Wesel. Die Politik in Wesel kritisierte die Pläne für eine neue Buslinie zum Kombibad und zum Auesee zum Teil scharf. Wie es jetzt weiter geht.

Immerhin, am Ende waren sich alle einig: Wenn das neue Kombibad in Wesel im nächsten Jahr öffnet, sollen die Besucherinnen und Besucher dort auch mit den Öffentlichen Verkehrsmittel hinfahren können. Dafür gibt es nun einen Grundsatzbeschluss von Seiten der Politik. Doch an den bisher von der Stadtverwaltung ausgearbeiteten Plänen für die angedachte Buslinie, übten die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung am Mittwochabend zum Teil heftige Kritik.

Diskutiert wurde der Vorschlag einer Linie, die vom Bahnhof über die Innenstadt erst zum Schiffsanleger an der Rheinpromenade führen soll und anschließend weiter zum Kombibad und zum Auestadion. Damit wären, wie berichtet, zwei zentrale Fixpunkte im Weseler Freizeitangebot dann mit dem Bus erreichbar. Von der Aue würde es über die Arbeitsagentur weiter zum Feldmarker Markt bis zum Schulzentrum Nord gehen. Dort könnte der Wendehammer als Endpunkt eingerichtet werden – damit hätte auch die dicht besiedelte Feldmark eine Direktverbindung zum Auesee und zum Rheinbad.

Wesel: So soll der Bus zum Rheinbad und zum Auesee fahren

Die Strecke ist knapp sieben Kilometer lang, die geplante Fahrzeit beträgt etwas mehr als 20 Minuten. Verkehren soll der Bus zwischen 6.30 und 22.45 Uhr – grundsätzlich einmal pro Stunde, an den Wochenenden oder im Nachmittagsbereich aber auch im Halbstunden-Takt. Bedient werden soll die Linie von der Niag und der Busverkehr Rheinland (BVR), in den ersten Planungen werden dafür jährlich 600.000 Euro veranschlagt, die komplett die Stadt übernehmen müsste.

„Das ist ein Fehlkonzept und ein Todesstoß für ein mögliches Stadtbussystem“, sagte Ludger Hovest, Fraktionsvorsitzender der SPD. Er führte gleich mehrere Kritikpunkte aus: Der Fahrweg des Busses sei viel zu lang, die Taktung deutlich überdimensioniert, die Kosten entschieden zu hoch und die Linie könne keine Grundlage für ein sternförmig angelegtes Stadtbussystem mit kurzen Wegen sein. Unter diesem Gesichtspunkte solle die Verbindung aber an den Start gehen, Auch SPD-Ratsfrau Ulla Hornemann zweifelte daran, ob die Linie den tatsächlichen Bedarf abdeckt: „Um 22.45 Uhr steigt niemand am Rheinbad ein. Das geht an der Wirklichkeit vorbei und ist Geldverschwendung.“

Auch Tobias Gerißen von der CDU war vor allem angesichts der hohen Kosten besorgt: „600.000 Euro sind eine stolze Summe.“ Sein Fraktionschef Jürgen Linz ergänzte: „Wir stellen die Buslinie nicht in Frage, aber es müssen die Bedarfe abgedeckt werden, die es wirklich gibt.“ Jürgen Lantermann von der Wählergemeinschaft „Wir für Wesel“ lehnte hingegen das komplette Projekt ab: „Wer soll mit diesem Bus fahren? Wir halten das Unterfangen zu viel zu teuer.“ In eine etwas andere Stoßrichtung blies Birgit Appels von den Grünen. „Der Öffentliche Nahverkehr funktioniert nicht, wenn es keine geeignete Taktung gibt“, gab die Ratsfrau zu bedenken.

Geplante Buslinie in Wesel: Politik fasst Grundsatzbeschluss

Mehr als eine Stunde dauert die Diskussion im Ausschuss, die der städtische Verkehrsplaner Michael Blaess letztlich etwas einzuordnen versuchte – vor allem was die Kosten angeht. Die 600.000 Euro seien das teuerste aller Szenarien, was von den beiden an der Planung beteiligten Busunternehmen genannt wurde. „Wir gehen davon aus, dass es am Ende deutlich günstiger wird“, betonte Blaess.

Es ginge jetzt erstmal um die grundsätzliche Entscheidung, um die Umsetzung der Linie mit der Kreisverwaltung abzustimmen, damit der Bus auch wirklich fährt, wenn das Kombibad fertig ist. Über Details wie die Taktung oder die Fahrtzeiten könne hinterher noch gesprochen werden – allerdings machte der Verkehrsplaner auch deutlich, dass er den ausgearbeiteten Linienweg für die beste Variante hält. Der Bus sei zudem eine Lösung für einen kurzen Zeitraum, bis ein mögliches Stadtbussystem ausgearbeitet sei.

Letztlich konnten sich die Ausschussmitglieder dazu durchringen, diesen Grundsatzbeschluss einstimmig mitzutragen, damit es bei den weiteren Planungen und Abstimmungen keinen zeitlichen Verzug gibt. Allerdings mit dem deutlichen Zusatz, dass wesentliche Details wie der Fahrplan, die Taktung oder die Kosten noch mal genau von der Verwaltung geprüft werden, bevor es eine endgültige Entscheidung des Rates über die Einführung der neuen Buslinie gibt.