Wesel. Vier Optionen für eine Veranstaltungshalle liegen vor. Keine Partei hat sich bisher für eine Version entschieden. FDP macht einen Gegenvorschlag.
Anfang November stellte die Firma Cima der Politik vier Varianten für den Neubau der Niederrheinhalle vor: Zwei neue „Sparversionen“ waren zu den bereits bestehenden Optionen mit geschätzten Kosten von mindestens 19 bis 25 Millionen hinzugekommen. Theoretisch könnte in der Ratssitzung am 7. März ein Beschluss gefasst werden. Doch danach sieht es nicht aus. Die meisten Fraktionen brauchen noch Zeit, lediglich die FDP hat schon eine genaue Vorstellung.
Die kleinste Hallenoption für 600 Personen in einfacher Ausstattung (ohne Seminar- und Nebenräume) und mit lokaler Ausrichtung taxierte das Beratungsunternehmen im Jahr 2021 auf 6,8 Millionen Euro, die nächst größere Variante (800 Personen) auf 8 Millionen Euro. Daneben liegen zwei Versionen auf dem Tisch, die Seminar- und Nebenräume, hohes Ausstattungsniveau, flexibel nutzbare Räumlichkeiten und „überregionale Ausstrahlung“ sowie Platz für 800 Personen (19 Millionen Euro) oder für 1200 Personen (25 Millionen Euro) vorsehen. Bei den letzteren Varianten wäre auch ein professionelles Veranstaltungsmanagement notwendig.
Kämmerer rechnet mit mehr als 40 Millionen Euro für die große Hallenversion
Dass es bei diesen Kosten nicht bleiben wird, stellte Kämmerer Klaus Schütz schon im November klar: Inklusive Zusatzkosten wie etwa Abriss der alten Halle, Planungs- und Projektsteuerungskosten sowie mit eingerechneten Preissteigerungen aktualisierte er die Schätzung auf Summen zwischen 13,3 Millionen Euro für die günstigste Variante bis hin zu 43 Millionen für die größte Halle.
Zahlen, die die Politik ins Grübeln gebracht haben, so dass zum Beispiel die SPD-Fraktion in den kommenden Monaten gar keine Entscheidung treffen möchte, wie Fraktionschef Ludger Hovest mitteilt: „Wir sollten erst einmal abwarten, ob das Kombibad im Kostenrahmen bleibt.“ Die Fraktion hat sich noch nicht auf einen Favoriten festgelegt. Für Hovest ist aber klar: „Noch einmal 43 Millionen Euro ausgeben wie für das Kombibad, das kann die Stadt sich nicht erlauben.“ Er sieht auch keinen Bedarf für eine überregional bedeutsame Halle, schon gar nicht mit einem teuren Veranstaltungsmanagement. Eine Version mit rund 1000 Plätzen für örtliche Vereine und Veranstaltungen würde aus seiner Sicht reichen. „Ich sehe die Zeit für eine Entscheidung in den nächsten Monaten noch nicht reif.“
Auch die CDU-Fraktion hat sich noch nicht auf eine Variante festgelegt. Fraktionsvorsitzender Jürgen Linz spricht von einer schwierigen Entscheidung und verweist ebenfalls auf Bauprojekte wie das Kombibad und das Schulbauprogramm. „Finanziell neigt man ja eher zu den günstigeren Varianten. Aber wir wollen uns ja nicht in ein paar Jahren ärgern.“ Auch aus seiner Sicht sollte der Fokus auf die lokalen Veranstaltungen der Vereine gelegt werden. Was vertretbar ist, darüber müsse die Fraktion noch diskutieren.
Niederrheinhalle: FDP für privaten Investor und Hotelbau
Ähnlich sieht es bei den Grünen aus: „Es gibt viele verschiedene Meinungen“, sagt Fraktionssprecher Ulrich Gorris. Er selbst würde für die zweitgrößte Variante (19 Millionen Euro) plädieren, die auch die Firma Cima vorschlägt. Doch mit Blick auf aktuelle Investitionen und die Ausgaben für das geplante Stadtbussystem sieht auch er die Zeit für eine Entscheidung noch nicht gekommen. Die Grünen, so Gorris, werden sich dazu noch mit den Partnern des Jamaika-Bündnisses von CDU und FDP abstimmen.
Für die FDP ist schon klar, mit welcher Vorstellung die Fraktion in dieses Gespräch geht, sagt der Vorsitzende Michael Oelkers. Eine weitere Großinvestition wäre zu viel für die Stadt, erläutert Oelkers, das würde die städtischen Rücklagen aufbrauchen. „Dann droht uns eine Haushaltssicherung.“ Der Vorschlag der FDP: Die Stadt soll einen Investor suchen, der eine Halle in der bisherigen Größenordnung plus Hotel errichtet. Außerdem halten die freien Demokraten es für sinnvoll, in Kombination damit ein Wohnheim für Azubis und Stundenten zu bauen.
Die WfW-Fraktion ist mit den konzeptionell weit auseinanderliegenden Cima-Vorschlägen nicht zufrieden und würde sich einen Kompromiss wünschen, der die Bausteine neu zusammensetzt, so Thomas Moll. Dafür könnte er sich auch ein weiteres Gutachten vorstellen, das keine 08/15-Halle, aber eine dennoch bezahlbare Variante präsentiert. Die Linksfraktion wird sich in den kommenden Wochen erst mit der Meinungsbildung beschäftigen, erklärt Barbara Wagner auf Anfrage.
Niederrheinhalle wird vorerst nicht abgerissen
Das Impfzentrum ist wie berichtet Ende 2022 geschlossen worden, seitdem steht die Niederrheinhalle leer. Wie der Beigeordnete Markus Postulka erklärt, ist vorläufig noch nicht geplant, das Gebäude abzureißen. Der Grund: Ein Abriss in Verbindung mit einem Neubau sei für die Stadt wirtschaftlicher. Mit Kosten in Höhe von rund 800.000 Euro ist beim Rückbau der alten Halle zu rechnen. Mit Blick auf den Zeitplan sagt Postulka: „Je länger wir warten, desto ungewisser werden die Kosten.“