Schermbeck. Der Hofladen ist nicht das einzige Standbein der Schermbecker Familie, sie fahren auch auf Wochenmärkte in der Region und machen einiges mehr.
Im Dezember 1999 entschlossen sich die Landwirte Karin und Gerd Graaf an der Weseler Straße 37 im Schermbecker Ortsteil Bricht neue Wege zu gehen: Sie eröffneten in dem ehemaligen Kuhstall einen Hofladen. Angeboten werden von jeher regionale Produkte aus der Landwirtschaft. Die eingeweckten Gurken, Rote Beete und der Gemüse-Mix, nach einem überlieferten Familienrezept, sowie der Kuchen im Glas, gehören noch immer zum Markenzeichen des Unternehmens.
In den ersten Jahren wurde für das Einwecken die hauseigene Küche genutzt, um Rezepte auszuprobieren und Gemüse einzuwecken. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde diese sehr schnell zu klein, so dass die Küche verlegt wurde. Auf vielen Märkten in der Umgebung ist Gerd Graaf bis heute mit seinen Produkten präsent. 30 Jahre später – im November 2019 – übernahm Tochter Lisa Betrieb. Ehemann Raoul Laqua kümmert sich als Geschäftsführer um die Geschicke des Ladens. „Das war für uns ein Senkrechtstart in die Selbstständigkeit,“ beschreibt er die Entscheidung. Von Beruf ist er Systemgastronom und wie er lachend sagt: „Von meiner Mutter und Großmutter zum Hausmann ausgebildet.“
Bauer Graaf in Schermbeck: „Wir hatten gar keine Zeit für den Schock“
Hofläden haben für ihn Zukunft, deshalb habe sich das Paar gern der Herausforderung gestellt. Was beide in den zweieinhalb Jahren festgestellt haben: „Man lernt nicht unbedingt nur die Hürden der Betriebswirtschaft kennen, sondern auch die gesellschaftlichen Hürden der nicht vorher zu sehenden Verhaltensweisen von Menschen“.
Direkt nach Übernahme des Hofladens kam Corona. Aber: „Wir hatten gar keine Zeit für den Schock“. Denn mit den angebotenen Lebensmitteln wären sie von ihren Stammkunden der Ansprechpartner Nummer eins geblieben. Zusätzlich richtete er einen Lieferservice ein und fuhr bestellte Waren an zwei Tagen in der Woche bis zur Haustür der Kunden. Auch heute noch beliefert er einige wenige Kunden, die aus dieser Zeit der allgemeinen Quarantäne, dem Hofladen Bauer Graaf treu geblieben sind.
Der Ukrainekrieg, die Inflation und die Energiekrise – auch das wirkt sich natürlich aus. Zum einen haben die Laquas selbst mit Preissteigerungen zu kämpfen, zum anderen sind auch die Kunden zurückhaltender geworden. Grundsätzlich hat das Paar das Prinzip der Eltern übernommen den Kunden nachhaltigen Genuss, anstatt neu erfundener Kreationen anzubieten.
Dabei steht der Betrieb auf zwei Beinen: Neben dem Hofladen ist das der Verkauf des eingekochten Gemüses in circa 40 Verkaufsstellen und auf diversen Märkten. Ansprechpartner ist die Familie Laqua auch für Geschenkkörbe, die von Anfang an gern gekauft wurden.
Auch die „Schermbecker Kiste“, die ganz individuell aus Schermbecker Produkten zusammengestellt wird, laufe gut. Natürlich wurde in den letzten zweieinhalb Jahren auch Neues ausprobiert. Laqua erzählt: „Wir haben aus dem Gemüse, welches nicht verkauft wurde, Eintöpfe gekocht, mussten dann aber feststellen, dass das am Ende doch nicht wirtschaftlich war“. Eine weitere Veränderung: Die Produktpalette Marmelade wurde ausgetauscht. Diese wird nun selbst eingekocht – aus 70 Prozent Obst von der Obstplantage Schellhorn in Gahlen und 30 Prozent Zucker. Der Bereich Kuchen im Glas wird erweitert. Auch sollen ab dem Spätsommer Einmach-Kurse angeboten werden.
Eine neue Erfahrung war für den Geschäftsmann der erste Besuch bei der Grünen Woche in Berlin. Sehr positiv habe er den Austausch mit Kollegen empfunden, Verbindungen geknüpft und Ideen mit heim genommen. Ein wichtiger Partner im Betrieb sei sein Schwiegervater Gerd Graaf, der im Betrieb weiterhin aktiv ist. Ein Nebeneffekt, den besonders Raoul Laqua genießt: „Dadurch, dass der Schwiegervater noch mitarbeitet, darf ich meine einjährige Tochter aufwachsen sehen.“