Hamminkeln/Wesel. . Die dezentralen Unterbringungsmöglichkeiten in der Kreisstadt sind arg begrenzt. Nun werden wieder Vermieter gesucht. Hilfe kommt aus Hamminkeln.
- In Hamminkeln stehen Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung
- 30.000 Euro Monatsmiete plus Nebenkosten nimmt die Stadt ein
- Wesels Stadtverwaltung kauft sich mit dieser Kooperation Zeit
Interkommunale Zusammenarbeit von ihrer besten Seite. Die Stadt Hamminkeln vermietet Flüchtlingsunterkünfte an die Stadt Wesel. Das gaben die Stadtoberhäupter Ulrike Westkamp und Bernd Romanski bekannt. Die Stadträte werden am Montag (Hamminkeln) und Dienstag (Wesel) über die Kooperation informiert und müssen noch ihre Zustimmung geben, die aber in beiden Städten als sicher gilt.
Wesel hat ein Problem bei der Unterbringung von neuen Flüchtlingen. „Systembedingt“, wie Bürgermeisterin Westkamp betont. Im letzten Jahr lebten neben 400 Asylbewerbern in der Stadt noch 900 Flüchtlinge in zwei Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes. Diese 900 wurden damals auf die Stadtquote angerechnet, weshalb Wesel mit 155 Prozent sein Kontingent mehr als überschritten hatte. Doch im Februar wurden die Erstaufnahmeeinrichtungen geschlossen. Die Quote ging zwischenzeitlich auf 35 Prozent zurück, liegt momentan bei 60 Prozent.
Großer Pool an Wohnungen für Geflüchtete
„Wir haben monatelang bei der Bezirksregierung um Zuweisungen gebeten, aber es kam nichts“, ärgert sich Bürgermeisterin Westkamp über eine Entwicklung, die sie und ihre Mitstreiter im Rathaus befürchtet hatten. Wesel setzt seit dem Beginn der Flüchtlingsaufnahmen auf dezentrale Unterbringung, hatte einen großen Pool an Wohnungen für Geflüchtete. Doch weil die Vermieter nichts hörten, vermieteten sie die Wohnungen anderweitig. Dazu kommt, dass immer mehr Menschen nach Wesel ziehen, zum Beispiel anerkannte Flüchtlinge, die aber nicht auf die Quote angerechnet werden.
Eine Systematik, die Vermietern, die sich bereit erklärt haben, an Flüchtlinge zu vermieten, schnuppe ist. Die Wohnungen aus dem Pool sind großteils weg. Nun hat die Bezirksregierung angekündigt ab Montag, 26. September, wieder pro Woche 30 Flüchtlinge zuzuweisen, doch Wesel weiß nicht, wohin mit diesen Menschen.
Hamminkeln rechnet nicht mit weiteren Zuweisungen
Ganz anders die Situation in Hamminkeln. Die Stadt hat bereits sehr früh für viel Geld Unterkünfte für Flüchtlinge errichten lassen. Zurzeit leben 562 Flüchtlinge in der Kommune, Platz wäre notfalls für 900. Da Hamminkeln jetzt mit einer Flüchtlingsquote von 115 Prozent über dem Soll liegt, rechnet die Stadtverwaltung in diesem Jahr nicht mehr mit weiteren Zuweisungen der Bezirksregierung, hat also Platz. Nun tun sich beide Kommunen zusammen. Wesel mietet für 30 000 Euro plus Nebenkosten pro Monat die rechte Seite des Flüchtlingsdorfs an der Straße Daßhorst in Hamminkeln. „Wir gehen erst einmal von drei bis vier Monaten aus“, so Bürgermeister Romanski: „Wenn wir helfen können, sollten wir das tun.“
Sämtliche administrativen Aufgaben liegen bei der Stadt Wesel - bis hin zum Kita- und Schulbesuch. Kinder aus Büderich oder Flüren zur Schule zu bringen, sei auch nicht viel weniger Aufwand als aus Hamminkeln, sieht Wesels erster Beigeordneter Daniel Kunstleben die Kooperation vor allem pragmatisch. Wesel bekommt mehr Zeit, um Wohnungen für die Flüchtlinge zu suchen. Hamminkeln verdient Geld mit leer stehenden Unterkünften.