Schermbeck. .
„Wieder wie immer?“ Ursula Kurasz weiß, was die Stammkundschaft will. Ob Kartoffeln, Eier oder frisches Obst der Saison - im Bauernladen von Gert und Karin Graaf gibt’s nur Produkte aus dem eigenen Betrieb oder aus der Region.
Ein Angebot, das sich längst über Schermbeck hinaus herumgesprochen hat. Dazu hat sicher auch beigetragen, dass Landwirt Graaf mit den Erzeugnissen seines Hofes freitags auf dem Loikumer Bauernmarkt und samstags auf dem Rheinischen Bauernmarkt in Düsseldorf-Derendorf zu finden ist.
Eigentlich lag die Entscheidung für den Hofladen ganz nah, schildert Karin Graaf die Entwicklung. Schon lange hatte die Familie Kartoffeln und Eier „an der Haustür“ verkauft. Als sich Ende der 1990er Jahre abzeichnete, dass es für die Landwirtschaft mit Kühen und Schweinen keinen Nachfolger geben wird, weil sich die Kinder anders orientiert hatten, entschloss sich das Ehepaar Graaf, aus dem Kuhstall einen Hofladen zu machen. Bereut haben die beiden Schermbecker diese Entscheidung bis heute nicht. Auch wenn der Landen und die Marktbesuche keineswegs weniger Arbeit machen als die Landwirtschaft. Gerd Graaf (59), bewirtschaftet seine Getreidefelder, rodet sogar die Frühkartoffeln selbst, um sie anschließend von Hand zu lesen und kümmert sich um rund 600 Hühner in zwei Ställen. Ehefrau Karin ist verantwortlich für den Hofladen und vor allem für die Dinge, die dort verkauft werden. Zum Beispiel die Hausmacher-Gurken.
Gerade ist Gurkenzeit und die 56-Jährige hat alle Hände voll zu tun. Die Gurken müssen eingekocht, in große und kleine Gläser gefüllt, versiegelt und anschließend beschriftet werden. „Da helfen dann auch Sohn und Tochter mit beim Schnippeln“, erzählt Karin Graaf. „Das ist auch unser Renner“, verkündet Mitarbeiterin Ursula Kurasz lachend, während sie gerade die frisch eingeweckten Gläser in die Regale stellt. Die Gurken stammen übrigens aus Büderich, erzählt Gerd Graaf und schildert, wie er an die Adresse von Gemüsebauer Sackers gekommen ist. „Ich hab’ meinem Kollegen Stegerhoff mal gesagt, dass die Gurken, die wir beziehen, schlecht sind. Da hat er mir eine Flasche Eierlikör in die Hand gedrückt und gesagt, dass ich mit einem schönen Gruß von ihm doch mal nach Büderich zu Sackers fahren soll.“ Das hat der Schermbecker dann auch gemacht - und seither bekommt er Gurken aus dem Polderdorf.
Zu Hause wird probiert
Alle Produkte, die im Hofladen an der Weseler Straße darüber hinaus angeboten werden, stammen aus der Region: Säfte aus Hamminkeln, Öl aus Dingden, Schwarzbrot aus Erle, Honig aus Gahlen, Obst aus Kirchhellen, Käse aus Kerken und Marmelade aus Erle. Regionalität ist für Gerd Graaf wichtig. Darauf weist er seine Kundschaft an Markttagen gerne hin. Der Verkauf in Loikum oder Düsseldorf macht dem 59-Jährigen richtig Spaß. „Bis 1997 hab’ ich ja immer allein auf dem Feld oder im Stall gearbeitet und gar nicht gewusst, wie schön es ist, mit Menschen zu arbeiten.“ Ehefrau Karin ist lieber zu Hause. Hier gibt’ schließlich auch genug zu tun. Neben dem Verkauf im Laden kümmert sie sich darum, dass die Vorräte an eingelegten Gemüsen nicht ausgehen. Außerdem backt sie Kuchen. Nicht irgend einen, sondern Kuchen im Weckglas. „Ich habe das einfach mal ausprobiert.“ Ob Marmor-, Eierlikör oder Nusskuchen - das fertige Gebäck ist in dem Glas ein Jahr haltbar. „Im Winter backe ich auch noch einen Rotweinkuchen“, erzählt sie. Das Rezept zum Marmorkuchen im Weckglas hat es übrigens in das Buch „Niederrheinische Rezepte und Lebensart“ geschafft.
Die Produkte aus eigener Herstellung kommen natürlich auch bei Familie Graaf auf den Tisch. Gerade gab’s Kartoffeln der Sorte Linda. Das Urteil von Gerd Graaf: „Die schmecken noch nicht richtig. Linda ist eben eine richtige Wintersorte.“ Der Fachmann muss es ja wissen.