Hamminkeln. Die Stadt wappnet sich für weiter steigenden Flüchtlingszahlen und hat die Gaststätte Kamps an der Brüner Straße gekauft. So geht’s nun weiter.
Es wird mal wieder eng in den Hamminkelner Flüchtlingsunterkünften. Die alte Grundschule Mehrhoog dient jetzt auch als Wohnstätte. Hier haben 100 Menschen, die geflüchtet sind, Platz. In den anderen Unterkünften in den Stadtteilen ist so gut wie alles belegt. Zwar gibt es immer mal wieder freie Plätze, aber eine echte Reserve hat die Stadt zurzeit nicht. Das soll sich ändern.
Auch deshalb hat die Stadt die ehemalige Gaststätte Kamps an der Brüner Straße in unmittelbarer Nähe des Rathauses gekauft. Hier plant sie eine weitere Unterkunft für Schutzsuchende. „Wir wollen Kapazitäten vorhalten“, erklärt Bürgermeister Bernd Romanski das Vorgehen der Verwaltung.
Zu unberechenbar ist die künftige Entwicklung, keine Zeit haben die Kommunen, wenn die Menschen unangekündigt von einem auf den anderen Tag vor der Tür stehen. Da will Hamminkeln lieber auf der sicheren Seite stehen und einen Puffer vorweisen können.
Eine Strategie, die auch schon 2016 erfolgreich war. Damals hatte die Stadt die Containerunterkünfte am Daßhorst in Hamminkeln gebaut und damit eine zeitlich begrenzte „Überkapazität“ erreicht. Ganz im Gegensatz zu Wesel. Die Kreisstadt suchte damals händeringend Unterbringungskapazitäten und mietete schließlich Container am Daßhorst für die eigenen Flüchtlinge an.
Hamminkeln will die Fehler anderer Kommunen vermeiden
Lehrreich ist für Hamminkeln auch ein Blick auf andere Kommunen zum Höhepunkt der Fluchtbewegungen in den Jahren 2015 und 2016. Damals zahlten viele Verwaltungen aus der Not heraus „Mondpreise“ an private Eigentümer, um so Herr der verzweifelten Lage zu werden. Auch deshalb setzt Hamminkeln erst einmal auf „eigene“ Unterkünfte.
Über den Kaufpreis von Kamps wird öffentlich nicht gesprochen. Allerdings muss die Stadt für die „Ertüchtigungen“ der ehemaligen Gaststätte mit Fremdenzimmern zu einer Flüchtlingsunterkunft nichts zahlen, wie der Bürgermeister mitteilt. Saniert sind mittlerweile auch die Containerunterkünfte nach dem holländischen Modell an der Rathausstraße. Diese Unterkunft existiert schon länger und war nach der Dauerbelegung in den letzten Jahren renovierungsbedürftig. Hier können jetzt wieder 32 Menschen unterkommen. Bei Kamps wären es nach dem Umbau 26 Plätze.
Noch nicht in der städtische Rechnung für Unterkunftsplätze ist Haus Elmer in Marienthal. Das hat die Caritas nach langem Leerstand gekauft und will hier ein Seniorenheim, eine Jugend-Kinder-Wohngruppe und in Kooperation mit dem Kloster die Titusklause neu etablieren.
Flüchtling in Hamminkeln: Notfall-Option Haus Elmer in Marienthal
Angesichts der weiter steigenden Flüchtlingszahlen hatten sich Stadt und Caritas darauf verständigt, dass das ehemalige Romantik-Hotel auch erst einmal als Flüchtlingsunterkunft dienen könnte. Doch zunächst setzt die Stadt auf eigene Gebäude. „Mit Haus Elmer hätten wir eine Notfalloption“, so Bürgermeister Bernd Romanski. Das sei auch mit Caritas-Geschäftsführer Michael van Meerbeck so abgesprochen.
Der Kauf von Kamps bietet Hamminkeln aber nicht nur eine weitere Möglichkeit, dringend benötigte Unterkünfte für Flüchtlinge in petto zu haben, sondern langfristig auch noch andere Optionen. Die unmittelbare Nähe zum Rathaus und die Lage direkt am Stadtzentrum von Hamminkeln werden sicherlich auch die Fantasie der Stadtplaner anregen.
Zudem gibt es einen unmittelbaren positiven Effekt. Die Parkplätze direkt neben Kamps an der Brüner Straße bleiben im direkten Zugriff der Stadt. Die hatte die Parkplätze bisher für den eigenen Bedarf gepachtet, aber nach einem Eigentümerwechsel befürchtet, dass der Vertrag gekündigt werden könnte. Deshalb hatte sie der Politik im September 2022 eine Alternative vorgeschlagen und ein begehrliches Auge auf den Spielplatz hinter den Parkplätzen am Kerschenkamp direkt gegenüber geworfen.
Der Vorschlag der Verwaltung: Die Spielplatzfläche wird zugunsten von neuen Parkplätzen verkleinert. Doch dieser Schuss ging heftig nach hinten los. Nicht nur der Klimabeirat geißelte den Plan mit sehr deutlichen Worten, auch die Politik – außer SPD und FDP – wollte bei diesem Plan nicht mitspielen und lehnte das Vorhaben ab.
Mit dem Kauf von Kamps hat sich das drohende Parkplatzproblem am Rathaus nun erst einmal erledigt.