu den sogenannten „Weißen Flecken“, heißt es da – der Anschluss ans Glasfasernetz wird also gefördert. „Wir mussten uns damals innerhalb weniger Wochen entscheiden, ob wir das machen wollen“, erinnert sich Marlies Köster. Mehr als zweieinhalb Jahre ist das nun her, doch der Zugang zum schnellen Internet ist immer noch nicht vorhanden. Das Ehepaar ist stinksauer auf das Unternehmen, das in Wesel in vielen Bereichen für den Ausbau zuständig ist.
Die Geschichte zwischen der Deutschen Glasfaser und den Kösters schleppt sich so dahin. Ein Jahr nach der Vertragsunterzeichnung – nach einem Online-Meeting und einer ersten Hausbegehung – steht im Februar 2022 plötzlich eine Baufirma vor dem Haus, um die ersten Arbeiten zu erledigen. Das Ehepaar war eigentlich davon ausgegangen, dass es vorher eine Terminabsprache gibt. Doch Fehlanzeige. Und das ist nicht das einzige Problem: Der Wagen, mit dem die Arbeiter gekommen sind, hat ein niederländisches Kennzeichen. Verständigung? Unmöglich, sagen die Kösters. „Keiner von denen sprach ein Wort Deutsch.“
Im Juli rückt dann wieder ein Bautrupp an – erneut ohne Voranmeldung. Dieses Mal legen die Arbeiter direkt los mit ihren Arbeiten. Bis die Kösters das mitbekommen, ist schon die halbe Einfahrt umgebuddelt. „Es konnte keiner mehr rauf oder vom Grundstück runter“, erinnert sich Jürgen Köster. Wieder soll es sich um eine niederländische Firma gehandelt haben.
Anfang 2023 finden die bisher letzten Arbeiten statt, dieses Mal meldet sich das zuständige Unternehmen an und es ist jemand vor Ort, der Deutsch spricht. Die Techniker verlegen das Leerrohr ins Haus, durch das später die Glasfaserkabel gezogen werden sollen. Seitdem verdeckt ein Schrank die Stelle an der Wohnzimmerwand – und die Kösters warten. Im Juli erhalten sie eine Mail mit dem Hinweis, dass sich der Ausbau verzögert. Das betrifft nicht nur das Haus in Obrighoven, sondern rund 1200 Haushalte in Wesel und umliegenden Städten, die sich im geförderten Breitbandausbau befinden.
Stillstand beim Ausbau in Wesel: Das sagt die Deutsche Glasfaser
Grund für den Stillstand: Wie berichtet, befindet sich die Deutsche Glasfaser derzeit im Rechtsstreit mit einem ausführenden Unternehmen – es geht dabei auch um die Qualität der Arbeit. Ob es sich dabei um die Firma handelt, mit der es auch die Kösters zu tun bekamen, konnte ein Sprecher der Deutschen Glasfaser auf Anfrage nicht sagen. Zu den Vorwürfen, die die beiden Weseler äußern, entgegnet der Sprecher: „Bei einer Anschlussverlegung gibt es einen festgelegten Prozess.“
Dazu gehöre unter anderem, dass vor einer Baumaßnahme Kontakt zu den Kunden aufgenommen werde. Dass die Arbeiter ohne Anmeldung erscheinen, „sei nicht gewünscht“. Es habe solche Fälle aber vereinzelt gegeben, räumt der Sprecher ein. Ganz allgemein bestätigte er, dass die Glasfaser mit den Arbeiten der bundesweit tätigen Firma auch in Wesel nicht zufrieden sei. Wann die Anschlüsse fertig werden, konnte er jedoch nicht sagen. Sobald Klarheit herrsche, sollen die Kundinnen und Kunden informiert werden.
Das Ehepaar beklagt nicht nur die schleppenden Bauarbeiten, sondern auch die Kommunikation mit der Deutschen Glasfaser. „Wir haben mehrfach dort angerufen“, sagt Marlies Köster. „Man hat immer jemanden anderen am Telefon und bekommt dann die Standard-Aussage: In zwei bis drei Monaten sei alles fertig.“ Die Obrighovener hoffen nun darauf, dass die Sache bald erledigt ist und die schnellere Internetleitung endlich steht. „Hätten wir gewusst, dass es so läuft, dann hätten wir uns nicht für einen Glasfaser-Anschluss entschieden“, sagt Marlies Köster heute.