Wesel. Kämmerer Schütz stellte dem Rat eine Gesamtrechnung für die Neubau-Optionen der Niederrheinhalle vor. Darin enthalten sind steigende Baupreise.
Sparversion oder volle Ausstattung? Groß oder klein? Die Fakten für den Neubau der Niederrheinhalle liegen auf dem Tisch, nun müssen die Fraktionen überlegen, wo es lang geht. In der Ratssitzung am Dienstag stellte die Firma Cima nochmals die Quintessenz der Bedarfsanalyse vor. Dass der Hallenneubau mit allen Zusatzkosten deutlich mehr kosten wird, als im Gutachten ausgewiesen, erläuterte Kämmerer Klaus Schütz anhand aktueller Berechnungen. Je nach Version könnte der Neubau sogar die Investition für das Kombibad toppen.
Wie berichtet hat das Beratungsunternehmen vier Varianten für eine Veranstaltungshalle berechnet: Zwei voll ausgestattete Hallen mit zusätzlichen Seminar- und Tagungsräumen sowie zwei Sparvarianten für 800 bzw. 600 Personen mit eingeschränkter Ausstattung und ohne Nebenräume. Die abgespeckten Optionen sind mit geschätzten Baukosten in Höhe von 8 oder 6,8 Millionen Euro deutlich günstiger als die größeren Hallen, die für 800 Personen mit 19 Millionen Euro und für 1200 Personen mit gut 25 Millionen Euro veranschlagt werden.
Neubau der Niederrheinhalle: Sparversion schränkt Nutzungsmöglichkeit ein
Wolfgang Haensch von der Firma Cima erläuterte, warum er die Sparversionen für weniger geeignet hält. Unter anderem deshalb, weil die kleinen Lösungen in der Reichweite und Nutzung stark eingeschränkt sind, die Veranstaltungen würden lediglich ein lokales Publikum anziehen, insgesamt wären deutlich weniger Vermietungen möglich. Während für die großen Varianten nach Cima-Berechnungen ein potenzieller Besucherkreis von rund 360.000 Einwohnern angenommen wird, seien es in den Sparversionen nur gut 140.000 Menschen aus der nächsten Umgebung.
Die großen Lösungen erzielen mit geschätzt 665.000 bis 750.000 Euro pro Jahr mehr Einnahmen als die kleinen mit 68.000 bis 82.000 Euro, benötigen mit sechs Vollzeitstellen (400.000 Euro/Jahr) jedoch auch mehr Personal als eine kleine Halle mit nur einer Hausmeisterstelle. Alle Optionen bleiben aber trotz der Einnahmen ein Zuschussgeschäft.
So teuer könnte der Niederrheinhallen-Neubau nach neuen Berechnungen werden
Interessante Zahlen lieferte Kämmerer Klaus Schütz: Sein Fachbereich hat die Gesamtsumme für den Neubau inklusive aller weiteren Kosten berechnet, dazu gehören etwa Abrisskosten, ein städtebaulicher Wettbewerb, die Projektsteuerung und Planungskosten. Unterm Strich liegen die großen Varianten dann bei 26,3 (800 Plätze) oder 33,4 Millionen Euro (1200 Plätze) – die abgespeckten Hallen schlagen nur mit 10,7 bis 12,4 Millionen Euro zu Buche.
Da die Berechnungen der Planer zum Teil schon aus 2021 stammen, hat der Kämmerer die Gesamtrechnung zusätzlich mit einer 30-prozentigen Baupreissteigerung aufgestellt. Nach dieser Rechnung könnte die neue Stadthalle sogar teurer werden als das Kombibad – Schütz kommt auf eine Summe von fast 43 Millionen Euro für die größte Variante. Die 800-Personen-Version würde dann 33,5 Millionen Euro kosten, die Sparversionen liegen bei 13,3 bzw. 15,4 Millionen Euro.
Niederrheinhalle wird nach der Nutzung als Impfzentrum abgerissen
Das durchschnittliche jährliche Defizit für die Halle wird auf bis zu 2,5 Millionen Euro für die größte Version und 880.000 Euro für die kleinste Option geschätzt. Maßnahmen zur Klimaneutralität könnten zu weiteren Kostensteigerungen führen, erläuterte Schütz. Diese Zahlen muss die Politik nun erst einmal sacken lassen und in den Fraktionen besprechen. Große und kleine Varianten sind zwei völlig verschiedene Produkte, betonte Wolfgang Haensch, die Politik müsse sich nun überlegen, was für Wesel benötigt werde.
Eine Entscheidungsfrist gibt es laut Stadt nicht, doch die Zeit läuft: Noch bis Ende des Jahres wird die Niederrheinhalle als Impfzentrum genutzt, danach könnte sie – theoretisch – abgerissen werden.