Wesel. Vier Varianten für einen Hallenneubau werden am Dienstag dem Rat präsentiert. Die günstigste kostet nur 6,8 Millionen Euro, hat aber Nachteile.
Die Planungen für den Neubau der Niederrheinhalle gehen in eine weitere Runde: Vier Varianten liegen jetzt auf dem Tisch. Die Preisspanne reicht von 6,8 Millionen Euro für die kleinste und einfachste Version für 600 Personen bis hin zu knapp 25 Millionen Euro für eine Halle mit 1200 Sitzplätzen. Im Frühjahr hatte die Politik nach einer Präsentation von zwei Vorschlägen beschlossen, nochmals kostengünstigere Optionen prüfen zu lassen. Die Ergebnisse der gut 100-seitigen Analyse stellt die Beratungsfirma Cima dem Stadtrat am Dienstag, 8. November, vor – inklusive einer Einschätzung, welchen Neubau sie für den besten hält.
Ende 2021 hatte das Beratungsunternehmen zwei Entwürfe für den Neubau einer Stadthalle präsentiert: Variante A ist eine Veranstaltungsstätte (Netto-Raumfläche: 2844 Quadratmeter) mit 800 Sitzplätzen (oder 1100 Stehplätze), einem teilbaren Saal plus Neben- und Seminarräumen. Geschätzte Kosten: 19 Millionen Euro. Die Variante B sieht eine größere Halle mit 1200 Sitzplätzen vor, ebenfalls ausgestattet mit Neben- und Seminarräumen (3689 Quadratmeter Nettofläche). Mit geschätzt gut sechs Millionen Euro mehr würde diese Option zu Buche schlagen.
Weil diese Vorschläge enorme Kosten mit sich bringen, erhielt das Fachbüro den Auftrag, die Halle auch in einer günstigeren Version zu konzipieren. Vorbild sollte die Aula der Gesamtschule am Lauerhaas sein, ein ressourcenschonendes Plusenergiegebäude. Nun liegen die Entwürfe vor: Variante C für eine Halle mit 800 Sitzplätzen und Variante D für 600 Besucher. Beide bieten keine Neben- und Seminarräume, sind aber mit Baukosten in Höhe von 8 bzw. 6,8 Millionen Euro deutlich günstiger. Die anvisierten Kosten dürften schon wieder gestiegen sein, die Verwaltung will in der Ratssitzung aktualisierte Zahlen nennen.
Favorit des Beratungsunternehmens Cima und der Stadt war 2021 die Variante A mit 800 Plätzen, da „die Mehrkosten für den Bau der größeren Variante in keinem Verhältnis zu den dadurch ermöglichten Veranstaltungen (...) stehen“, hieß es damals. Die Stadtverwaltung verwies darauf, dass für größere Veranstaltungen die Eventhalle für 1350 Personen und das Deichhaus auf der Grav-Insel (2500 Personen) zu Verfügung stehen. Von der Veranstalter-Seite gab es jedoch Stimmen für die größere Version B.
Neue Niederrheinhalle soll konkurrenzfähig in der Region sein
Die Bedarfs- und Standortanalyse des Fachbüros beruht sowohl auf einer Befragung von potenziellen Nutzern als auch auf einer Wettbewerbs- und Wirtschaftlichkeitsanalyse. Darin wird festgestellt, dass es in Wesel den Bedarf für einen 800 Personen fassenden Saal gibt – aber ebenso eine Nachfrage nach kleineren Räumen für bis zu 150 Gäste. Das Beratungsbüro sieht gute Chancen, die neue Halle als „bedeutsame und multifunktionale Veranstaltungshalle“ im östlichen Kreisgebiet und südlichen Kreis Borken zu platzieren. Auch in Sachen Tagungen und Seminare könnte der Neubau mit den Mitbewerbern konkurrieren, heißt es.
Zumindest bei einer Umsetzung der Varianten A und B könnte Wesel sich als „relevanter Veranstaltungsstandort“ etablieren. Bei Umsetzung der abgespeckten Varianten C und D, also ohne Tagungs- und Nebenräume, werde „ausschließlich eine lokale Ausstrahlung“ erreicht und dabei für bestehende Veranstaltungsräume eine Konkurrenz geschaffen.
Diese Kosten verursachen die Varianten für die neue Niederrheinhalle
Neben den Baukosten hat das Beratungsbüro auch die jährlichen Gesamtkosten (Betriebskosten, Bauunterhaltung, Kredite) berechnet: Diese liegen bei der Variante A (800 Plätze, mit Neben- und Seminarräumen) bei 1,9 Millionen Euro pro Jahr, bei der 1200-Plätze-Option B bei 2,3 Millionen Euro. Bei den günstigeren Varianten C und D käme die Stadt deutlich billiger weg: Für die Variante C (800 Plätze) wären es 580.000 Euro pro Jahr, in der kleinsten Version D sogar nur rund 488.000 Euro.
Im Vergleich der beiden Optionen für 800 Personen gehen die Planer davon aus, dass in der Variante A mit Neben- und Tagungsräumen 190 Veranstaltungen jährlich stattfinden können, in der günstigeren Version C nur 70. Fest steht für die Fachleute aber auch: Eine Stadthalle wird die Kommune immer Geld kosten, „auch mit mehr Veranstaltungen und höheren Gebühren wird eine Unterdeckung bleiben.“
Das Fazit: Das Beratungsunternehmen empfiehlt der Stadt weiterhin den Bau der Variante A. Die Optionen C und D haben aus Sicht der Fachleute ein „stark reduziertes Raumangebot“, es handele sich nicht um eine „regional bedeutsame“ Halle.
Niederrheinhalle: Fachbüro empfiehlt Bau durch die Stadt
Die Cima rät außerdem davon ab, einen Investor für das mit Erbpacht belegte Grundstück zu suchen. Der Grund: Ein privater Investor werde höhere Renditeinteressen als die derzeitigen Zinsen für Kommunalkredite verfolgen, sodass der Neubau der Niederrheinhalle durch die Stadt günstiger sei.