Wesel. Immer wieder gibt es Probleme an der Dinslakener Landstraße 5. Mieter des Hochhauses am Weseler Bahnhof beklagen kaputte Heizung und Aufzug.
Die Tür steht immer offen, die Briefkästen im Eingangsbereich sind offensichtlich zerstört und die Deckenverkleidung hängt lose herunter. Schon beim ersten Blick bemerkt man also, dass in dem neungeschossigen Hochhaus mit den blauen Kacheln am Weseler Bahnhof einiges im Argen liegt.
„Das Haus ist schier verwaltungslos“, beklagt Mieter Hans Schindelar. Er wohnt im 8. Stock und muss seit einem halben Jahr die Treppe nehmen. „Seit August ist der Aufzug offiziell gesperrt“, sagt der Bewohner. Im Keller sei er aus der Führungsschiene gefallen.
Immer zwei Grad kälter als draußen
Auch gebe es nun wieder Probleme mit der Heizung. In seiner Wohnung funktioniere sie gar nicht mehr, deshalb ist es hier schon seit Oktober immer rund zwei Grad kälter als draußen. Das ist zum einen unangenehm, zum anderen wird es wegen der Kälte auch feucht: „Drei Mal am Tag muss ich die Fenster abwischen“, macht der Mieter deutlich. Die Miete habe er schon einbehalten, jedoch reagiere der Vermieter darauf nicht.
Andere Mieter berichten ebenfalls von Störungen der Heizung. Hier sei sie zwar nicht dauerhaft ausgefallen, verweigere aber immer mal wieder ihren Dienst, heißt es etwa aus dem Café Vesalia. Im vergangenen Jahr für längere Zeit und auch dieses Jahr schon ein paar Tage.
Zustand des Gebäudes ist weiterhin schlimm
Und das ist mittlerweile schon fast der Normalzustand. Schon im Jahr 2019 hat die NRZ ausführlich über die Zustände in dem maroden Hochhaus berichtet. Danach wurde es kurz besser. Denn auch die Stadt Wesel hatte sich eingeschaltet, Kontakt mit dem Eigentümer gesucht und dafür gesorgt, dass beispielsweise der überall herumliegende Unrat beseitigt und auch in Sachen Brandschutz nachgerüstet wurde.
Der NRZ gegenüber hatte der Gebäude-Eigentümer, eine niederländische Investmentfirma, seinerzeit Renovierungen versprochen, man wollte den Wohnkomfort für die Bewohner erhöhen. Doch heute ist der Zustand des Gebäudes schlimmer denn je.
So sind etwa im leerstehenden Ladenlokal gleich neben der Eingangstür noch die Spuren eines Einbruchs zu sehen. Mit Spanplatten wurde die Tür notdürftig verrammelt, die Scherben der geborstenen Glastür liegen noch am Boden. Einen Hausmeister, so sagen die Mieter, gebe es nicht.
Stadt prüft, ob sie aktiv werden kann
Wegen der Heizung hat sich jüngst einer der Bewohner ebenfalls wieder an die Stadt gewandt. Im Januar war das. „Wir schauen dann immer nach allen rechtlichen Möglichkeiten“, erklärt Stadtsprecher Swen Coralic. In diesem Fall habe man im Zuge des Wohnraumstärkungsgesetzes (ehemals Wohnaufsichtsgesetz) zunächst einmal geprüft, ob denn die Heizrechnungen bezahlt worden sind. Ergebnis: Sind sie.
Im Anschluss sollte ein Gespräch mit dem Anwohner stattfinden, um detaillierter über die Problematik zu sprechen. Da die Person aber nicht zum vereinbarten Termin auftauchte, hatte die Stadt zunächst keine Handhabe mehr. Das stellt sich im Zuge der NRZ-Recherchen nun anders dar: Man werde sich des Themas wieder annehmen und prüfen, welche weiteren Möglichkeiten es gibt.
Denn klar ist auch: Erster Ansprechpartner ist der Hauseigentümer. Dass der allerdings schwer zu erreichen sei, berichten alle beteiligten Parteien. Bewohner wie Hans Schindelar glauben derweil schon gar nicht mehr daran, dass das etwas bringt. Er würde am liebsten ausziehen, sagt er, habe bisher aber aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes, keine neue Wohnung gefunden.