Schermbeck. Anwohner berichten von einem Zusammenstoß mit einem Radfahrer. Die Polizei dementiert dies. Wirbel auch um eine Unterschriften-Aktion.
Josef Sebastian ist auch mehrere Tage nach dem Start des Verkehrsversuches noch immer aufgebracht. Der Anwohner der Marellenkämpe steht mit ein paar Nachbarn an der Engstelle und beobachtet den Verkehr. Jedes hier durchfahrende Auto macht den Senior wütend, denn er wehrt sich hartnäcktig gegen die Öffnung der Straße vor seinem Haus. Seit dem 15. Mai läuft der Verkehrsversuch in Schermbeck mit dem Ziel die Mittelstraße zu entlasten. Die geänderte Verkehrsführung führt dazu, dass Kraftfahrzeuge in einer Richtung durch die Marellenkämpe fahren, auch durch eine Engstelle, die bisher durch Poller versperrt war.
Zum Start des Verkehrsversuchs wollten rund 50 Anwohner die Öffnung der Marellenkämpe verhindern. Nach rund 60-minütiger Diskussion mit Bürgermeister Mike Rexforth räumten die Demonstranten dann aber doch die Fahrbahn. In den Tagen danach gab es allerdings weitere Aktionen, berichtet Josef Sebastian. Unter anderem erwähnt er eine Unterschriften-Sammlung. „Alle Autofahrer haben freiwillig unterschrieben. Über den Daumen gepeilt haben sich 600 beteiligt“, erläutert der Anwohner. Manche seien sogar extra zur Marellenkämpe gekommen, um zu unterschreiben.
Irritation um angeblichen Brief an den Landrat
Dann ist von einem „Offenen Brief an den Landrat“ die Rede. Frage an Sebastian, was es damit auf sich habe: Ja, das sei korrekt – er selber habe den Brief übergeben, so der Schermbecker.
Nachfrage: Unter welche Forderung haben die Leute denn ihre Unterschrift gesetzt? Und was steht in dem Offenen Brief? Antwort von Josef Sebastian, der sich als Sprecher der Marellenkämpen-Anwohner bezeichnet: „Das geht Sie gar nichts an!“
Von mehreren Personen, die an der Marellenkämpe in der zweiten Woche des Versuchs ihren Unmut äußern, wird ein „Unfall mit einem Radfahrer“ erwähnt, mehr dazu könne Josef Sebastian berichten. Er sagt: „Ja, das stimmt. Den Unfall hat es gegeben – die Polizei hat den auch aufgenommen, der ist also aktenkundig.“ Nachfrage: Haben Sie den Unfall denn selber gesehen? Das verneint der Senior und antwortet auf die Nachfrage, wer denn den Unfall erlebt habe: „Irgendwer.“ Die Polizei sagt, sie sei zwar zu einem Unfall gerufen worden, es sei aber weder ein Verletzer, noch ein Sachschaden – also kein Verkehrsunfall – festgestellt worden.
Freiwillige Unterschrift oder Nötigung?
Sind die Unterschriften denn der Gemeindeverwaltung überreicht worden? Dazu erklärt Thomas Nübel von der Gemeinde: „Uns ist nichts zugespielt worden.“ Dann ergänzt er zu diesem Thema noch: „Bei uns haben sich allerdings Leute gemeldet und um Entschuldigung gebeten, dass sie dort unterschrieben hätten. Sie seien allerdings auch dazu genötigt worden von Anwohnern, die auf der Straße gestanden hätten.“