Wesel. Anstatt die Niederrheinhalle in Wesel neu zu bauen, bringen FDP und Grüne eine andere Idee ins Spiel: Das Heubergbad könnte umgebaut werden.
Wenn im kommenden Jahr das Kombibad am Rheinufer pünktlich fertig werden sollte, existierte bisher für das dann leerstehende Heubergbad anschließend nur ein Szenario – und zwar der Abriss. Die Fraktionen von FDP und Grünen im Weseler Stadtrat bringen aber nun eine andere Lösung ins Spiel: Das Schwimmbad in der Innenstadt soll umgebaut werden zu einer multifunktionalen Veranstaltungshalle – und damit den teuren Neubau der Niederrheinhalle überflüssig machen.
Die Liberalen fürchten, dass es noch Jahren dauern wird, bis für die Niederrheinhalle eine tragfähige Lösung gefunden wird – und Wesel als Kreisstadt so lange weiterhin ohne vernünftige Location für Großveranstaltungen auskommen muss. Deshalb will die Fraktion prüfen lassen, ob das Heubergbad künftig als eine Eventhalle für verschiedene Freizeit-, Sport oder Kulturveranstaltungen genutzt werden kann, wenn dort nicht mehr geschwommen wird.
Aus Sicht der FDP hätte das gleich mehrere Vorteile: Das Gebäude gehört bereits der Stadt, eine Sanierung wäre möglicherweise günstiger als ein Neubau, der Heubergpark und die Innenstadt könnten durch einen zentralen Veranstaltungsort aufgewertet werden, das Schwimmbad ließe sich in mehrere kleine und größere Räume aufteilen. Die Liberalen wollen ihren Vorschlag nun von der Verwaltung auf Machbarkeit prüfen lassen.
Die Grünen haben sich dieser Idee angeschlossen. „Sollte die technisch/wirtschaftliche Machbarkeit gegeben sein, werden im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsverfahrens Ideen gesammelt und mögliche Varianten für eine Neunutzung des Heubergbades diskutiert“, schreibt die Fraktion in einem Antrag für den nächsten Stadtentwicklungsausschuss. Heißt im Klartext: Am Ende sollen die Bürgerinnen und Bürger mitentscheiden, wo und in welcher Form Wesels neue Veranstaltungsreihe entstehen soll.
Neubau der Niederrheinhalle: Politik in Wesel hat sich noch nicht positioniert
Der bisherige Plan: Die Niederrheinhalle wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Vier Varianten liegen jetzt auf dem Tisch – und es könnte richtig teuer werden, denn die Preisspanne reicht von 6,8 Millionen Euro für die kleinste und einfachste Version für 600 Personen bis hin zu knapp 25 Millionen Euro für eine Halle mit 1200 Sitzplätzen. Die hohen Investitionskosten sind allerdings wohl der entscheidende Grund dafür, dass sich die Politik bisher nicht klar positioniert hat.
Die Grünen sehen im Vorschlag der FDP „ein herausragendes Beispiel für nachhaltiges Bauen im Sinne von Ressourcenschonung, Weiterverwendung von Baumaterialien und Vermeidung der Entsorgung von problematischen Abfällen.“ Denkbar wäre aus Sicht der Fraktion eine Mehrzwecknutzung als Multifunktionsarena mit Sport-, Spiel-, Bewegungsflächen, unterschiedlichste Arten von Veranstaltungen, die nicht in Konkurrenz zu vorhandenen Spielstätten stehen, ergänzt mit gastronomischen Angeboten. Die Halle könnte so auch von den Schützen genutzt werden.
Heubergbad als Stadthalle: Was laut den Grünen dafür spricht
„Dazu müsste nur die Schwimmhalle umgebaut werden. Sauna, Umkleiden, Gastronomie könnte erhalten bleiben“, heißt es im entsprechenden Antrag. Die teils vorhandenen Baumängel würden hauptsächlich bei der Nutzung als Schwimmbad ein Problem sein, meinen die Grünen. Die zentrale Lage im Heubergpark sei ein großer Vorteil, es gebe ausreichende Parkplätze und eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sowie eine gute Erreichbarkeit per Fuß oder Fahrrad. „Auch würde ein solches Projekt dazu beitragen, die Urbanität der Innenstadt angesichts des immer deutlicher werdenden Bedeutungsverlusts des Einzelhandels zu stärken“, betont die Fraktion.
Die beiden Parteien wollen bei einer Begehung mit den Verantwortlichen der Stadt prüfen lassen, ob ihre Idee tatsächlich technisch und wirtschaftlich machbar wäre. „Manchmal ist sanieren ja auch teurer, als ein Neubau“, sagt Ulrich Gorris, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Weseler Stadtrat. Sollte es eine politische Mehrheit für den Vorschlag geben, sollen anschließend die Weselerinnen und Weseler beteiligt werden – außerdem soll es für die Umsetzung einen Architektenwettbewerb geben.